Schönes aus Handarbeit

Eine Goldschmiedin gibt Einblicke in ihren Alltag und verrät, was ihr Individualität bedeutet.

Diamanten sind die besten Freunde einer Frau – das wusste schon Marilyn Monroe. Und ob filigrane Halskette, mondäne Kreolen oder Ringe, Gold, Silber oder Platin: „Schmuck gefällt jeder Frau“, weiß Dorothea Seth. Als Goldschmiedemeisterin entwirft und fertigt sie die Unikate an. In ihrem Lauffener Studio, zu dem auch ein Laden gehört, entstehen die wertvollen Objekte. Konzentriert bearbeitet sie ein Stück Silber mit einem Lötgerät. Mit einer Pinzette greift sie das Material und legt es zum Ablöschen in Wasser ab. „Wir arbeiten im Gegensatz zum Schmied immer im Kaltzustand“, erklärt die 52-Jährige.

Für die Neckarwestheimerin war früh klar, dass sie einen handwerklichen Beruf erlernen wollte, bei dem sie ihren Ideenreichtum einsetzen kann. „Ich war schon immer kreativ, habe gemalt und gebastelt.“ Als 16-Jährige macht sie Anfang der 1980er Jahre eine dreieinhalbjährige Ausbildung bei einem Goldschmied. „Ich war dann bei verschiedenen Firmen in der Produktion“, sagt Seth und fügt lachend hinzu. „Mir wurde es immer zu langweilig durch den gleichen Ablauf.“ Denn dabei sei nicht ein einzelnes Stück gemacht worden, sondern eine ganze Serie. „Irgendwann habe ich mich entschieden, den Meister und mich selbstständig zu machen.“ Mit ihrem Mann eröffnet die gebürtige Karlsbaderin in Fellbach und Großbottwar Geschäfte. Als ihre Tochter zur Welt kommt, schließen sie die Läden wieder. In dieser Zeit übernimmt sie Reparaturen für andere Juweliere. 2011 eröffnet sie ihr Geschäft in Lauffen. Dorothea Seth bildet auch Lehrlinge aus. Die jungen Menschen arbeiten während der eineinhalbjährigen Praxisphase bei ihr, nachdem sie bereits zwei Jahre Theorie in der Schule gelernt haben. Aktuell hat sie einen Auszubildenden. Wer Goldschmied werden will, muss neben handwerklichem Geschick und technischer Versiertheit ein Gespür für die Wünsche der Kunden mitbringen. „Es gehört aber auch dazu, dass man kreativ ist.“ Denn die Aufgaben sind nicht zuletzt, Schmuck zu entwerfen bevor aus dem Rohmaterial ein fertiges Stück entsteht. Sie repariert auch Schmuck oder arbeitet ihn um, etwa, indem sie einen Edelstein in ein anderes Unikat einsetzt. Außerdem pierct sie Kunden.

Am liebsten designt und fertigt sie die edlen Kunstwerke. „Manchmal entstehen Sachen, die man so nicht geplant hat“, sagt sie erfreut. Überhaupt umweht die funkelnden Preziosen ein Hauch von Exklusivität, denn jedes Teil ist ein Unikat. Den Menschen liege immer mehr daran, ihre Individualität zu zeigen und aus der Masse herauszustechen, so die 52-Jährige. An Weihnachten etwa wollen viele Männer ihren Frauen eine besondere Freude machen. Hoch im Kurs stehen laut Seth nicht nur Ringe und Ohrringe. „Wir verkaufen viele Colliers“, verrät sie. Doch manchmal gehe ein Paar in Sachen Einzigartigkeit noch einen Schritt weiter: „Ich gebe Trauringkurse, damit die Leute ihre Ringe selbst schmieden können.“ Eheringe wählt das Brautpaar gemeinsam, vor allem schlichtere Modelle seien aktuell angesagt. Mit Dorothea Seths Anleitung und Hilfe entstehen persönliche Stücke, die nicht jeder hat. Noch immer liebt die Goldschmiedemeisterin den Moment, wenn das Unikat fertig ist. „Das ist ein Glücksgefühl, wenn es toll geworden ist.“

Tanja Capuana