Studium an der Schnittstelle zwischen Informatik und Betriebswirtschaft

Neue Technologien und Industrie 4.0: Absolventen des Studiengangs Digital Business Management sind Spezialisten – und viele wollen in der Region bleiben. Fotos: DHBW

Seit 2019 werden am Campus Bad Mergentheim Studierende an der Schnittstelle zwischen Informatik und Betriebswirtschaft ausgebildet. Dietrich Emmert erklärt, was den Studiengang Digital Business Management für Unternehmen der Region so besonders macht. 

Seit knapp vier Jahren gibt es am Campus Bad Mergentheim den Studiengang Digital Business Management. Wie sehen Ihre Erfahrungen aus?

Dietrich Emmert: Begonnen haben wir mit dem Studiengang 2018 am Campus in Stuttgart. Ein Jahr später ist der Studiengang in Bad Mergentheim an den Start gegangen. Im Herbst 2022 hatten wir die ersten 17 Studienabsolventen in Bad Mergentheim, die alle in ihren Unternehmen fest angestellt wurden und auch alle an der Schnittstelle zwischen Informatik und Betriebswirtschaft arbeiten. Manche im Bereich Einkauf, andere in der Logistik oder im Vertrieb, aber ganz klar mit der Aufgabenstellung, das Thema IT voranzutreiben.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Emmert: Bei Würth Industrie Service wurde beispielsweise eine eigene Abteilung aufgebaut, die sich Digital Business nennt. Hier sitzen zwei Studienabsolventen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und beschäftigen sich unter anderem damit, wie man den Vertrieb weiter digitalisieren kann. Ich bin davon überzeugt, dass der Studiengang für Unternehmen der Region Sinn macht, denn sie brauchen das Know-how nicht nur auf der Informatikseite, sondern auch seitens der Betriebswirtschaftler, die digitale Projekte in Fachverantwortung vorantreiben. Diesen kleinen digitalen Rucksack bekommen die angehenden Fachkräfte direkt bei uns.

Seit 2012 arbeiten Sie bei der DHBW. Haben Sie den Studiengang mit auf­gebaut?

Emmert: Bei der DHBW war ich zu Beginn in Mosbach im Studiengang Handel tätig. Währenddessen haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet, um zu entscheiden, ob wir eine neue Studien­richtung, Digital Business Management, in unser Programm aufnehmen möchten. 2018 haben wir entschieden den Studiengang aufzunehmen und wie bereits erwähnt  ging er 2019 dann an den Start.

Warum ist Ihre Wahl auf Bad Mergentheim gefallen?

Emmert: Wir wollten damit unter anderem den Hochschulstandort Bad Mergentheim stärken und wir sind überzeugt dass es hier viele Unternehmen gibt die einen Bedarf an einer solchen Ausbildung haben.

Und im Studiengang Digital Business Management?

Emmert: Im Studiengang Digital Business Management gibt es aktuell einen Kurs mit einer Begrenzung auf 25 Teilnehmer. Wenn es hier absehbar mehr Interessenten gibt, werden wir einen zweiten Kurs integrieren. Im Moment sind wir vor Ort mit dem Kurs jedoch gut aufgestellt. Die Studierenden kommen zu 95 Prozent aus dem größeren Einzugsgebiet bis etwa 50 Kilometer. 

Wie sind die Rückmeldungen der Unternehmen aus der Region?

Emmert: Der Bedarf bei den Unternehmen in der Region ist auf jeden Fall da. Es gibt rund 60 Unternehmen aus dem Umkreis, die bei uns ausbilden. Hier sind die meisten namenhaften größeren Mittelständler aus der Region vertreten. Da die Absolventen des Studiengangs aktuell nicht jedes Jahr benötigt werden, ist eine Regelmäßigkeit der Unternehmen jedoch noch nicht gegeben. Ich denke jedoch, dass gerade in den nächsten Jahren, Betriebe dringend Absolventen dieser Fachrichtung benötigen.

Wieso gehen Sie davon aus?

Emmert: Egal, ob man Algorithmen zur Datenanalyse oder die Nutzung von Sprachrobotern oder Chatbots betrachtet: Die Technologieentwicklung in den einzelnen Feldern wächst rasant. Das liegt unter anderem daran, dass die Mächtigkeit der IT-Systeme immer größer wird. Bei Rechnerkapazitäten und Verarbeitungsgeschwindigkeiten sind aktuell keine Entwicklungsgrenzen gesetzt. Unternehmen müssen sich mit diesen Technologien auseinandersetzen und müssen sich, um im Wettbewerb erfolgreich zu sein, die Frage stellen: Wo können wir neue Technologien einsetzen und wie kann Industrie 4.0 weiterentwickelt werden? Dafür brauchen sie Fachkräfte, die das sowohl auf Seiten der Informatik als auch Betriebswirtschaft – direkt aus der Anwendungsseite – beurteilen können.

Welche Schwerpunkte werden im Studiengang Digital Business Management aktuell gesetzt?

Emmert: Aktuell setzt sich der Studiengang aus drei Schwerpunkten zusammen: 60 Prozent besteht aus klassischen BWL-Fächern, die wir auch in anderen Studienrichtungen haben. Der Rest des Studiengangs setzt sich aus informatiknahen Fächern wie Datenbanksystemen und Business Analytics und dem Schwerpunkt Transformation zusammen. Bei Letzteren geht es darum, wie man Organisationen im Zuge des digitalen Zeitalters weiterentwickeln und diese Transformation sowohl methodisch wie psychologisch unterstützen kann. 

Wie schnell müssen Sie sich auch im Studiengang an Veränderungen anpassen?

Emmert: Grundsätzlich ändert sich das Curriculum alle sechs Jahre. Im Jahr 2025 werden wir diesen Prozess also durchführen. Bis dahin sind die Kerninhalte zunächst fest, da sie entsprechend akkreditiert sind. In der Ausgestaltung der einzelnen Vorlesungen – insbesondere in den Fächern, in denen wir freier sind – versuchen wir natürlich, die Studieninhalte entsprechend weiterzuentwickeln.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Emmert: Beispielsweise gibt es ein Integrationsseminar, in dem üblicherweise theoretische Themen bearbeitet werden. Hier haben wir im vergangenen Jahr ein Format entwickelt, das man mit einer Unternehmensberatung für Firmen vergleichen kann. Hier bearbeiten Studierende bestimmte Fragestellungen überwiegend der Gemeinden und Kommunen – beispielsweise eine App für Kindergärten oder eine Kurkarte. Auch in anderen Bereichen versuchen wir aktuelle Themenstellungen in Projekt- oder Seminararbeiten mit einzubauen, beispielsweise wie man KI für Unternehmen nutzbar machen kann. Die Halbwertszeit des Wissens ist kurz und wir müssen schauen, wie wir das aufgreifen. Der Rahmen an sich ist jedoch zunächst fest.

Wie wichtig ist der Campus Bad Mergentheim für die Region?

Emmert: Aus Sicht der Studierenden ist der Campus sehr wichtig. Die meisten Studierende kommen direkt aus der Region und möchten nach ihrer schulischen Ausbildung in ihrem Umfeld bleiben. Hierfür muss es aber Angebote geben, die ein Studium im Landkreis ermöglichen. Aus Sicht der Unternehmen ist das auch vorteilhaft, denn dadurch gibt es Studierende aus der Region, die in der Region bleiben möchten und für die Region und somit für die Betriebe zur Verfügung stehen.

Interview: Teresa Zwirner

Zur Person

Prof. Dr. Dietrich Emmert ist Studiengangsleiter Digital Business Management am Campus Bad Mergentheim der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.