Der Main-Tauber-Kreis sieht den Breitbandausbau als wichtiges Thema an und treibt ihn voran. Durch die Zerstreutheit einzelner Orte wird das zur Herausforderung – steigert aber gleichzeitig deren Attraktivität als Gewerbe- und Industriestandorte.
Schnelles Internet gehört heute zu unserem Leben dazu. Sei es bei der Arbeit oder im Privatleben. Der Breitbandausbau ist daher auch eines der wichtigsten Zukunftsthemen im Main-Tauber-Kreis. Deshalb hat der Kreistag am 26. Oktober vergangenen Jahres beschlossen, die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte digitale Medienwelt voranzubringen. Der symbolische Spatenstich für das größte Infrastrukturprojekt des Kreises fand am 20. April dieses Jahres in Tauberbischofsheim statt. Der Main-Tauber-Kreis erstreckt sich von Creglingen am Oberlauf der Tauber im Süden bis Freudenberg am Main im Norden.
Von Grünsfeld/Wittighausen im Osten verläuft der Landkreis bis Boxberg/Ahorn im Westen. Insgesamt ist er rund 1.300 Quadratkilometer groß. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 120 Kilometer. Zum Landkreis gehören 18 Städte und Gemeinden mit rund 280 Siedlungsplätzen. Hierzu zählen auch kleinere Dörfer und Weiler. Daraus ergibt sich die besondere Herausforderung des Breitbandausbaus.
Rund 18 Millionen Euro werden in einem beispielhaften Gemeinschaftsprojekt von Bund, Land, Landkreis und Kommunen investiert. Bis Ende 2018 sollen rund 31.000 Haushalte durch ein leistungsfähiges Glasfaserkabel-Breitbandnetz die Möglichkeit bekommen, Surfgeschwindigkeiten von mindestens 30 Mbit/s zu nutzen. Der Vorteil: Das neue Turbo-Internet ermöglicht nicht nur schnelle Downloads, die Nutzer können in ihrem Haushalt auch mehrere Fernsehsender oder Filme in HD-Qualität per Internet genießen. „Damit ist das Tor zur digitalen Zukunft mächtig weit aufgestoßen“, freute sich Landrat Reinhard Frank beim Spatenstich.
Der Landrat sah den Baubeginn auch als den Anschluss des Kreisgebietes an eine moderne Infrastruktur, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Glasfaserkabel habe für ihn die gleiche Bedeutung wie ein funktionierendes Schienen- oder Straßennetz. „Insgesamt kann von einem Quantensprung für die Telekommunikation im Landkreis gesprochen werden“, blickte Frank optimistisch auf die kommenden beiden Jahre.
Attraktivere Standorte
Auch die Bürgermeister der Kreisgemeinden sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, denn die Ausgangslage war doch sehr verschieden. Besonders der sogenannte „obere Bezirk“ des Main-Tauber-Kreises um Creglingen, musste aufgrund der starken Zersiedelung und der vielen Weiler und Einzelhofstellen in der Vergangenheit große Nachteile verkraften. Der Boxberger Rathauschef Christian Kremer sieht im Glasfasernetzausbau vor allem auch eine deutliche Steigerung der Attraktivität der Gewerbegebiete im ländlichen Raum und damit eine wesentliche Verbesserung der Chancen für künftige Industrie- und Gewerbeansiedlungen. Als Beispiel nannte Kremer das Gewerbegebiet „Seehof“ bei Boxberg, das schon vom Beginn der Erschließung an mit dem Kabelanschluss bedient wurde. Für die ansiedlungswilligen Firmen sei der Kabelanschluss heute eine unabdingbare Voraussetzung bei der Standortauswahl.
Im Vorfeld der Maßnahme waren Planungsgeschick und intensive Verhandlungen mit den Bieterunternehmen notwendig. Nur so konnte man zum jetzt erreichten Ergebnis kommen und die Umsetzung voranbringen, betonte der für die Breitbanderschließung im Kreis zuständige Dezernent Jochen Müssig vom Landratsamt. Kürzlich hat die aus dem Ausschreibungsverfahren siegreich hervorgegangene Deutsche Telekom die Städte und Gemeinden über die Vorgehensweise des Ausbaus informiert. Es ist geplant, dass die Baumaßnahmen durch zwei Bautrupps vorangebracht werden. Die Trupps beginnen im südlichen und im mittleren Main-Tauber-Kreis. Die Bauvorhaben werden jeweils in nördlicher Richtung umgesetzt. Insgesamt werden 717 Kilometer Glasfaserstrecke verlegt und 309 Kabelverzweiger mit Glasfaser angebunden. Zusätzlich werden im Fördergebiet 35 neue Kabelverzweiger errichtet. Zu diesen führt die moderne Glasfasertechnologie.
Von den Kabelverzweigern zu den Häusern wird noch die vorhandene Kupfertechnologie genutzt. Das Gesamtkonzept sieht allerdings ergänzend vor, dass weiterführende Schulen und Gewerbegebiete in den weißen Flecken unmittelbar mit Glasfaser angefahren werden. Dort sind dann noch wesentlich höhere Bandbreiten – je nach Bestellung der Kunden – möglich. Die gesamte Erschließung des Landkreises ist in neun Bauabschnitte gegliedert. Ziel ist es, das gesamte Vorhaben bis Ende 2018 fertigzustellen. Diese Vorgabe der Bundesregierung und auch eine Forderung der Ausschreibung will die Telekom unbedingt einhalten.
Werner Palmert