Vom „Gründer-Rappel“ gepackt

Es gibt Geschäftsideen, von denen man sich wünscht, dass sie einem selbst eingefallen wären und nicht jemand anderem. Weil diese Ideen einfach brillant sind – so wie die von Gerhard Wach.

Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an einen Start-up-Unternehmer denken? Ein junger, dynamischer Mann in Jeans, mit Hornbrille und Bart? Vielleicht sogar mit langen Haaren? Einer, der frisch von der Uni kommt? Einer, der eine gewisse Blauäugigkeit und Naivität mit sich bringt? Die Dinge aber mit einer großen Portion Neugier und jeder Menge Tatendrang angeht? So vielleicht?

Zugegeben, die Start-up-Szene ist voll mit Menschen, auf die jene Beschreibung zutreffen würde. Doch nicht alle entsprechen diesem Klischee. Wir haben einen Gründer getroffen, der anders ist: Männlich? – Ja. Dynamisch? – Aber hallo. Brille und Bart? – Hin und wieder. Lange Haare? – Keineswegs. Frisch von der Uni? – Nicht ganz. Blauäugig und naiv? – Kein Stück. Große Portion Neugier? – Schon eher. Jede Menge Tatendrang? – Auf jeden Fall. Die Rede ist von Gerhard Wach. Der 56-Jährige ist – erneut – zum Gründer geworden. Die Betonung liegt auf erneut. Denn Wach ist in Heilbronn-Franken und darüber hinaus kein Unbekannter: 1996 hat der Betriebswirt das Unternehmen „Franz und Wach“ gegründet und zu den führenden Personaldienstleistern Deutschlands ausgebaut.

Jetzt hat ihn der „Gründer-Rappel“ wieder gepackt. „Es wäre einfach nichts für mich, stehen zu bleiben. Ich wollte etwas Neues ausprobieren“, sagt der Geschäftsführer lachend. Und man glaubt ihm – jedes Wort. Aber worum geht es eigentlich bei der neuen Geschäftsidee? Um eine App. Und freilich hat auch diese mit dem Thema Personal zu tun. „Omnium denkt Recruiting komplett neu“, bringt es Wach auf den Punkt. Und das sind die Hintergründe: „Wir leben in einer Zeit, in der nicht die Firma die Frage stellt ‚Warum sollten wir Sie einstellen?‘, sondern in der ein Bewerber fragt ‚Warum sollte ich bei Ihnen anfangen?‘. Soll heißen, wir haben seit geraumer Zeit einen Arbeitnehmermarkt und daran wird sich so schnell nichts ändern. Konventionelle Mittel sind oft nicht mehr zielführend. Recruiting läuft in den meisten Firmen aber meist noch traditionell ab – es reagiert nicht auf diese Verhältnisse.“

„Es wäre einfach nichts für mich, stehen zu bleiben.“ (Gerhard Wach)

Wie recht Wach damit hat, wird deutlich, wenn man sich den Bewerbungsprozess – wie er in den meisten Unternehmen heute noch gängig ist – einmal genauer vor Augen führt. Alles beginnt mit der klassischen Stellenanzeige. Sie erscheint in Tageszeitungen, in Internetportalen oder auf der eigenen Firmenwebseite. Nach und nach trudeln Bewerbungen ein. Diese werden gesichtet und der Reihe nach beantwortet. Die ersten Bewerbungsgespräche finden statt, bis man sich schließlich für einen Bewerber entscheidet. „Dieser Prozess kann lange dauern, sechs bis acht Wochen können da schnell ins Land gehen. Gute Bewerber sind da oft schon wieder vom Markt oder überlegen es sich anders.“

Genau hier setzt omnium an. Die App bringt Bewerber und Unternehmer zusammen – direkt und in Echtzeit. Ein Anschreiben oder einen Lebenslauf braucht es nicht. „Wir haben omnium aus Bewerbersicht gedacht“, beschreibt Wach das Konzept der App. Bewerber wollten heutzutage nicht mehr lange am Schreibtisch sitzen und Bewerbungen tippen, die unter Umständen nicht zielführend sind. Deshalb muss es schnell gehen – beim Bewerbungsprozess selbst und bei der Rückmeldung. Dieser Vorgang spart auch dem Unternehmen Zeit, denn langes Sichten von Bewerbungsunterlagen fällt weg. „Bei omnium gibt ein Bewerber lediglich fünf Angaben ein: Berufswunsch, Ort, Gehaltsvorstellungen, Bildungsabschluss und Ausbildung/Studium.“ Mittels künstlicher Intelligenz sucht die App nach passenden Angeboten. „Unser Algorithmus findet die idealen Ergebnisse, sogenannte Matchings. Dabei entwickelt sich die Technik ständig weiter und lernt mit jeder Abfrage neu dazu. Das ist für mich Digitalisierung“, erklärt Wach. Der Clou bei der Sache: Erst nach den Matchings muss der potenzielle Bewerber in Erscheinung treten – dann, wenn es um die Terminabstimmung geht. „Vorher ist alles anonym.“

Die Idee klingt logisch. Sie klingt nach einer Produktidee, bei der man einfach denkt, warum ist eigentlich nicht schon früher jemand darauf gekommen? Zum Glück ist das jetzt jemand: Gerhard Wach.

Lydia-Kathrin Hilpert

omnium-App
Die App ist seit dem 22. Oktober für IOS-Geräte im App-Store erhältlich. Für Nutzer ist sie kostenfrei. Unternehmen zahlen jeden Monat 429 Euro. Der Vertrag ist monatlich kündbar. Wer sich die omnium-App noch in diesem Jahr sichert, spart: Bis zum 31. Dezember ist die Anwendung auch für Unternehmen kostenlos.