Nur in jedem vierten deutschen Unternehmen steht eine Frau an der Spitze

Es herrscht Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen in den Chefetagen. Foto: Adobe Stock/winai

Frauen sind in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Nach Einschätzung der Auskunftei Schufa sei es für Frauen einfacher, durch Selbstständigkeit ihre eigene Chefin zu werden, als eine Spitzenposition in einem Unternehmen zu erreichen.

Männer dominieren nach wie vor die obersten Managementebenen. Insgesamt steht nur in 26,4 Prozent der Unternehmen mindestens eine Frau als Vorständin, Geschäftsführerin oder Inhaberin in der obersten Führungsriege. Rund 30 Prozent aller Einzelunternehmen werden von Frauen geführt. Bei Personen- und Kapitalgesellschaften liegt der Anteil bei rund 20 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Schufa-Datenbestands von 4,5 Millionen Unternehmen (Stand: Februar 2023).

Ausschließlich weiblich geführte Unternehmen seien eine absolute Seltenheit. „Bei Unternehmen mit mehreren Personen in der ersten Führungsebene gibt es kaum Beispiele, in denen die Top-Positionen ausschließlich mit Frauen besetzt sind“, erklärt Grit Bantow, Leiterin Center of Competence B2B bei der Schufa Holding AG. „Bei Betrieben mit zwei Personen in der ersten Führungseben sind das nur bei 3,5 Prozent ausschließlich Frauen.“ Bei Unternehmen mit drei oder mehr Personen in der ersten Führungseben liege der Anteil nur noch zwischen 1,3 und 0,3 Prozent. Große Führungsgremien, die ausschließlich aus Männern bestehen, seien dagegen keine Seltenheit. Bei Unternehmen mit mehr als einer Person in der ersten Führungsebene liege der Anteil der ausschließlich von Männern geführten Unternehmen zwischen 44 und 70 Prozent.

Im Osten der Bundesrepublik führen mehr Frauen

Von allen Führungspersonen in Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland sind laut der Schufa-Auswertung 15,7 Prozent weiblich. In fast allen neuen Bundesländern liege der Anteil an Frauen leicht höher als im Rest der Republik. Am höchsten ist der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern mit rund 17,1 Prozent, gefolgt von Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Sachsen-Anhalt hat einen Frauenanteil von 16,3 Prozent. Am niedrigsten ist der Frauenanteil in Bremen mit 13,6 Prozent.

Höchster Anteil in traditionellen Frauenberufen

In Branchen, die traditionell eher weiblich geprägt sind, ist der Anteil an Unternehmen mit mindestens einer Frau an der Spitze laut Schufa erwartungsgemäß am höchsten. Im Gesundheitswesen liegt er bei rund 56 Prozent, im Dienstleistungssektor, Sozialwesen und bei kreativen Tätigkeiten noch bei 42 Prozent. Am geringsten ist der Frauenanteil im Ver- und Entsorgungsgewerbe mit 14 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe, etwa im Maschinenbau oder der Herstellung von Metallerzeugnissen, mit 12 Prozent und im Baugewerbe mit nur 8 Prozent.

Weniger als jedes fünfte Aufsichtsratsmitglied ist eine Frau

Die Schufa-Studie hat sich auch mit dem Frauenanteil in Aufsichtsräten beschäftigt. Dieser liegt bei 18 Prozent, das heißt, nicht einmal jede fünfte Position ist hier mit einer Frau besetzt. In mehr als der Hälfte aller Aufsichtsräte sitzt gar keine Frau.

Eine etwas höhere Quote an Frauen im Aufsichtsrat konnte in traditionell weiblich geprägten Branchen festgestellt werden, etwa im Bereich Personalwesen und Arbeitsvermittlung mit 28 Prozent, Erziehung und Unterricht mit 27 Prozent oder im Gesundheits- und Sozialwesen mit 24 Prozent.

Untersucht wurden laut Schufa rund 4,5 Millionen aktive Unternehmen, davon 1,7 Millionen Personen- und Kapitalgesellschaften und 2,8 Millionen Einzelunternehmen, zum Beispiel Gewerbetreibende und Freiberufler. Erfasst wurden dafür über 5,2 Millionen Personen der ersten Führungsebene (Geschäftsführung, Vorstand, Inhaberschaft). Die Auswertung umfasse alle Branchen und Größenklassen und liefere damit ein umfassendes Bild über die deutsche Unternehmenslandschaft. Non-Profit-Unternehmen und GbRs wurden nicht betrachtet. Die Auswertungen der Aufsichtsräte beruhen auf knapp 48.000 Aufsichtsratsmitgliedern von rund 13.000 Unternehmen, die einen Aufsichtsrat oder einen Verwaltungsrat haben.

red.