Perfekte Methode mit Potenzial

Die Erfindung der Blow-Fill-Seal-Technologie war ein Geniestreich des Ingenieurs und Unternehmensgründers Gerhard Hansen. Die Maschinen eignen sich perfekt für die Abfüllung steriler Produkte. Heute ist Rommelag Marktführer im Bereich aseptische Abfüll­anlagen für pharmazeutische Flüssigprodukte.

Es ist das Jahr 1952: Der Ingenieur Gerhard Hansen gründet in Fellbach mit Thermo-Pack die erste Firma der späteren Unternehmensgruppe Rommelag. In dem Herstellungsbetrieb für Kunststoffbeutel aus Folienrollen erkennt er das Potenzial der schnell laufenden Folienextruder und entwickelt in den folgenden Jahren einen neuen Maschinentyp zur Extrusion und Bedruckung von Kunststoffen. Weil Hansen die Anfahrab­fälle nicht entsorgen, sondern wiederverwenden will, formt er sie auf einer gekauften Blasmaschine in leere Flaschenbehältnisse um.

Als die Kapazitäten der Folienextrusion allerdings steigen, muss auch die Blasmaschine optimiert werden. Die Folge: Es wird nun nicht mehr nur außen, sondern auch innen gekühlt. Die Teilung in Kopf- und Hauptform führt schließlich zu einem völlig neuartigen Prozess zur Abfüllung von Flüssigkeiten und halbfesten Stoffen – und zwar zum sogenannten Blow-Fill-Seal (BFS). Übersetzt heißt das so viel wie Formen, Befüllen und Verschließen eines Kunststoffbehälters in einem Arbeitsgang. 1960 wird der Prototyp einer BFS-Anlage fertiggestellt, marktreif sind die ersten „bottelpack“-Maschinen drei Jahre später.

Rückblickend betrachtet hat sich Hansens Innovation durchgesetzt: Die BFS-Technik ist mittlerweile patentrechtlich geschützt. Waren die ersten „bottelpack“-Anlagen jedoch für die Abfüllung von technischen Produkten gedacht, folgen nun mit jeder neuen Entwicklung immer auch neue Produkte. „Ganz zu Anfang füllten wir hauptsächlich Spülmittel und Reiniger, Autopflege und Seifen bis hin zu Lebensmitteln wie Wasser, Milch und Fruchtsäfte ab“, erinnert sich Rommelag-Geschäftsführer Bernd Hansen, Sohn des Gründers Gerhard Hansen. Dessen revolutionäre Idee auch der Pharmaindustrie anzubieten, habe eines Tages ein Messebesucher angeregt. „Er war ein Pharmazeut, der meinem Vater sagte, dass seine Technologie die perfekte Abfüllmethode für sterile Produkte ist.“ Also griff Hansen Senior diesen Impuls auf, ohne lange zu fackeln – und sorgte dafür, dass Rommelag heute Marktführer für aseptische Abfüllanlagen pharmazeutischer Flüssigprodukte ist.

Wie alles begann

Zur Entwicklung und Herstellung der „bottelpack“-Anlagen gründet Hansen 1964 die Kocher-Plastik Maschinenbau GmbH in Deutschland und im gleichen Jahr die Rommelag Vertriebsgesellschaft in der Schweiz, was mit dem Kalten Krieg zu tun hatte. Denn zu dieser Zeit ist es schwer für deutsche Unternehmen, Geschäftskontakte in den Osten zu knüpfen, doch ein Firmensitz in der Schweiz erleichtert dies ungemein. „Mein Vater wollte sich durch politische Streitereien nicht davon abbringen lassen, seine innovative Technologie weltweit zu vermarkten“, weiß Bernd Hansen. Dann kommt es Schlag auf Schlag: 1967 werden die Rommelag Vertriebsgesellschaft in Deutschland und 1968 die Maschinenbau Maroplastic AG in der Schweiz gegründet.

Nach der Ölkrise 1974 gehen die Aufträge allerdings erst einmal zurück. Doch Hansen lässt sich davon nicht beirren oder gar entmutigen. Im Gegenteil: Der Ingenieur entwickelt ein neues, zukunftsträchtiges Geschäftsmodell und hebt 1975 das Unternehmen Holopack in Sulzbach-Laufen im Landkreis Schwäbisch Hall aus der Taufe, wo kleine Chargen und geringe Füllmengen für die Lebensmittel- und die technische Industrie im Kundenauftrag abgefüllt werden. Später kommen dann Produkte für die Pharmaindustrie dazu, bei denen es zu kostspielig wäre, Abfüllung und Verpackung selbst zu übernehmen.

Als das ursprüngliche Gelände schließlich nicht mehr weiter ausbaufähig ist, expandiert Hansen ein paar Kilometer weiter in Untergröningen, einem Ortsteil der Gemeinde Abtsgmünd im Ostalbkreis. Hier beginnt das Unternehmen 1981 mit einer Produktions- und einer Lagerhalle.

Nur sechs Jahre später stirbt der Gründer und Visionär Gerhard Hansen. Seit dessen Tod ist Diplom-Ingenieur Bernd Hansen der Kopf der Unternehmensgruppe, die heute Produktions- und Vertriebsgesellschaften in der Schweiz, den USA und China hat. Die insgesamt neun Teile des Unternehmens sind rechtlich eigenständig und unter dem Namen Rommelag zusammengefasst.

Wofür steht Rommelag eigentlich? „Rommelag kommt von Rohmaterial-Maschinen-Elektrische Apparate und Geräte für die Kunststoffindustrie. So etwas würde heute wahrscheinlich keinem mehr einfallen“, sagt Hansen lachend.

Mit einem gemeinsamen Markenauftritt aller Schwesterfirmen hat sich die neue Dachmarke Rommelag seit 2016 gut etabliert. Das erklärte Ziel laut Geschäftsführer Bernd Hansen: Rommelag weltweit zum Synonym für Verpackungslösungen auf Kunststoffbasis zu machen, die für pharmazeutische und technische Flüssigprodukte wie Augentropfen, Wundspül- und Infusionslösungen oder Pheromone, aber auch als Folien für Lebensmittel, Kosmetika, Pharmazie oder Technik verwendbar sind.

Uwe Deecke