Schnelle Lösungen für Flüchtlinge

Die Losberger Gruppe kann schnell für Unterkünfte sorgen, die momentan bundesweit und über die Grenzen hinaus gebraucht werden. Der Geschäftsführer des Unternehmens, Berndt Zoepffel, erklärt, wie die große Nachfrage bedient werden kann und welche Einsatzorte die Produkte haben.

Herr Zoepffel, dass die politische Lage weltweit so viele Menschen in Not zur Flucht veranlasst, war kaum abzusehen. Wie hat sich diese Entwicklung auf die Auftragslage der Losberger Gruppe ausgewirkt?

Zoepffel: Die ersten Anfragen hatten wir bereits Ende 2014 zu verzeichnen. Allerdings aus heutiger Sicht auf niedrigem Niveau. Vor allem ab dem zweiten Halbjahr 2015 haben wir dann eine deutliche Nachfragesteigerung festgestellt. Diese hat unsere bereits gute Auftragslage weiter verbessert. Zunächst im Bereich unserer Wohnraummodule, die landläufig als Container bezeichnet werden, danach auch bei unseren Zelten, die, entsprechend ausgestattet, relativ zügig als Unterkünfte für die Flüchtlinge bereitgestellt werden können. Inzwischen liefern wir unsere „Housing Units“, die bis auf das Tragwerk mit einem Zelt nahezu nichts mehr zu tun haben. Sie sind winterfest, verfügen über einen wärmegedämmten Boden, Fenster und abschließbare Türen sowie eine flexible Innenraumaufteilung. Letztere ermöglicht Zimmer für zum Beispiel zwei oder vier Personen, die dadurch ein gewisses Maß an Privatsphäre erhalten. Aber auch das Einrichten von Gemeinschaftsräumen ist möglich. Jede Housing Unit verfügt über einen direkten Anschluss zu Sanitärcontainern. Der Anteil am Gesamtumsatz der Gruppe dürfte bei zehn bis 15 Prozent in 2015 und 2016 liegen. Wir gehen dabei davon aus, dass hier ein längerfristiger Bedarf entsteht, da auf die Nachfrage nach Unterkunftslösungen zwangsläufig eine Nachfrage nach Kitas und Schulen folgen wird.

Kann man sogar sagen, dass Ihre Produkte in schweren Zeiten besonders begehrt sind?

Zoepffel: Losberger ist Spezialist im Mobilbau und auf Situationen, wie sie nun auch bei uns durch die hohe Zahl an Flüchtlingen entstehen, eingestellt. Unterbringungsprobleme in vergleichsweise kurzer Zeit zu lösen, ist eine Aufgabenstellung, mit der wir weltweit seit vielen Jahren umgehen und hierfür bewährte Lösungen entwickelt haben. Und diese Lösungen, da haben Sie recht, sind jetzt auch hier gefragt. Aber grundsätzlich hat Losberger viele innovative Lösungen entwickelt, die dem Trend zur Nachfrage nach temporären und semipermanenten Raumlösungen entsprechen. Das gilt in gleichem Maße für Raumlösungen in guten wie in schweren Zeiten.

Wie müssen Sie darauf reagieren?

Zoepffel: Wir haben Produktionsabläufe und Produktionszeiten optimiert und im letzten Sommer eine neue CNC-Anlage in Betrieb genommen, die ohnehin planmäßig zur Kapazitätserweiterung beschafft worden ist. In unseren Werken arbeiten wir inzwischen dreischichtig. Übrigens beschäftigen wir seit Januar als erstes Unternehmen in der Region Flüchtlinge, die uns gerade in der Fertigung zur Hand gehen. Und natürlich haben wir unsere Housing Units auf die klimatischen Bedingungen unserer Region besonders angepasst.

Mit welchem unternehmerischen Aufwand ist das verbunden?

Zoepffel: Sicher sind wir sowohl auf der Beschaffungsseite wie auch in der Fertigung, Logistik und Montage erheblich gefordert. Ich kann sagen, dass alle unsere Mitarbeiter ihr Bestes geben und überdurchschnittlichen Einsatz zeigen. Da geht es nicht nur um ein Projekt, das fertig werden muss, sondern auch darum, Menschen zu helfen, ein Dach über den Kopf zu bekommen. Aber im Prinzip sind wir ohnehin darauf eingestellt, hochflexibel auf plötzliche Bedarfssituationen zu reagieren. Das ist Teil unserer Unternehmensstrategie.

Welche Rolle spielt dabei die Schnelllebigkeit unserer heutigen Zeit?

Zoepffel: Die Schnelllebigkeit verändert vieles. Auch die langfristige Planbarkeit in Unternehmen. Das ist aber, im Gegensatz zu vielen anderen Industrien, nur gut für unser Geschäftsmodell. Wir können Unternehmen und Organisationen, die kurzfristig ihre Kapazitäten erhöhen müssen, schnell und kompetent helfen. Ob das ein Logistikzentrum ist, ein temporäres Flughafen-Terminal oder ein mobiles Hospital für plötzlich ausbrechende Epidemien, Losberger kann immer eine kurzfristige Lösung anbieten. Und das gilt natürlich ebenso für die Flüchtlingsthematik, die auch sehr schnell über uns gekommen ist.

Verändert sich etwas im Bewusstsein Ihrer Mitarbeiter, weil der Einsatzort Ihrer Produkte sensibler ist als beispielsweise eine Messe?

Zoepffel: Natürlich gibt es Einsatzorte, die viel sensibler sind als eine Messe. Aber Losberger operiert seit Jahren in teilweise sehr sensitiven Bereichen und Regionen der Welt. Die damit verbundenen Herausforderungen nehmen unsere Mitarbeiter mit großem Einsatz an. Ein hoher Vorfertigungsgrad unserer Produkte und die damit verbundenen schnellen Aufbauzeiten vor Ort helfen, auch in sensiblen Einsatzbereichen, eine hohe Kunden- und Nutzerzufriedenheit zu erzielen.

Interview: Anja Gladisch

Zur Person:
Berndt Zoepffel ist Geschäftsführer der Losberger Gruppe, die ihren Hauptsitz in Bad Rappenau, Landkreis Heilbronn, hat. Er wurde im Mai 1957 geboren und hat in Hamburg und Fontainebleau studiert.