Personalisierte Medizin, Wasserstofftechnologie und Künstliche Intelligenz (KI) sind die Themen, die Heilbronn-Franken zukunftsfähig machen sollen. In den nächsten sechs Jahren werden dazu drei Projekte umgesetzt. Fast 21,5 Millionen Euro erhält die Region dafür.
In Heilbronn-Franken will man nicht in alten Strukturen verharren: Man will traditionelle Industriestärken mit innovativen Querschnittstechnologien stärker verknüpfen, für eine bessere Infrastruktur und mehr wirtschaftliche Vielfalt.
Beitragen sollen dazu vor allem die drei Leuchtturmprojekte „I3-Lab“, „Hydrogen Hub“ und „AI-TRAQC“, die im Frühjahr im Rahmen des Regiowin-Programms mit insgesamt 21,5 Millionen Euro (aus den Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, EFRE, und des Landes) prämiert und nach dem Prinzip „Stärken stärken und Schwächen abbauen“ unter der Federführung der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken (WHF) entwickelt wurden.
So soll das I3-Lab der Zukunftsbranche Life Science Rechnung tragen. „In der Medizinischen Informatik sind die Absolventen des gemeinsamen Studiengangs der Hochschule Heilbronn und der Universität Heidelberg seit fast 50 Jahren überregional gefragt. Die bisher eher schwach ausgeprägte Forschungsinfrastruktur in der Region hat jedoch zur Folge, dass gute Absolventen nicht in der Region geblieben sind“, schildert Professor Christian Fegeler, Geschäftsführer des Molit Instituts, dem Träger des Projekts, die Situation. Mit der Verbindung von Data Science, Core Labs und Klinischen Studien knüpfe das I3-Lab genau hier an.
Neue Bauten erforderlich
In dem 12,5-Millionen-Euro-Projekt geht es darum, Therapien mithilfe eines neuen Labors an den Patienten anzupassen. Das soll über die Zusammenarbeit zwischen Informatikern der Hochschule Heilbronn, dem SLK-Klinikum am Gesundbrunnen und nun auch Molekularbiologen geschehen, die dank der Förderung extra nach Heilbronn kommen. Entstehen wird das Labor neben den SLK-Kliniken am Gesundbrunnen. „Als Gebäude bringt das I3-Lab die Bereiche klinischer, labor- und datengetriebener Forschungsmethoden unter einem Dach zusammen und schafft mit zusätzlichen flexiblen Nutzungsbereichen Raum für eine direkte Interaktion mit anderen Akteuren“, erklärt der Professor. Das Gebäude selbst habe spezialisierte Laborflächen einschließlich einer Bio-Bank, IT-Arbeitsbereiche und sogenannte Flexflächen. Für den Baubeginn des I3-Labs wird aktuell das Jahr 2024 angestrebt.
Auch die Planung des Hydrogenen-Hubs, der den Ausbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft zum Ziel hat, umfasst mit etwa sechs Jahren bis zum Regelbetrieb einen ähnlichen Zeitraum. „Eine unserer Kernkompetenzen ist das Testen von flüssig chemischen Raumfahrtantrieben“, meint Sarah Dommers, Sprecherin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Da man am DLR-Standort Lampoldshausen bereits eine umfangreiche H2-Infrastruktur aufgebaut habe, sei es nur ein logischer Schritt, die vorhandenen Gefüge zu nutzen und weiter zu gestalten. Mit den rund sieben Millionen Euro Fördermitteln soll nun am DLR-Standort in Lampoldshausen ein neues Test-, Anwendungs- und Transferzentrum entstehen. „Das DLR sieht sich als Reallabor und bietet somit regionalen Unternehmen einen wertvollen Partner, um eigene Entwicklungen im Bereich H2 voranzutreiben“, erklärt Dommers. „Es sollen innovative Lösungen von der Ideenfindung bis zur Marktreife von Systemen und Komponenten gefördert werden.“
Für Unternehmen und Kommunen ergebe sich ein unmittelbarer Mehrwert durch anwendungsnahe wissenschaftliche Entwicklungs- und Transferaktivitäten sowie projektbezogene Beratung, um den regionalen energetischen Strukturwandel auf unterschiedlichen Ebenen voranzutreiben. Neben der WFG als Projektleader sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Hochschule Heilbronn, das Fraunhofer IAO sowie die Technische Uni München im Boot. „Wir werten derzeit im Rahmen von Studien die Einflüsse in die Region aus, erstellen unter anderem eine Toolbox, um vor allem auch kleinere Unternehmen zu unterstützen und Wissens- und Technologietransfer zu erleichtern“, sagt Dommers. Für die Forscher am Kompetenzzentrum Logwert an der Hochschule Heilbronn gehe es beim Hydrogen-Hub in den kommenden Jahren insbesondere um die Begleitung des nachhaltigen Einsatzes von Wasserstoff zum Beispiel im ÖPNV und in der Logistik.
Dreifacher Gewinner
Die Hochschule Heilbronn steuert bei den Regionwin-Projekten aber nicht nur ihre wissenschaftliche Kompetenz bei. Sie ist auch selbst prämiert: Zur Förderung der digitalen Transformation und KI in mittelständischen Unternehmen entsteht mit dem „AI Training- & Qualification Campus“, kurz AI-TRAQC, auf dem Campus Sontheim ein regionales Innovationszentrum. Mit einem Dreiklang aus Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz, der Qualifizierung von Beschäftigten sowie über Transferbrücken von der Forschung in die Unternehmen hinein soll Heilbronn-Franken somit zur Leitregion für Künstliche Intelligenz werden.
Der Antrag zur Förderung laufe derzeit. Am Campus Sontheim hofft man dringend auf die Genehmigung, denn dort platze man schon aus allen Nähten.
Melanie Boujenoui