Verlockend, wie es lockt

Attraktivität spielt nicht nur eine Rolle, wenn es um die Partnerwahl geht. Auch ein Ausflugsziel wird danach beurteilt, wie anziehend es mit all seinen Facetten auf den, der es mit kritischem Blick betrachtet, wirkt. Dass das Heilbronner Land dem Attribut attraktiv gerecht wird, hat es längst bewiesen. Wir stellen zwei Beispiele vor.

Strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel, 25 angenehme Grad. Es ist Wochenende, keine Termine, freie Zeit. Nichts wie los zum Freizeitpark! Da kommt die ganze Familie auf ihre Kosten. Doch wohin? 145 solcher Parks gibt es in ganz Deutschland, davon 18 allein in Baden-Württemberg. Wie wäre es denn mit dem ältesten? Sozusagen dem Pionier der Freizeitbranche. Auf nach Tripsdrill!

Die Geburtsstunde von Tripsdrill im Weiler Treffentrill bei Cleebronn ist das Jahr 1929, sein Schöpfer ein Wirt mit dem Namen Eugen Fischer, der im Zweiten Weltkrieg verstarb. Dessen Sohn Kurt Fischer baute Tripsdrill, das 2016 zum zweiten Mal in Folge als bester Themenpark Europas ausgezeichnet wurde, weiter aus. Mitte der 90er Jahre übernahmen dann seine drei Söhne die Geschäftsführung. Heute zählt der Park mehr als 100 originelle Attraktionen – vom Indoor-Spielplatz über das Waschzuber-Rafting bis hin zur Holzachterbahn „Mammut“. Das Besondere dabei ist, dass die großen und kleinen Besucher nicht nur ihren Spaß haben, sondern auch noch Wissenswertes über die Schwaben lernen. Das ist es auch, was den Charme des 77 Hektar großen Erlebnisparks ausmacht. Mit viel Liebe zum Detail sind Themenbereiche wie Weinbau, Handwerk oder Hauswirtschaft gestaltet; stilechte Figuren und historische Exponate lassen das 19. Jahrhundert plötzlich wieder lebendig werden. „Unsere Gäste sollen die Kultur, Sagen und Geschichten aus der Gegend mitbekommen. Das geht schon los in den Wartebereichen vor den Attraktionen“, sagt Geschäftsführer Helmut Fischer bei einem exklusiven Rundgang. Für das Eröffnungswochenende am 8. und 9. April werden bis zu 8.000 Besucher erwartet.

Dafür soll alles perfekt sein. Dafür wird sich drei Wochen vorher an einem sonnigen, milden Freitag mächtig ins Zeug gelegt. Auf dem Parkgelände wuseln geschäftige Mitarbeiter umher, kümmern sich um die Bepflanzung, polieren alles auf Hochglanz, checken die Attraktionen bis zur letzten Schraube und fahren die eine oder andere schon mal Probe. Fischer, für den Zeit seines Lebens klar war, dass er einmal in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters treten würde, läuft flotten Schrittes durch seinen Freizeitpark, grüßt hier, winkt da, lässt seinen Blick fast schon verträumt umherschweifen. Es heißt, in Tripsdrill gäbe es eine Altweibermühle, aus der betagte Frauen wieder jung und hübsch herauskommen. Dieser Effekt scheint sich nicht nur auf das weibliche Geschlecht zu beschränken.

Werksführung

Schauplatzwechsel: Auf einer Bruttogrundfläche von rund 11.000 Quadratmetern eröffnet sich dem Besucher des modernen Audi Forums das Tor zur Welt der Marke, die sich den Slogan „Vorsprung durch Technik“ auf die Fahnen geschrieben hat. Erdgeschoss sowie erstes und zweites Obergeschoss bieten insgesamt etwa 30 wechselnde Exponate zu den Themenausstellungen Marke, Audi exclusive und Tradition. Darüber hinaus punktet das Forum mit seiner ausgezeichneten Gastronomie – dem Restaurant Nuvolari. Auch für Tagungen und Veranstaltungen werden die Konferenz- und Kreativräume des Autobauers gerne und rege genutzt.

Mit Abstand am spannendsten sind wohl nichtsdestotrotz die Werksführungen, die einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Herstellung des Fahrzeugs mit den vier Ringen ermöglichen. Seit der Eröffnung des Audi Forums im Jahr 2005 wurden stolze 46.000 Besichtigungen von Presswerk, Montage und Co. gezählt. Dabei werden bis zu 15-mal am Tag Gruppen oder Einzelpersonen von speziellen Tourguides, die das Audi-Werk wie ihre eigene Westentasche kennen, durch die Produktionshallen geführt. Peter Schilling ist einer dieser Guides. Er ist dem Unternehmen seit 40 Jahren treu und weiß alles über den Entstehungsprozess von A4, A5 Cabrio, A6, A7, A8 und R8.

Seinen Ursprung hat alles im Presswerk, wo Blechrollen aus Stahl oder Aluminium, sogenannte Coils, zu Pressteilen für die Karosserie umgeformt werden. Dabei kann eine Rolle bis zu 35 Tonnen wiegen. Im Presswerk ist es laut. Viele der 450 Mitarbeiter, die im Dreischichtbetrieb produzieren, haben Stöpsel in den Ohren. „Vor 30 Jahren war es noch viel lauter hier“, sagt Schilling. Er muss es ja wissen.

Weiter geht es zum Karosseriebau, wo Kotflügel, Türen, Motorhaube und Dach zusammengefügt werden. Hier wird unter anderem punktgeschweißt, geklebt und gedämmt. Viele dieser Aufgaben übernehmen Roboter – wie einem Science-Fiction-Film entsprungene Arme, die mit höchster Präzision arbeiten. „In dieser Halle herrscht eine Automation von 95 Prozent“, informiert Schilling. Trotzdem: Geführt, programmiert und gewartet werden die Roboter von Frauen und Männern. Auch am Ende, bei der Qualitätsprüfung der Oberflächen, kommt es noch einmal auf die Feinfühligkeit menschlicher Hände an.

Nach der Lackiererei geht es zur Endmontage. Dort wird gerade auf einem Plattenband eine Reihe unvollendeter Fahrzeuge befördert – weiße, graue, rote, schwarze. In dieser letzten Halle wird das Cockpit mit Teilen aus dem „Supermarkt“ bestückt, die bei den Mitarbeitern intern aufgrund ihrer sperrigen Bezeichnungen einfach nur Pizza oder Zucker heißen. Und dann kommt es – das Highlight der Führung: die Hochzeit. Dabei wird die Karosserie mit dem Motor vereinigt. Mit Romantik hat das zwar wenig zu tun – aber wieder mit Präzision. „Bei uns entsteht kein völlig baugleicher Audi“, betont Schilling. Außerdem werde jedes Auto testgefahren. Schließlich geht es nicht nur um die Optik.

Olga Lechmann