Nicht jammern, anpacken!

Marianne Kugler-Wendt war eines der ersten Mitglieder der Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken e. V. und ist dem Verein bis heute treu verbunden. Sie erinnert sich an die Anfänge von pro Region und wirft für uns einen Blick in die Zukunft.

Ein Unternehmer und ein Gewerkschafter gründen gemeinsam eine Bürgerinitiative: Reinhold Würth, bisher nicht gerade als Freund der Gewerkschaften bekannt, und Frank Stroh, kämpferischer Erster Bevollmächtigter der starken IG Metall Neckarsulm-Heilbronn. Das ruft zunächst Kopfschütteln hervor. Die Bedeutung und Entwicklung der Region Heilbronn-Franken bekannt zu machen, das einte Unternehmer und Gewerkschafter einst. Ja, die Region hatte eine Stärkung nötig. Insbesondere Verkehrsanbindung, Infrastruktur, Arbeitsplatzentwicklung und Hochschulstandort – und damit Zukunftsthemen – wurden von Politik, Unternehmen, Verbänden und Institutionen nicht ernst genug angepackt. Schlusslicht bei der Anzahl der Studienplätze in Baden-Württemberg zu sein, war nur ein Aspekt, der lauthals bejammert wurde.

Die Stärken der Region – Landschaft, Kultur, regionale Produkte, Weltmarktführer, fleißige Leute überall, Gesundheitsangebote von Akutkliniken bis Rehaeinrichtungen – waren im Land hingegen nicht bekannt und auch den Bürgern der Region gar nicht bewusst. Der Regionalverband und die Regionalversammlung wurden, weil nicht direkt gewählt, nur in Planungsfragen wahrgenommen. Es fehlte die Wahrnehmung als eine Region – in der Region selbst und im Land. Heilbronn-Franken, hervorgegangen aus der Kommunalreform, lebte nicht gemeinsam.

Eine Situation zu erkennen und dann nur zu jammern, das sind Eigenschaften, die weder auf Reinhold Würth noch auf Frank Stroh zutreffen. Als Geschäftsführerin der zweitgrößten Gewerkschaft, deren Zuständigkeitsbereich sich mit der Region Heilbronn-Franken deckte, fand ich Gefallen an der Idee, denn Anpacken war schon immer auch meine Devise. Die ersten Jahre waren von unterschiedlichen Aufgaben geprägt: Ziele mussten formuliert, Ideen gesammelt werden. Es gab die Gründungsversammlung, ein Workshop in Künzelsau.

Öffentlichkeitsarbeit musste geleistet, Mitglieder gewonnen werden. Viele Repräsentanten aus Politik, Verbänden und Unternehmen waren skeptisch, doch die meisten machten mit. Waren sie von den Zielen überzeugt und wollten sie aktiv dabei sein? Oder war es nur die Absicht, nichts zu versäumen, was möglicherweise erfolgreich sein könnte? Egal, die Mitgliederzahl wuchs und die Versammlungen fanden unter reger Beteiligung der Mitglieder und Öffentlichkeit statt.

Gegenüber der Politik in der Region, im Land und auf Bundesebene ist pro Region heute Türöffner, Interessenvertreter der regionalen Anliegen, wird ernst genommen und repräsentiert die Region. In Heilbronn-Franken tragen Regionaltag, Sportfest und Beteiligung an Veranstaltungen zum „Wir sind die Region Heilbronn-Franken“bei. Davon darf es noch ein bisschen mehr sein. Deshalb sind die jüngsten Aktivitäten in einigen kleineren Gemeinden zur Demografieentwicklung und die Schülerwettbewerbe die richtigen Schritte.

Marianne Kugler-Wendt