Öhringen: eine Hohenloher Perle

Hofgarten mit Blick auf Schloss und Stiftskirche in Öhringen. Foto: Stadt Öhringen

Die Große Kreisstadt Öhringen ist nicht nur die einwohnerreichste Stadt im Hohenlohekreis. Mit ihrer Lage direkt am Limes blickt sie auch auf eine Geschichte zurück, die bis in die Römerzeit reicht.

Der Limes, einstiger römischer Grenzwall und heute UNESCO-Weltkulturerbe, ist eng mit der Historie von Öhringen verknüpft. Nach dem Bau des Limes um 155 n. Chr. befanden sich zwei Kastelle an dem Ort, der damals Vicus Aurelianus hieß, benannt nach dem römischen Kaiser Marcus Aurelius. Doch gut ein Jahrhundert später, um 260 n. Chr., war es bereits vorbei mit der römischen Besatzung – die Alamannen überrannten den Limes. Geblieben von den Römern ist der Wein, der in Hohenlohe bis heute prächtig gedeiht, sowie Fundstücke aus der Römerzeit, die Besucher im Öhringer Weygang-Museum betrachten können.

Für ein paar Jahrhunderte wird es still um den Ort. Die Siedlung am Fluss Ohrn taucht erst 800 Jahre später als „Oringowe“ in einer Stiftungsurkunde wieder auf und entwickelt sich in den Folgejahren zu einer Freien Reichsstadt. Im „Öhringer Weistum“ einer der ältesten Urkunden in deutscher Sprache aus dem Jahre 1253, wird Öhringen erstmals als „Stadt“ bezeichnet.

Von 1253 bis 1806 steht Öhringen unter hohenlohischer Herrschaft und wird im 17. Jahrhundert Residenzstadt, wovon bis heute Schloss und der malerische Hofgarten zeugen. Ab 1806 wird die Stadt in das neue Königreich Württemberg eingegliedert. Trotz Anschluss an das Eisenbahn- und Fernsprechnetz sowie der Gründung eines Elektrizitätswerks Ende des 19. Jahrhunderts fand keine Industrialisierung in größerem Stil statt. Öhringen blieb ein Landstädtchen, das beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nur gut 4500 Einwohner zählte. Nach dem Krieg hat sich die Einwohnerzahl durch Heimatvertriebene mehr als verdoppelt.

Attraktiv zum Arbeiten und Wohnen

Heute ist Öhringen mit mehr als 25.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt im Hohenlohekreis und fungiert als Mittelzentrum. Als Standort für Handel, Gewerbe und Industrie strahlt die Stadt weit in die Region ab. Nach Angaben der Wirtschaftsförderung übersteigt die Zahl der Einpendler die der Auspendler deutlich. Da die verfügbaren Gewerbeflächen nahezu ausgereizt sind, sucht die Stadt derzeit nach einem geeigneten Standort für die Ausweisung eines weiteren Gewerbegebiets. Die Standortattraktivität beruht nicht zuletzt auf dem direkten Anschluss an die A6 und dem nahegelegenen Anschluss an die A81.

Auch als Wohnort erfreut sich Öhringen wachsender Beliebtheit. Eine Weiterentwicklung findet derzeit im Gebiet „Limespark“ statt. Einen wichtigen Beitrag zur Attraktivität und Lebensqualität der Stadt leistete 2016 die Ausrichtung der 26. Landesgartenschau Baden-Württemberg unter dem Motto „Der Limes blüht auf“. Die Grün- und Erholungsanlagen der Stadt sind seither ein Anziehungspunkt für Bewohner und Touristen gleichermaßen.

Beliebtes Ausflugsziel

Die Öhringer Altstadt mit ihren historischen Häusern, dem Renaissance-Schloss, der Stiftskirche und dem nahegelegenen Hofgartenpark sowie das gute Rad- und Wanderwegenetz entlang des Limes machen Öhringen zu einem beliebten Ausflugsziel. Um den Tourismus gemeinsam zu fördern, hat sich die Stadt mit den Kommunen Zweiflingen, Pfedelbach und Bretzfeld zu den „Hohenloher Perlen“ zusammengeschlossen.

In Öhringen und Umgebung finden Besucher ein breit gefächertes gastronomisches Angebot, das von Hohenloher Spezialitäten bis zu internationaler Küche reicht. Regionale Weine, die in Weingütern rings um Öhringen entstehen, runden das kulinarische Angebot ab. Zu den jährlichen Veranstaltungshighlights zählen der Öhringer Pferdemarkt, das Sommerfestival im Hofgarten und das Hohenloher Weindorf. Der Wein ist mit das schönste Erbe, das die Römer den Öhringern hinterlassen haben, wenngleich es bei Asterix und Obelix heißt: „Die spinnen, die Römer.“

Aber auch den Öhringern wird augenzwinkernd ein wenig Torheit nachgesagt. Dem „Hamballe“, womit die Hohenloher einen liebenswürdigen, aber törichten Menschen bezeichnen, haben die Öhringer sogar ein Denkmal gesetzt. Der „Hamballe-Brunnen“ in der Altstadt zeigt einen Mann, der bei strömendem Regen die Blumen gießt. Dieser selbstironische Humor ist ein weiterer Aspekt, der Öhringen lebens- und liebenswert macht.

Dirk Täuber