Tradition trifft Technologie

Kurstädte haben einen bestimmten Ruf: verstaubt, altmodisch, langweilig, alte Leute statt hipper Menschen. Auch Bad Mergentheim ist eine Kurstadt, die auf eine lange Geschichte zurückblickt – die Klischees erfüllt diese Stadt aber nicht. Oberbürgermeister Udo Glatthaar gibt einen Überblick.

Kurstädte haben einen bestimmten Ruf: verstaubt, altmodisch, langweilig, alte Leute statt hipper Menschen. Auch Bad Mergentheim ist eine Kurstadt, die auf eine lange Geschichte zurückblickt – die Klischees erfüllt diese Stadt aber nicht. Oberbürgermeister Udo Glatthaar gibt einen Überblick.Kurstädte haben einen bestimmten Ruf: verstaubt, altmodisch, langweilig, alte Leute statt hipper Menschen. Auch Bad Mergentheim ist eine Kurstadt, die auf eine lange Geschichte zurückblickt – die Klischees erfüllt diese Stadt aber nicht. Oberbürgermeister Udo Glatthaar gibt einen Überblick.

Von einer Kurstadt im ländlichen Raum hat wahrscheinlich jeder, der Bad Mergentheim noch nicht kennt, ein ganz bestimmtes Bild im Kopf. Da geht es den Leuten wie der Suchmaschine „Google“, die – nach „Kurstadt“ befragt – vor allem Postkartenmotive der Beschaulichkeit liefert. Nun ist auch Bad Mergentheim zweifelsohne eine außergewöhnlich schöne Stadt – doch gängigen Kurstadt-Klischees alleine werden wir nicht gerecht. Vielmehr treffen in der Großen Kreisstadt lebendige Traditionen auf Technologie und Gesundheitskompetenz für das 21. Jahrhundert. Wie das? Meine Charakterisierung sieht so aus: Stellen Sie sich eine Stadt vor, die traditionsreiche Kurstadt und dynamischer Wirtschaftsstandort zugleich ist. Eine Stadt, in der Sie eine der zehn schönsten Parkanlagen Deutschlands und ebenso eines der größten Hochregallager Europas finden. Eine Stadt, in der studentisches Leben in der Dualen Hochschule ebenso zuhause ist wie das Thema „Wohnen im Alter“. Eine Stadt, die den historischen Altstadtcharme vereint mit der Top-25-Platzierung ihres Einzelhandels im Vergleich der Mittelzentren in Deutschland (IIHD-Erhebung für Wirtschaftswoche 2/2015). Eine Stadt, die drei Weinbauregionen und regionale Bierbraukunst mit internationaler Gastronomie und Gastlichkeit kombiniert.

Ohne eine gewisse wirtschaftliche Dynamik hätte Bad Mergentheim nie eine Entwicklung genommen, die heute quer zu allen Trends im ländlichen Raum steht: Wir wachsen seit Jahren kontinuierlich und werden das den Prognosen zufolge auch weiter tun. Erstmals in der Geschichte der Deutschordensstadt ist im Jahr 2015 wohl die 23 000-Einwohner-Marke überschritten worden. Die entsprechende Bestätigung der offiziellen Statistik erwarten wir in Kürze.

Natürlich ist auch Bad Mergentheim keine Stadt frei von Problemen und Herausforderungen. Aber das kurze Umreißen unserer „Standortbestimmung“ mag deutlich gemacht haben, dass das größte Kurbad Baden-Württembergs viel mehr als nur ein Kurbad ist. Und die Entwicklung, die dahin führte, kann man entlang geschichtlicher Wegmarken erzählen.

Seit der Entdeckung der Heilquellen durch den Schäfer Franz Gehrig im Jahr 1826 hat sich Mergentheim zum Zentrum medizinischer Kompetenz entwickelt. Als das Kurwesen Ende der 1990er Jahre durch die Einsparungen im Gesundheitssektor in eine Krise geriet, sind auch in Bad Mergentheim die Übernachtungszahlen im hohen sechsstelligen Bereich eingebrochen. Durch gezielte Investitionen in die Attraktivierung der Kur-Infrastruktur und die Expertise in den einzelnen Häusern konnte gegengesteuert werden. Inzwischen haben sich elf spezialisierte Fachkliniken ein nationales oder gar internationales Renommee erarbeitet. Der Tourismus mit einer guten Hotellerie und vielfältigen Übernachtungsangeboten ist zu einem starken zweiten Standbein geworden, mit Rekordjahren 2014 und 2015 bei den touristischen Ankünften, wo wir inzwischen bei über 125 000 stehen. Auch die Übernachtungszahlen stiegen, im vergangenen Jahr auf fast 570 000.

Wichtig: Zu unseren Kompetenzen gehört nicht mehr nur Erholung und Gesundheit. Bad Mergentheim ist Teil der „Region der Weltmarktführer“. Als nach Beschäftigten größter Wirtschaftsstandort im Main-Tauber-Kreis mit über 12 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen haben wir viele innovative und inhabergeführte produzierende Unternehmen: Würth Industrie Service mit dem besagten Hochregallager, Bartec, Palux, Roto, Leonhard Weiss, Müller-Martini oder Bembé – um nur die namhaftesten zu nennen. Andere – wie Wittenstein, Wirthwein oder ebm-papst – sind in der unmittelbaren Nachbarschaft. Auch der Dienstleistungssektor ist bei uns stark ausgeprägt. Ein weiterer entscheidender Wirtschaftsfaktor ist eine gute Infrastruktur: Ob Bildung (wir sind größter Schulstandort im Kreis mit allen Schularten), Kultur, Einzelhandelsvielfalt, Freizeiteinrichtungen oder medizinische Versorgung – wir können aufzeigen, dass es sich bei uns gut leben lässt. Nehmen Sie zum Beispiel den Wildpark als einen der schönsten in Europa oder die neue Solymar Therme, die wir im vergangenen Herbst nach Investitionen im zweistelligen Millionenbereich wiedereröffnet haben. Das ist die führende Wellnesseinrichtung der Region, die inzwischen auch mehrfach ausgezeichnet wurde.

Spätestens wenn am 22. Juli „Simply Red“ in unserem Schlosshof auftritt und sich bei „Lieder im Schloss“ einreiht in eine Künstler-Riege von Bryan Adams über Mark Knopfler bis hin zu Sting oder den Fantastischen Vier, wird wieder einmal deutlich werden, dass Bad Mergentheim eine etwas andere Kurstadt ist.

Udo Glatthaar ist seit 20. Mai 2011 Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Bad Mergentheim. Der 55-Jährige wurde in Sigmaringen geboren.