Mark Hiller, CEO der RECARO Aircraft Seating und der RECARO Holding, gehört zu den Speakern auf dem diesjährigen „Gipfeltreffen der Weltmarktführer“ in Schwäbisch Hall. Im Gastbeitrag für das PROMAGAZIN erläutert er, wie es RECARO gelungen ist, während der Pandemie sogar noch zu wachsen und mit welchen Prinzipien das Unternehmen seine Marktführerschaft gestärkt hat.

Deutsche Mittelstandsunternehmen, viele davon familiengeführt, stellen den Motor der deutschen Wirtschaft dar. Um Unternehmen erfolgreich zur Marktführerschaft zu führen ist ein ganz wichtiges Prinzip der strategische Fokus, der auf der Unternehmensstrategie basiert und unmissverständlich im Einklang mit der langfristigen Unternehmensvision steht.
Lassen Sie es mich am Beispiel der Luftfahrtindustrie darstellen: Die Luftfahrtindustrie erfährt nach der Pandemie ein enormes Wachstum, der Wunsch und Sehnsucht nach Flugreisen ist ungebrochen hoch. Es wird tatsächlich global inzwischen mehr als vor der Pandemie geflogen. In der Luftfahrtindustrie werden zur Zeit enorme Aufträge seitens der Fluggesellschaften bei den Flugzeugherstellern Boeing, Airbus und Embraer platziert. Diese Entwicklung hat für sämtliche Lieferanten der Fluggesellschaften eine massive Produktionssteigerung zur Folge.
Wenn man als Weltmarktführer mit einem derartig steilen Wachstums-Hochlauf konfrontiert ist, müssen Schlüsselprozesse wie das Einsteuern von Kundenprogrammen, Supply Chain mit lokalem sowie globalem Einkaufsprozess sowie Produktionsplanung angepasst und in einer extrem gut abgestimmten Feinsteuerung ständig überprüft werden. Hierbei helfen unter anderem die „lean enterprise“-Prinzipien, die den Fokus auf Effizienzsteigerung legen.
Effizienzsteigerung mit „lean enterprise“-Prinzipien
Dazu zählt erstens, Investitionen fortzusetzen: In Krisensituationen gilt es einen unternehmerisch „kühlen Kopf zu bewahren“ und in langfristig nachhaltigen Szenarien zu denken und agieren. Konkret, welche Investitionen (standortunabhängig) tätigt man trotz Krisensituationen weiterhin, um den eigenen Wettbewerbsvorteil auszubauen beziehungsweise voranzutreiben und damit gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Zweitens sollten strategische Innovationen und Nachhaltigkeit ausgebaut werden. Marktführerschaft bringt große Verantwortung mit sich und formuliert hohen Anspruch rund um die Themen Innovation sowie Nachhaltigkeit. Als Unternehmen sollte man einen prozentualen Anteil des jährlichen Umsatzes in Entwicklungs- und Innovationsprojekte investieren. Die Innovationskraft inklusive Nachhaltigkeitskompetenz gehören mehr denn je zu den Zukunftsmachern eines erfolgreichen Mittelstandsunternehmens.
Besonders wichtig ist auch Punkt drei: Transparente Kommunikation und das Mitnehmen von Mitarbeitenden. Das wertvollste Kapital eines Unternehmens sind die Mitarbeitenden. Regelmäßige, transparente und offene Kommunikation mit ihnen sind das „A und O“, über monatliche Mitarbeiterinformationen, interne Kommunikation über das Intranet und so weiter. Aber auch gemeinsame Events, wie zum Beispiel Meilensteine feiern oder ein Weihnachtsevent sind unglaublich wichtig für den Teamzusammenhalt. Darüber hinaus ist es essenziell, ein gut aufgestelltes Talentförderprogramm anzubieten, das auf die relevanten Karrierewege eines Unternehmens ausgerichtet ist und Mitarbeitende langfristig in ihrer Vielfalt an das Unternehmen bindet.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass nichts beständiger ist als der Wandel. In der jetzigen Zeit werden Unternehmen und Unternehmer mehr denn je gefordert, mit den richtigen Maßnahmen, Instrumenten und Prozessen diese Transformation zu gestalten, um die erfolgreiche Unternehmenszukunft zu gewährleisten und diese nachhaltig zu festigen – ein Selbstverständnis, mit dem Unternehmer tagtäglich agieren.
Abschließend möchte ich gerne Sören Kierkegaard, dänischer Theologe und Philosoph, zitieren: „Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden werden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ Für mich und meine Führungsteam-Kollegen heißt das: Was haben wir aus der Pandemie gelernt und wie wappnen wir uns für die nächste Krise? Als RECARO sind wir sehr gut durch die Pandemie gekommen, der Ausblick auf die nächsten Jahre steht auf Wachstum.
Mark Hiller
Der Autor
Dr. Mark Hiller trat 2003 in die RECARO Group ein und arbeitete zunächst für die RECARO Holding, bevor er als Senior Vice President of Customer Affairs zu RECARO Aircraft Seating wechselte. Dort war er für Sales, Programm Management und Customer Support zuständig. 2007 wurde er als Chief Operations Officer in die Geschäftsleitung aufgenommen und 2014 zudem Gesellschafter von RECARO Aircraft Seating. Seit 2022 nimmt er als CEO von RECARO Aircraft Seating und der RECARO Holding eine Doppelfunktion ein.