Residenz der Weltmarktführer

Er ist ein äußerst beliebtes Pflaster, der Gewerbepark Hohenlohe. Es scheint fast so, als gäbe es dort Gold oder Öl zu finden. In regelmäßigen Abständen wird was Neues gebaut. Ob nun Gemü, Ziehl-Abegg oder Würth – sie alle werden von dem Gebiet förmlich angezogen.

Der in den 1990er Jahren entstandene Gewerbepark Hohenlohe bietet aktuell 230 Hektar Gewerbefläche direkt an der A6. Er ist hochinteressant für die Firmen der Region, die auf Wachstumskurs sind, sich im Tal nicht mehr vergrößern können und die Autobahnnähe schätzen.

Mancher Weltmarktführer residiert hier: Zuletzt war es der Ventilatorenspezialist Ziehl-Abegg, der für die Produktion von neuen Kunststoffventilatoren rund 25 Millionen Euro investierte und hier alleine 770 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Nutzer des Gewerbeparks sind unter anderem Gemü mit seinem neuen Oberflächentechnologiezentrum, Würth Elektronik, R. Stahl, Wolff & Müller, HPN Industrieverpackungen oder die GSTech GmbH. Strategisch günstig liegt der Standort, seit sich die A6 zur gefragten Ost-West-Achse entwickelt hat, was sich auch am hohen Verkehrsaufkommen und langen Lkw-Schlangen zeigt.

Keine Flächen mehr

Die Kommunen Künzelsau, Waldenburg und Kupferzell haben den Gewerbepark damals ins Leben gerufen und profitieren ihren Anteilen entsprechend von den Gewerbesteuern. Über Grundsteuerzuweisungen des Landes gab es schon Zwist, da Künzelsau kaum Flächen einbringt, aber dennoch als 40-prozentiger Partner der Zweckgemeinschaft mehr als die anderen seinen Nutzen daraus zieht. Doch größerer Streit wurde vermieden – zu groß sind die Vorteile, die die Kommunen durch das gemeinsame Gewerbegebiet haben.

„Wir haben faktisch keine Flächen mehr“, sagt Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann. Nun soll der Teil nördlich der Autobahn erschlossen werden, der mittelfristig 40 bis 60 Hektar bieten soll. Bislang konzentriert sich alles um den Waldenburger Bahnhofsbereich herum, wo es den Bahnanschluss der Strecke Heilbronn-Nürnberg gibt. Genutzt werde er bislang wenig, so der Bürgermeister, was sich langfristig ändern müsse. Noch fehle der Druck des Landes, die Strecke zu elektrifizieren, doch in zehn Jahren werde mehr über die Schiene laufen, ist Neumann überzeugt. „Selbst mit dem A6-Ausbau schafft man es nicht“, blickt er auf die Verkehrsprognosen für die Autobahn, die hier drohen.

Das Besondere am Gewerbepark sind die Nähe zu den hiesigen Firmen und die Tatsache, dass ab zehn Hektar vergeben wird. Logistiker seien nur dann erwünscht, wenn die ortsansässigen Unternehmen darauf angewiesen seien, erklärt Neumann. Denn diese schaffen zusätzlichen Verkehr, der bewältigt werden muss. Schon jetzt ist die Anbindung an die Bundesstraße 19 überlastet, doch einen Kreisverkehr lehnt man bislang im Regierungspräsidium ab.

Bürgerbeteiligung ist heute wichtiger als noch vor zehn Jahren, was sich in fast jeder Kommune beobachten lässt. Das gilt auch für ein Gewerbegebiet. Im Fall von Ziehl-Abegg waren es die Lichtemissionen des blauen Firmenlogos, das als störend empfunden wurde und zu Gesprächsbedarf führte. Natürlich ist auch der Flächenverbrauch ein Thema, das die Bürger bewegt. Ackerflächen gehen verloren, gleichzeitig entstehen aber auch viele Arbeitsplätze bei Firmen, die man in der Region halten kann.

Auch das Thema Lärm wird heute anders und kontroverser diskutiert als früher. Mehr Firmen an der Autobahn bringen auch mehr Verkehr an diesem Teilabschnitt der A6, die hier schon sechsspurig ausgebaut wurde. Doch viele Baustellen an der Schnellstraße und ihren Brücken folgen noch. Ein Argument mehr für Bürgermeister Neumann, die Gleise Richtung Nürnberg wettbewerbsfähig zu machen.

Uwe Deecke

Info
Der Gewerbepark Hohenlohe wurde im April 1990 durch die Kommunen Kupferzell und Waldenburg gegründet. 1991 trat die Stadt Künzelsau dem Zweckverband bei. Das Verbandsgebiet umfasste damals etwa 130 Hektar Gesamtfläche. Heute sind es 100 Hektar mehr. Sowohl Unternehmen aus den Verbandsgemeinden als auch Neuzugänge von außerhalb haben sich dort im Laufe der Zeit niedergelassen.