Sieg oder Niederlage

Konkurrenz soll ja bekanntlich das Geschäft beleben. Wir sind der alten Redewendung auf den Grund gegangen und haben uns umgehört: Was sagen Betroffene selbst dazu? Profitieren sie von einem größeren Angebot?‘

Im Artikel „Konkurrenz belebt das Geschäft“ von Harald Czycholl, der in der „Welt“ erschienen ist, heißt es: „Funktionierender Wettbewerb macht Unternehmen stärker. Sie müssen ihre Leistungen und Produkte stetig verbessern, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Ist dies wirklich so? Eine konkrete Antwort auf dieses geflügelte Wort kann man wohl nicht geben, jedoch anhand von Beispielen einmal näher betrachten.

Als der Modepark Röther aus Schwäbisch Hall 2013 bekannt gab, in Schwäbisch Gmünd eine seiner Filialen eröffnen zu wollen, zeigten sich vor allem die übrigen Händler zunächst wenig begeistert. Michael Röther, einer der beiden Geschäftsführer des bundesweit agierenden Modeunternehmens, war sich dessen bewusst, nicht nur offene Türen einzurennen. Er nahm an einer Infoveranstaltung des Handels- und Gewerbevereins teil und stellte sich den übrigen Händlern. Man wolle nicht der erdrückende Konkurrent sein, sondern vielmehr als ergänzender Faktor und Kundenmagnet der Stadt funktionieren, so Röther vor dem Baustart.

Das hätten Erfahrungen an anderen Standorten, von denen es bundesweit immerhin 37 plus einen Standort in Österreich gibt, bereits gezeigt. Dem Vorbehalt des Kundenklaus beugte Röther bei dem damaligen Treffen ebenfalls vor, als er sagte, dass das Unternehmen stets auch auf Kunden aus dem Umfeld setze. Der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt, Alexander Groll, stieß ins selbe Horn: Die Kunden seien mobil und man wolle die Kaufkraft an Schwäbisch Gmünd binden.

Dass an den Aussagen der Befürworter etwas dran ist, zeigt das Beispiel Aalen, wo der Modepark Röther im Jahr 2000 ebenfalls eine Filiale eröffnet hat und wo sich anfangs ebenfalls enormer Widerstand seitens der anderen Händler entwickelte. Laut des dortigen City-Managers Reinhard Skusa sei das Konzept, mehr Menschen in die Stadt zu holen, laut der Geschäftsinhaber, wenn man sie heute befrage, aufgegangen. Dennoch müssen sich die Geschäfte, die ein ähnliches Angebot haben, etwas umstellen und gegebenenfalls in Teilen anpassen.

Martin Röttele vom Modehaus Röttele, was direkt in der Aalener Innenstadt angesiedelt ist, hatte damals erklärt, dass man Überschneidungen mit Röther künftig vermeiden sollte. Er sehe Röther dennoch eher als Ergänzung denn als Konkurrenz. Kleineren Geschäften dagegen werde es sicherlich schwerer als vorher fallen, in den schwarzen Zahlen zu bleiben, so Röther. Doch es ist wie alles im Leben: Allen wird man nie gerecht.

Ein weiteres Beispiel wesentlich globalerer Natur kann man in der Sportartikelbranche beobachten. Nur mühsam kommen die beiden deutschen Vertreter Adidas und Puma mit dem Vorpreschen der Amerikaner von Nike mit – und das, obwohl alle Konzerne laut eines Berichts des „Handelsblatts“ Umsatzsteigerungen verzeichnen. Im zweiten Quartal 2015 wuchs der Umsatz von Adidas um 15 Prozent, der von Puma gar um 20 Prozent. Bei den absoluten Zahlen aber sieht man die Unterschiede deutlicher. Mit 3,9 Milliarden Euro verzeichnete Adidas gerade einmal die Hälfte des Umsatzes von Nike, bei Puma ist es mit 773 Millionen Euro sogar nur ein Zehntel. Vergleichbar mit der Ansiedlung im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd ist dies natürlich nicht, zeigt aber doch, dass Konkurrenz durchaus auch das eigene Geschäft beleben kann. Timo Lämmerhirt