Wie läuft das Online-Studium eigentlich ab − und wie wird es nach der Pandemie weitergehen? Das haben wir Prof. Dr. Ulrich Brecht, Prorektor der Hochschule Heilbronn, gefragt.
Herr Brecht, wie unterscheidet sich eine Online-Vorlesung von einer Vorlesung in Präsenz?
Ulrich Brecht: Durch den fehlenden persönlichen Kontakt. Wenn keine Kamera bei den Studierenden eingeschaltet ist, ist es für Lehrende schwieriger, den Lernfortschritt im Gesicht abzulesen. Generell gilt, dass eine Online-Vorlesung mehr Selbstdisziplin bei den Studierenden erfordert.
Ergeben sich durch Online-Veranstaltungen neue Möglichkeiten für Studierende?
Brecht: Durch die digitalen Veranstaltungen steigt die Medienkompetenz der Studierenden. Da in Zukunft Online-Meetings auch im Berufsalltag stärker vorhanden sein werden, sammeln sie auf diesem Weg bereits Erfahrungen. Auch für Erstsemester, sowohl in den Bachelor- als auch in den Master-Studiengängen, finden digitale Informationsveranstaltungen statt.
Wie kommen Studierende und Dozenten mit dem Online-Studium klar?
Brecht: Wir wurden über Nacht zu einer Fernhochschule. Nach anfänglichen Umstellungsherausforderungen hat das sehr gut funktioniert. Bezüglich der Zufriedenheit mit der Lehrsituation haben wir erfreulicherweise gegenüber der Zeit vor Corona keine Verschlechterung erfahren. Die Studierenden bewerten die Lehrsituation anhaltend positiv mit Noten zwischen 1 und 2. Wir versuchen, den Tagesablauf analog zu Präsenzzeiten zu planen. Daher gibt es auch zu Online-Zeiten einen Stundenplan.
Werden digitale Vorlesungen nach der Pandemie weiter bestehen bleiben?
Brecht: Ich denke ja, der Umfang wird aber zu diskutieren sein. Im Grunde freuen sich alle auf den Präsenzbetrieb, darin liegt auch eine unsere Stärken: im persönlichen Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden.
Interview: Hannah Henrici