Unterwegs in Heilbronn

Ein Jahr nach der Bundesgartenschau hat die Stadt am Neckar immer noch viel zu bieten. Im Bus, im Boot, auf dem Fahrrad oder zu Fuß eröffnen sich auch dem Kenner vielerorts neue Perspektiven.

Der rote Doppeldecker kurvt wieder durch die Käthchenstadt. Ende Mai nahm der „Hop On Hop Off“-Bus in Heilbronn seinen Betrieb wieder auf. Eine gute Nachricht nicht nur für die vielen Touristen, die die Stadt besuchen. Denn die größte Stadt Heilbronn-Frankens will gerade in diesem Jahr Menschen aus der Region ansprechen und animieren, Heilbronn nicht nur für den Wochenendbummel aufzusuchen, sondern sich selbst ein ganzheitliches und neues Bild von der Stadt zu machen. Als Einheimischer kennt man schon alles an Heilbronn? Weit gefehlt. „Ganz neue Perspektiven auf die Heimatstadt“ habe er erhalten, als er zum Saisonstart eine Runde mit dem Doppeldecker-Bus gefahren sei, erzählt Andreas Kühner, geschäftsführender Gesellschafter des Heilbronner Reise-Unternehmers Gross Reisen.

Irgendwie auch logisch, denn in den vergangenen Jahren hat sich viel getan in Heilbronn. Die Bundesgartenschau (BUGA) im vergangenen Jahr hat zahlreiche Plätze und Attraktionen geschaffen, die man auch nach ihrem Ende noch entdecken kann: Der Neckaruferpark mit Wassertreppen, der Campuspark mit seinen Sportanlagen, die Staudenrabatten am Karlssee oder der Stadtdschungel auf der Kraneninsel – das nachhaltige Erbe der BUGA ist vielfältig und auch in diesem Sommer eine Entdeckungstour wert.

Zum Paddel greifen

Neue Perspektiven, das bedeutet in Heilbronn 2020 auch ganz besondere Blickwinkel, aus denen man die Stadt erleben kann – zum Beispiel vom Wasser aus. Die Stadt bietet zu bestimmten, über den Sommer verteilten Terminen die exklusive Möglichkeit, eine Rundfahrt durch Heilbronn auf dem Neckar zu erleben – natürlich garniert mit den spannenden Informationen und Geschichten rund um Kanal­hafen, Salzhafen und Osthafen und der perfekten Sicht vom Alten Neckar auf das BUGA-Gelände. Wer es gerne aktiver mag, der kann auch selbst Hand anlegen, eine Stadtführung auf dem Neckar mit dem Kanu buchen und zum Paddel greifen.

Selbstverständlich sind auch klassische Stadtrundgänge, Segwaytouren oder verschiedene Themenführungen durch die Neckarstadt möglich, beispielsweise der historische Rundgang „Starke Frauen“, der sich mit den oft vergessenen Geschichten der Frauen in der Käthchenstadt auseinandersetzt. Die Führungen finden unter Einhaltung von Abstandsregeln und mit einer maximalen Teilnehmerzahl von 15 Personen statt.

Eine ganz besondere Art, die auch und gerade für gebürtige Heilbronnerinnen und Heilbronner hochspannend sein kann, ist das sogenannte „Cityescape“ im Stil der derzeit enorm beliebten Escape Rooms – nur, dass man beim Cityescape nicht aus einem Raum entkommen muss, sondern die Action mitten in der Stadt unter freiem Himmel geschieht. Als Teilnehmer wird man zum Kriminalisten und sucht, bewaffnet mit einem Tablet, an Originalschauplätzen der Stadt nach Hinweisen, um einen Kriminalfall aufzuklären. Ein ganz anderer, mitreißender Weg der Erkundungstour.

Natürlich lässt sich Heilbronn auch auf eigene Faust entdecken – und da gibt es noch viel mehr zu sehen als Kilianskirche, Rathaus oder Experimenta. Der Sommer eignet sich hervorragend für einen Abstecher zum Trappenseeschlösschen, das malerisch auf einer kleinen Insel im Trappensee am östlichen Stadtrand liegt.

Lesungen im Schlösschen

Das Trappenseeschlößchen ist eines der wenigen historischen Kleinode, das die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat. Der Sommer 2020 eignet sich besonders gut, um dem barocken Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert einen Besuch abzustatten. Denn nach abgeschlossenen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen wird das Trappenseeschlösschen ab Ende Juli auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Dann läuft das pittoreske Bauwerk unter dem Namen „Literaturhaus Heilbronn“ und beheimatet Lesungen zeitgenössischer Autoren, Vorträge, Diskussionsrunden sowie das Kleist-Archiv Sembdner als Anlaufstelle für alle Kleist-Interessierten.

Übrigens: Vor oder nach einem Besuch im Trappenseeschlösschen empfiehlt sich ein Besuch im benachbarten Trappensee-Biergarten. Dieser bietet nicht nur eine große Auswahl an Speisen und Getränken, sondern auch einen Kinderspielplatz und reichlich Grünflächen. Durch das weitläufige Ambiente fällt auch das Abstandhalten nicht schwer.

Überhaupt kann man es sich in Heilbronn kulinarisch so richtig gut gehen lassen. Schließlich handelt es sich um die älteste Weinstadt Württembergs und die Weinberge, die die Stadt umgeben, sorgen für eine Vielzahl an regionalen Qualitätsweinen. Dazu passend sollte man sich in einer der zahlreichen Gaststätten der Stadt das deftige Eintopfgericht „Böckinger Feldgschrei“ schmecken lassen.

Michael Bächle