Rohstoffe retten

Natürliche Ressourcen sind begrenzt. Umso wichtiger ist es, wertvolle Rohstoffe aus Abfällen zurückzugewinnen und diese erneut für die Industrieproduktion verfügbar zu machen: ein Plädoyer für mehr Recycling und nachhaltige Strukturen.

Zur zentralen Aufgabe einer modernen Kreislaufwirtschaft ist die Versorgung der Industrie mit Sekundärrohstoffen geworden. Im Gegensatz zu Primärrohstoffen aus natürlichen Ressourcen werden Sekundärrohstoffe durch Recycling gewonnen.

In den vergangen Jahrzehnten haben sich robuste nationale und internationale Märkte für Sekundärrohstoffe etabliert. Bedeutende Industriezweige sind heute ohne den Beitrag der Sekundärrohstoffwirtschaft nicht mehr vorstellbar, beispielsweise die Papier-, die Stahl- oder die Glasindustrie und zunehmend auch die kunststoffverarbeitende Industrie.

Umwelt- und Klimaschutz

Grundsätzlich gilt: Je mehr Sekundärrohstoffe aus Abfällen gewonnen und Primärrohstoffe in der Industrieproduktion ersetzen, desto weniger Energie und Wasser werden verbraucht und desto geringer sind die Eingriffe in Natur und Umwelt, die nötig sind, um Rohstoffe zu fördern.

Alleine durch das Ende der Deponierung von Abfällen im Jahre 2005 in Deutschland konnten erhebliche Mengen an CO2 eingespart werden. Das ist bedeutsam für den Klimaschutz. Neues CO2-Einsparpotenzial bietet das Recycling und hier insbesondere das Kunststoffrecycling, weil dieser Bereich noch einen deutlichen Nachholbedarf hat.

Es ist an der Zeit, die Recycling-Strukturen in Deutschland vom Kopf auf die Füße zu stellen und nach Qualitätskriterien auszurichten. Die Hersteller müssen erkennen, dass die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte keine in ihrem Ermessen liegende beliebige Entscheidung bleiben darf, sondern dass dies eine Voraussetzung dafür sein muss, die Produkte überhaupt auf den Markt bringen zu dürfen.

Recycling-Strukturen

Recyclingfähigkeit ist nur eine Seite der Medaille, die andere Seite ist der Einsatz von Recyclingprodukten. Bund und Länder könnten ihre Macht als Großkunden nutzen und durch ihre Vorreiterrolle einen entscheidenden Anstoß für eine höhere Nachfrage nach Recyclingprodukten geben. Das betrifft in besonderem Maße die Bereiche Kunststoffrecycling, Altpapier und mineralische Abfälle, die den größten Mengenstrom darstellen. Hier gibt es qualitativ hervorragende und qualitätsgesicherte Recyclingprodukte, die konkurrenzfähig sind und im Wirtschaftskreislauf mithalten können.

Gewerbeabfälle

Bereits beim Abfallerzeuger werden die Weichen dafür gestellt, dass mehr Abfälle wiederverwertet werden können. Deshalb sieht die neue Gewerbeabfallverordnung eine konsequente Abfall­trennung vor.

Wo eine Trennung der Abfälle nicht möglich oder sinnvoll ist und Abfallgemische entstehen, soll durch Sortierung auf geeigneten Anlagen dafür Sorge getragen werden, dass recyclingfähiges Material abgetrennt und der stofflichen Verwertung zugeführt wird. Doch bisher hat ein wirksamer Vollzug bei den Abfallerzeugern nicht stattgefunden. Es deutet sich an, dass auch zukünftig viele Abfallerzeuger so verfahren werden wie bisher, das heißt: Die gemischt anfallenden Abfälle werden direkt in den Müllverbrennungsanlagen verbrannt.

Diese Entwicklung kann der abfallerzeugenden Industrie, dem Handwerk und Gewebebetrieben schaden, denn die vorhandenen Verbrennungskapazitäten sind stark ausgelastet, die Preise steigen kontinuierlich.

Verbrennung vermeiden

Es ist im Interesse aller Beteiligten, so viele Abfälle wie möglich in die Kreislaufwirtschaft zurückzuführen und den Anteil der Abfälle, die teuer verbrannt werden müssen, so gering wie möglich zu halten. Je eher die unternehmensinternen Prozesse optimiert werden, desto zukunftsfester sind die Unternehmen aufgestellt.

Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft erzielt laut Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (Bvse) in Deutschland aktuell einen Umsatz von etwa 76 Milliarden Euro (+ 1,1 % p.a.) und beschäftigt über 290 000 Erwerbstätige (+ 0,8 % p.a.). In der Kreislaufwirtschaft sind bundesweit heute genauso viele Personen beschäftigt wie in der Energiewirtschaft und fast viermal so viele Personen wie in der Wasser- und Abwasserwirtschaft. Mit einer Bruttowertschöpfung von 21,5 Milliarden Euro (+ 3,4 % p.a.) ist die Branche zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden.

Von Eric Rehbock

Zur Person
Eric Rehbock ist Hauptgeschäftsführer des Bvse – Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V.. Der Diplom-Ingenieur hat an der Technischen Universität Claus­thal Bergbau und Rohstoffe studiert.