Sich nicht abhängen lassen

Bernd Hertner arbeitet seit rund 40 Jahren als Mechaniker. Er hat erlebt, wie die Digitalisierung in der Industrie Einzug gehalten hat. Um dieser erfolgreich zu begegnen, hat er entschieden, sich weiterzubilden.

Als ich 1978 meine Ausbildung zum Mechaniker begonnen habe, gab es so etwas wie Digitalisierung noch nicht wirklich“, erinnert sich Bernd Hertner. „Man hatte zwar davon gehört, dass CNC-Maschinen auf dem Vormarsch sind, aber gearbeitet haben wir damals noch nicht damit.“ Heute, rund 40 Jahre später, sieht die Sache gänzlich anders aus. Digitalisierung hat unsere Arbeitswelt vollständig durchdrungen. In jeder Branche. Auf jeder Ebene. Kaum eine Maschine, die nicht digital läuft.

Das hat auch vor dem dreifachen Vater nicht haltgemacht. 1999 ist er zu seinem heutigen Arbeitgeber – einem Familienunternehmen in Bönnigheim – gewechselt. Seitdem hat er täglich mit komplexen Hightechmaschinen zu tun. „Meine Kollegen haben mir gezeigt, wie man eine CNC-Maschine bedient. Aber es war keine professionelle Ausbildung, wie man sie heute kennt. “

Die durch die Technik bedingten Veränderungen der Arbeitswelt in den vergangenen Jahrzehnten sind enorm. Das stellt viele Menschen – vor allem die Generation der Babyboomer, also diejenigen, die zwischen 1955 und 1969 geboren sind – vor teils große Herausforderungen. „Wir sind nicht mit Computer, Handy und Co. aufgewachsen. Meine Generation hat teilweise Defizite. So viele neue Begriffe in so kurzer Zeit“, sagt der 54-Jährige und lacht herzlich.

Um diese Defizite aufzuholen, hat sich Hertner entschlossen, in die Offensive zu gehen und sich zu einer Weiterbildung am Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Heilbronn-Franken angemeldet. „Ich muss noch zehn Jahre lang arbeiten. Und die Technik entwickelt sich immer weiter. Ich wollte nicht abgehängt werden, sondern für die Zukunft gewappnet sein“, schildert Hertner seine Beweggründe für die Teilnahme am Kurs „CNC-Aufbaulehrgang I“ im Februar dieses Jahres.

Für den Bönnigheimer ist es das zweite Seminar dieser Art. Bereits 2011 hatte er an einem Grundkurs zum Programmieren teilgenommen. „Den Kurs gab es nur in Heilbronn. Der Dozent war kompetent und geduldig. Ich habe viel gelernt.“ Auch deshalb sei für ihn klar gewesen: Wenn erneut eine Weiterbildung ansteht, dann wieder dort.

Bereut hat er seine Entscheidung, die Weiterbildungen zu absolvieren, nie: „Es war richtig, die Kurse zu besuchen. Es fällt mir heute leichter, die Maschinen, die ich täglich bediene, zu verstehen. Ich habe einen besseren Überblick, weiß, was möglich ist.“ Und obwohl nicht nur der Mechaniker persönlich, sondern auch sein Arbeitgeber von der Weiterbildung profitiert, eine große Sache hat er daraus im Betrieb nie gemacht. „Ich habe es keinem erzählt. Ich habe es für mich gemacht.“ So viel Eigenmotivation ist vorbildlich. Selbst die Kosten hat Hertner selbst getragen. „Davor sollte man allerdings nie zurückschrecken“, warnt der 54-Jährige. Es gibt Förderprogramme, die bis zu 50 Prozent der Kosten übernehmen, wenn die Teilnehmer älter als 50 Jahre sind – so war es auch bei Bernd Hertner. Ein Grund mehr, sich auch mit über 50 noch weiterzubilden.

Lydia-Kathrin Hilpert