„Was einer nicht vermag, das können viele.“ Diese Worte Friedrich Wilhelm Raiffeisens, Gründungsvater der Genossenschaftsbank, drücken das aus, worauf das Prinzip der VR-Bank Schwäbisch Hall/Crailsheim basiert. Was genau ist aber eine Genossenschaftsbank?
Was hat die genossenschaftliche Organisation in Deutschland mit der Region im engeren Sinne zu tun? Mehr, als der ein oder andere wohl wissen mag. Der Großvater des Vordenkers der Genossenschaft Friedrich Wilhelm Raiffeisen stammt nämlich aus Mittelfischach, der heutigen Gemeinde Obersontheim im Landkreis Schwäbisch Hall. Das Denken des deutschen Sozialreformers mit Haller Wurzeln zieht weite Kreise: 22,6 Millionen Mitglieder verschiedener Genossenschaften gibt es mittlerweile in Deutschland. 200 Jahre alt wäre der Vorreiter der Genossenschaftsbank heuer geworden. Oder um mit den Worten des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier anlässlich des Raiffeisen-Jahres 2018 zu sprechen: „Raiffeisen hat gezeigt, was das Engagement eines Einzelnen und die Solidarität vieler bewirken können.“
Doch was sind Genossenschaften nun eigentlich und warum lohnt es sich, Mitglied zu sein? Werfen wir dazu einen Blick in die Geschichte: Im 19. Jahrhundert waren es zum einen Friedrich Wilhelm Raiffeisen und zum anderen Hermann Schulze-Delitzsch, die Schriften zu ihrer revolutionären Idee einer Genossenschaft erstellt haben. Die beiden Gründungsväter der Genossenschaftsbank – der eine aus der Landwirtschaft, der andere aus dem Gewerbe stammend – verbindet der gleiche Einfall: die Gewährung eines Kredits durch die Gründung von Kredit- beziehungsweise Darlehenskassenvereinen. Somit war es unter anderem Handwerkern, Bauern und kleinen Unternehmen möglich, Geld zu leihen. Demnach prägt Friedrich Wilhelm Raiffeisen den kollektiven Grundsatz, der der Maxime „Hilfe zur Selbsthilfe“ folgt, mit den Worten: „Was einer nicht vermag, das können viele.“
Der Mensch steht im Mittelpunkt
Und der Gemeinschaftsgeist setzt sich auch in der Gegenwart und Zukunft erfolgreich fort. Rund 100.000 Kunden zählt beispielsweise die Volks- und Raiffeisenbank eG in Schwäbisch Hall/Crailsheim (VR-Bank). Davon sind 65.000 Mitglieder der Genossenschaft. Im Jahr 2017 verzeichnete die Bank bei 1274 Abgängen 2400 Zugänge. Doch dem Vorstandsvorsitzenden Eberhard Spies geht es um den Menschen: „Wir wollen die Mitglieder nicht nur der Zahl wegen haben, sondern sie sollen auch mitarbeiten.“ Eine Genossenschaftsbank folge dem Prinzip der Demokratie. Es gebe nämlich eine Abstimmung nach Köpfen, nicht nach Inhalt. „Letztendlich tun wir das, was die Eigentümer wollen“, sagt Spies.
So führte die VR-Bank vor vier Jahren wieder ein, dass es nur denGenossenschaftsmitgliedern möglich ist, einen Kredit zu bekommen. Damit kehrte das Finanzinstitut in den vergangenen Jahren zum genossenschaftlichen Leitgedanken zurück. Im Umgang damit setzt der gebürtige Stuttgarter auf persönliche Beratung. „Im Leben ist nicht alles der Preis“, betont Spies. Das ganze Finanzierungskonzept müsse zum jeweiligen Kunden passen. Im Zeitalter der Digitalisierung ist die Anzahl der Beratungsgespräche zwar leicht rückläufig. Aber diese werden an sich immer inhaltsschwerer, weshalb Spies auch ein optimistisches Fazit zieht: „Jammern nützt nichts. Wir müssen uns mit den veränderten Bedingungen auseinandersetzen.“
Cathérine Isabelle Leib