Richtig anlegen in Inflationszeiten

Gold, Schmuck und Bargeld in einer kleinen Truhe
Gold, Schmuck und Bargeld im Schatzkästchen: Eine mögliche, aber sicher keine ideale Strategie der Vermögensanlage. Foto: Adobe Stock/Gina Sander

Wie lässt sich Vermögen vor Inflation schützen und sicher durch die Krise bringen? Finanzexperte Olaf Stotz gibt Tipps.

Die hohe Inflation bedroht Geldvermögen. Lohnt es sich noch, zu sparen?

Olaf Stotz: Die Frage ist eher: Sparen oder investieren? Investieren lohnt sich auf jeden Fall. Auch Geld beiseite zu legen, ist sinnvoll. In Zeiten hoher Inflation ist es sogar ratsam, mehr beiseite zu legen, weil der Geldwert sinkt und das bisher Ersparte an Kaufkraft verliert.

Wie kann man denn sein Erspartes vor Entwertung schützen?

Stotz: Wer sich langfristig vor Geldentwertung schützen möchte, kommt um Aktien nicht herum. Das lässt sich einfach begründen: Die Inflation entsteht in erster Linie durch Unternehmen, die ihre Preise hochsetzen. Die Konsumenten müssen diese Preise bezahlen und bekommen die Inflation zu spüren. Unternehmen profitieren von einer höheren Inflation, indem die Gewinne steigen. Kurzfristig kann der Börsenkurs ein Stück weit darunter leiden. Langfristig bieten Aktien aber einen guten Inflationsschutz. Aktien bieten die Chance auf Gewinne, Verluste sind aber ebenso möglich.

Sind Investitionen in Aktien nur etwas für risikofreudige Anleger?

Stotz: Das hängt vom Anlagehorizont ab. Kurzfristig ist das Verlustrisiko bei Aktien deutlich höher als langfristig. Für langfristige Investitionen, etwa für die Altersvorsorge, sind Aktien risikoärmer als etwa eine Bundesanleihe. Eine Bundesanleihe ist nicht vor der Inflation geschützt. Wer mit einer 30jährigen Anleihe für die Altersvorsorge spart, weiß nicht, was er mit dem nominal sicheren Kapital am Ende noch real kaufen kann – und das ist das Entscheidende. Daher ist die Aktie aus meiner Sicht die bessere Wahl.

Wie beurteilen Sie Investitionen in Kryptowährungen?

Stotz: Finger weg! Kryptowährungen sind reine Spekulation. Ich kann das nicht empfehlen. Sachwerte gelten gemeinhin als krisenfest.

Lohnt sich die Investition in Immobilien angesichts der hohen Preise?

Stotz: Das Instrument, wie in Immobilien investiert wird, ist entscheidend. Direktinvestments in Immobilien sind momentan teuer. Immobilienaktien hingegen sind relativ günstig. Da ist der Preisrutsch, den viele erwarten, bereits vorweggenommen. Immobilienbesitz bietet aber auch einen gewissen Schutz vor Inflation, denn eventuelle Mieteinnahmen steigen mit der Inflation. Gold wird als krisensicheres Investment angesehen.

Was spricht dafür, was dagegen?

Stotz: Gold kann als Mittel zur Wertaufbewahrung betrachtet werden. Seit Jahrhunderten ist es als Tauschmittel weltweit akzeptiert. Gold mag interessant sein, um sich gegen Krisen, die zum Zusammenbruch von politischen, sozialen und ökonomischen Systemen führen, etwa durch Kriege, abzusichern. Goldbarren oder Goldmünzen bieten dann eine relativ einfache Möglichkeit, Vermögenswerte zu sichern. Für Finanzkrisen ist Gold eher eine schwache Absicherung, weil es keine Zinsen abwirft. Langfristig sind beispielsweise Staatsanleihen bessere Instrumente, um sich vor Finanzkrisen zu schützen.

Wie sieht es mit Luxusgütern aus? Eignen sich teure Autos, Uhren, Schmuck oder Kunstwerke als Wertanlage?

Stotz: Wer Spaß an diesen Dingen hat, gerne. Ansonsten gibt es keinen Markt dafür, der so liquide ist, dass die potenziell zu erwartenden Preise bei einem Wiederverkauf tatsächlich erzielt werden können. Solche Investments bieten keine finanzielle Rendite, aber vielleicht eine emotionale Rendite, wenn es Menschen glücklich macht.

Gibt es Anlageformen, die Rendite und zugleich Sicherheit versprechen?

Stotz: Das Grundgesetz am Kapitalmarkt ist: Je mehr Rendite man sich erhofft, desto mehr Risiken muss man eingehen.

Was ist ihr persönlicher Anlagetipp in Inflations- und Krisenzeiten?

Stotz: Eindeutig Aktien: Grundsätzlich zu empfehlen ist, ein breit diversifiziertes Portfolio anzulegen, etwa mit weltweit gestreuten ETFs. Sichere Staatsanleihen sind auch interessant, weil die Anleihekurse durch den Anstieg der Zinsen gesunken sind.

Interview: Dirk Täuber

Olaf Stotz ist Professor für Asset Management und Pension Economics an der Frankfurt School of Finance & Management.