Privat ja, elitär nein

Vor allem in amerikanischen Filmen sieht es immer so aus – reiche Familien schicken ihren Nachwuchs auf teure Privatschulen, der Rest muss mit dem mangelhaft ausgestatteten staatlichen System auskommen. In Deutschland aber sind private Bildungseinrichtungen nicht nur etwas für Wohlhabende, wie zwei Beispiele aus der Region zeigen.

Der Kontostand bestimmt, ob ein Kind aufgenommen wird oder nicht? Am evangelischen Paul-Distelbarth-Gymnasium Obersulm (PDG) im Landkreis Heilbronn läuft das anders. „In erster Linie achten wir darauf, ob ein Kind überhaupt am Gymnasium richtig aufgehoben ist“, erklärt Verwaltungsleiterin Pamela Grimm-Baumann. Dabei helfen sowohl ein Gespräch mit den Eltern als auch die Noten der Kinder.

Rund 70 Prozent der Kinder kommen aus der Gemeinde Obersulm. Außerdem wird auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Jungs und Mädchen geachtet. „Die Einkommensverhältnisse spielen bei der Vergabe eines Schulplatzes keine Rolle.“

Erschwingliche Gebühren

Alle Eltern zahlen am PDG mit 110 Euro dasselbe monatliche Schulgeld. „Das ist erschwinglich und liegt auch mit dem Betreuungsgeld von 35 Euro pro Monat unter dem Landesdurchschnitt“, betont Grimm-Baumann. Für Geschwisterkinder wird eine Ermäßigung von 20 Prozent gewährt. Außerdem besteht die Möglichkeit, ein (Teil-)Stipendium zu beantragen. Die Eltern dürfen freiwillig ein höheres Schulgeld zahlen, das als Spende ausgewiesen wird. „Wir wünschen uns, dass die Kinder an der Mittagsverpflegung teilnehmen, das ist aber nicht verpflichtend.“ Da kommen dann noch mal 45 Euro pro Monat für drei Essen wöchentlich hinzu. In besonderen Fällen können über das Sozialamt Zuschüsse beantragt werden, so dass der Schulbesuch kostenneutral ist.

Markus Stettner-Ruf, pädagogischer Geschäftsführer der Waldorfschule Crailsheim, legt großen Wert darauf, dass ein Kind nie aus finanziellen Gründen an einem Schulbesuch bei ihm gehindert werden soll. „Wir sind eine öffentliche Schule in freier Trägerschaft, am besten finanziert durch den Bildungsgutschein, den jedes Kind vom Staat erhält und zu der Schule bringt, die es gerne besuchen will“, erklärt er.

Viel wichtiger als das Geld ist es daher in Crailsheim, dass die Eltern vorab zu Infoveranstaltungen gehen und Gespräche führen, damit sie die Grundlage der Schule und ihre Rolle in einer Erziehungspartnerschaft auf Augenhöhe verstehen. „Dafür müssen die Eltern offen sein, was natürlich mit einschließt, dass sie die Waldorfpädagogik und ihre Inhalte grundsätzlich bejahen.“ Wenn beide Seiten sich dafür entscheiden, führen andere Eltern aus dem Schulverein ein Finanzierungsgespräch mit den neuen Eltern.

Der Verein Waldorfpädagogik Crailsheim als Träger hat eine Beitragsordnung nach freier Selbsteinschätzung, das heißt, jeder gibt das, was er kann. „Die Eltern sind keine Kunden, die Waldorfpädagogik einkaufen“, erklärt Stettner-Ruff. Es gibt immer einen Familienbeitrag, egal, wie viele Kinder auf der Schule sind. „Wir empfehlen den Familien, sich dabei am zur Verfügung stehenden Nettoeinkommen zu orientieren“, zitiert er die Beitragsordnung. Niemand sei verpflichtet, mehr als fünf Prozent pro Kind zu entrichten, heißt es da weiter.

Stefanie Pfäffle

Privatschulen
Für den Besuch einer Privatschule ist der Kontostand der Eltern nicht ausschlaggebend. Das evangellische Paul-Distelbarth-Gymnasium Obersulm (PDG) und die Waldorfschule Crailsheim stehen nicht nur Kindern aus wohlhabenden Familien offen. Mehr Infos über diese Bildungs­einrichtungen finden Sie im Internet unter www.pdg-obersulm.de sowie www.waldorfschule-crailsheim.de.