„So hat jeder seins“

Jeder kocht anders – gerade zwischen Hausfrauen und Chefköchen sind die Unterschiede wohl am größten. Im Freilandmuseum Wackershofen haben sich diese beiden Spezies ein Duell geliefert. Herausgekommen sind interessante Erkenntnisse.

Alvine Schneider und Erika Mau sind nicht nur Hausfrauen, sondern stehen mehrmals im Jahr im Freilandmuseum in Wackershofen am Herd, wenn es heißt „Kochen in alten Küchen“. Die Küche, in der sie an diesem Tag kochen, ist alles andere als alt. Sie ist moderner als ihre eigenen, denn es ist die des Restaurants „Roter Ochsen“ auf dem Museumsgelände. Hier bereiten sie gemeinsam mit Roland Gehr, dem Chefkoch des Gasthofes, Essen zu. Sie kochen gemeinsam und doch gegeneinander. Jeder macht seinen Kartoffelsalat und auf seine Weise Spätzle.

Und los geht‘s mit dem Kartoffelsalat. Der erste kleine Unterschied: Roland Gehr gibt Kümmel mit ins Kartoffelkochwasser, außerdem besteht seine Gemüsebrühe aus viel mehr als den klassischen Zutaten der Hausfrauen. Lorbeerblätter, Piment, Wacholder-beere, Nelke, Koriander und Knoblauch kommen in seinen Topf. Und Salz, da nimmt er nicht das einfache, sondern eine hauseigene, selbst hergestellte Mischung aus zerriebenem Salz und Knoblauch. Erika Mau gefällt das. Den Tipp wird sie sich merken.

Die Kartoffeln sind fertig und werden gemeinschaftlich geschält. Roland Gehr schneidet sie in dünne Streifen, Alvine Schneider holt ihren „Küchenprofi“ aus ihrem Korb. Eine lange Reibe, speziell zum Kartoffelschneiden. Sie lässt den Chef mal probieren – nicht schlecht findet er das Gerät, braucht es jedoch nicht. Auch nicht die rote Zerkleinerungsmaschine von Tupper, mit der Alvine Schneider ihre Zwiebeln zerkleinert. Bei ihm geht das mit dem großen Messer, ratz fatz sind sie in millimeterkleine Würfel geschnitten. „So hat jeder seins“, kommentiert die Hausfrau.

Roland Gehr badet seinen Kartoffelsalat in Fleischbrühe und schwenkt ihn gekonnt in der Schüssel. So wie andere einen Pfannkuchen hochwerfen, wirft er den Salat. „Da wär mir alles rausgeflogen“, wundert sich Alvine Schneider. Sie rührt ihren Salat um – und horcht. „Der muss schwätza!“ Also richtig schön schlonzen muss er. Sie ist nicht ganz zufrieden. Andere Küche, anderes Werkzeug, da gelingt es einfach nicht so gut wie daheim.

Die zwei Hausfrauen haben dem Chefkoch ein Gericht mitgebracht, das er bisher nicht kannte: Weckknöpfle. Spätzleteig mit Speck und alten Weckle in Fleischbrühe gegart. Isst man zu Kartoffelsalat. Das will der Ochsen-Koch mal in seiner Wirtschaft anbieten.

Duell in der Königsdisziplin

Nun geht es an die Königsdisziplin im Ländle: Spätzle schaben. Beide benutzen dafür das Brett. Er nimmt einen Schaber – und zwar genau den, den er immer nimmt. Ein anderer aus der Schublade kommt nicht infrage. Und Alvine Schneider nimmt ihr Messer, das sie natürlich mitgebracht hat. Den Teig hat er zubereitet und die Frauen haben sich dabei gewundert: Die Eier hat er zuerst mit den Gewürzen aufgeschlagen, dann erst das Mehl dazugegeben. Dann bekommt der Teig mehr Volumen. Schaben können beide wie die Profis. Die Spätzle sehen perfekt aus, es ist kein „Bürgermeister“ dabei, wie Alvine Schneider die zu dick geratenen Nudeln nennt. Nebenbei erzählt sie ihm, warum Erdbeeren früher Breschdlinge hießen. Nämlich, weil einst ein General mit eben diesem Namen die leckere Frucht mit dem Schiff nach Deutschland gebracht habe.

Am Ende sitzen die Hausfrauen und die gesamte Küchenbagage zusammen um den großen Tisch, essen Kartoffelsalat mit Weckknöpfle und sind sich einig: Das war schön und beim nächsten Mal laden die Hausfrauen den Chef ein. Dann hat Alvine Schneider ihr Heimspiel und ihr Kartoffelsalat wird so gelingen, wie er ihr gefällt.

Sonja Alexa Schmitz