Sou gäht Hohâlohe – Frank Winkler von Annâweech im Interview

Annâweech in Aktion (v. l.): Harry Weber, Frank „Molle“ Winkler, Rolf „Frett“ Schneider und Volker „Gassi“ Gässler holen die neue Sängerin Sandra Masuch ab. Foto: Annaweech

Den Hohenlohern wird nachgesagt, ein besonderer Menschenschlag zu sein. Was hat es damit auf sich? Wir haben einen gefragt, der es wissen muss: Frank „Molle“ Winkler von der Hohenloher Kultband Annâweech hat eine Weinstube in Forchtenberg und kennt sich aus.

Können Sie verstehen, dass Uneingeweihte von außerhalb Hohenloher und Schwaben in einen Topf werfen?

Frank „Molle“ Winkler: Nôô, des kou ih naddierlich net verschdehâ. Wenn bei mir in dâ Wärtschaft Leit uffschlâôôchâ und uns als Schwôôba bezeichnâ, dann sooch ih: Des sei jetz ganz dinns Eis. Die Schwôôba hewwâ mir von Annaweech scho immer a weng im Visier ghott. Aachâzwinkernd naddierlich. Mir meechâ se net aarch, weil die henn uns jo meh wie 200 Jôôhr lang versucht z‘kontrollierâ. Wall 1806, wuh dâ Napoleon s‘Frankenland verdaalt ghat hat, wôôr ôône von dâ ärschdâ Aktionâ, dass d‘Württemberger unser Lateinschuâlâ zugschberrt henn. Isch jo klar, was die gwellt hewwâ: ko gscheide Leit halt. Henn Se des gwisst.

Nein, das wusste ich nicht.

Winkler: Dann wissâ ses jetzt.

Ich oute mich mal als „neigschmeckter“ Badener, der jetzt in Hohenlohe lebt.

Winkler: Dann hemmer jo a gemeinsams „Feindbild”. Des isch doch subber. Awwer es geit naddürlich aa bei dâ Schwôôba reechde Leit. Vor allem uff dâ Schwäbischâ Alb. Des sann Leit wie mir. Boudâständich eewâ. Was mir in unserâ Lieâder uffs Korn nemmâ, isch dâ mittlere Neckarraum. D‘Schdädter sann halt a weng schwierich.

Sie singen ausschließlich in Hohenloher Mundart. Warum?

Winkler: Des Scheene am Hohaloisch isch, dass ‘s äußerschd vielfäldich isch. Hohâlohisch isch wirklich a bsunderer Dialekt, sogôôr im fränkischâ Sprach-raum ebbes bsunders. Des findsch eigentlich faschd nächedwuh anderscht, dass die Endsilbe –lich im Plural als Verniedlichung verwendet werd. Also Maadlich und Heislich und was waas ich noch. Oder Gaggelich – in Oschd-hohâlohe sôôchâ se Gaggeli. Die sann noch â weng maulfauler wie mir, un lasses glei weg. Hemmer iwrichens manifeschdierd 2008 in unserm Musical Oggdoowertee – dôô sann die diversâ Hohenloher Idiome konserviert. Es isch awwer aa sou, wenn ih in râ andrâ Geichâd bin, wuh Dialekt gschwätzt werd, fang ih sofort ou aa sou z schwätzâ wie die. Ih bin halt â Sprachchameleon.

Dem „Hohaloher Land“ hat Annâweech eine Hymne gewidmet. Kurz gefasst: Was bedeutet Hohenlohe für Sie?

Winkler: Hôômed, Geborchâheit. Wenn ih Tourischdâ in da Weischduwwâ hobb, Wanderer, Radfahrer, die sôôcha, so freindliche Leit wie in Hohâlohe henn se noch närcheds droffa. Sou hilfsbereit von sich aus. Des säh i jetz net ganz sou, awwer wenn d‘Leit sou soucha, dann werd’s scho stimmâ.

Vielleicht ist es anderswo schlimmer?

Winkler: Wenn zu mir ôôner in d’Wärtschaft kummt, wuh frisch nach Hohâlohe zoucha isch, dem sôôch ih, merk d’r ôôfach zwaa Sacha: Ärschdens, wart net, bis ebber uff di zugeht. Zweitens, bau kon Scheiß, weil der isch schneller bei dir dahôôm, wie du sälwer. Sou gäht Hohalohe – hundert Pro. Wenn mer sich’s môôl versaut hat, dann isch’s nimme ôôfach.

Hohenloher sind also nachtragend?

Winkler: Des kou mer sou net sôôchâ. Môr vergisst halt nix.

Kriegen Sie den Dialekt auch noch bei den jungen Leuten mit?

Winkler: Wenn die Junga Whatsapp schreiwâ, dann schreiwâs zum Daal im Dialekt. Weil mer sich halt kärzer ausdrückâ kou. Ih schreib als aa môôl im Dialekt, un weechâ dem bleedâ Korrektorprogramm gäht des net sou gscheid. Do miâsst mer môôl drou schaffâ, dass des besser funktioniert.

Interview: Dirk Täuber

 

Info:
Die Kultband Annâweech hat diverse Alben mit Texten im Hohenloher Dialekt veröffentlicht. Nach dem Tod von Bandkollege Peter Botsch 2020 verstärkt seit kurzem Sängerin Sandra Masuch die Truppe. Termine und mehr gibt es auf www.annaweech.de.