Von Brunch bis Gruseldinner

In unserem hektischen Alltag mit Job, Familie und anderen Verpflichtungen muss Essen vor allem schnell zubereitet sein – und sollte natürlich schmecken. Doch Essen als Erlebnis kommt definitiv zu kurz. Hier können zahlreiche Angebote in der Region Abhilfe schaffen.

Diverse Kochkurse werden in der Region angeboten. An besonderen Orten, mit gleichgesinnten Menschen erst Schürze an Schürze nebeneinander schnippeln, dann das gemeinsam Gekochte genießen. Kochkurse sind nicht nur lehrreich, sondern auch gesellig. Ein besonders schöner Ort ist das Restaurant „rotermohn“ in Langenburg-Unterregenbach. Hier haben Koch Martin Berstecher und seine Frau Martina ein 200 Jahre altes Fachwerkhaus mit Streuobstwiese, ehemaligem Weinberg und Bauerngarten bezogen. Der gelernte Koch wagte den Sprung in die Selbstständigkeit, um mit „rotermohn“ seine Ideen außerhalb des Zeit- und Kostendrucks der konventionellen Gastronomie zu verwirklichen.

In Kochkursen, die monatlich stattfinden, bringt er seinen Gästen bei, wie man professionell Fonds und Saucen herstellt oder wie man Fisch zubereitet. Im Mai etwa war das Thema der Maibock. Es wurde eine Rehkeule zerlegt, eine Rehsauce hergestellt, Rehmaultaschen und Rehgeschnetzteltes wurden gekocht. Im Frühjahr geht es außerdem hinaus zum Kräutersammeln und anschließend entsteht aus der Ernte Kräuterpesto, Öl und Suppe. Jeder Kochkurs endet mit einem Drei-Gänge-Menü, passender Getränkebegleitung und Gesprächen zu den zubereiteten Speisen.

Wonach schmeckt das?

„Schon immer habe ich gerne gekocht, gegessen und Kochideen gesammelt. Immer wieder kamen Freunde und Bekannte auf mich zu, ob ich denn nicht das Essen für ihren Geburtstag zubereiten könne. So kam es, dass ich meine Leidenschaft Kochen zum Beruf machte“, erzählt Monika Hinderer, Inhaberin des „ESSZIMMER“ in Heilbronn-Horkheim. „Das Essen wollte ich in einem persönlichen Ambiente anbieten; mir schwebte eine ‚Erweiterung‘ meines persönlichen Esszimmers vor.“

Hier bietet sie seit dem Jahr 2008 neben den Genussabenden auch Kochkurse an, zum Beispiel den Aromakochkurs „Von hier und jetzt“ – mit regionalen und saisonalen Zutaten wie Mainhardter Räuberlinsen, Grünkern, Schwäbisch Hällisches Landschwein, Bärlauch, Zick de Hohenlohe (Bio-Ziegenkäse) und Rhabarber.

Gewürze spielen für Monika Hinderer eine besondere Rolle beim Kochen. Oft werde sie von Gästen aus der Küche geholt und gefragt, welche Gewürze verwendet wurden und ob sie ihnen diese zeigen könne. Diese Neugier hat sie inspiriert zu den Aromakursen. Gekocht wird dabei ein Drei-Gänge-Menü mit saisonalen Zutaten, das die Teilnehmer nach getaner Arbeit, mit dazu passenden Weinen, genießen.

Ökologischer Gedanke

„Man muss schon ein paar Minuten am Flussufer verweilen und genau hinsehen – doch wenn man sie einmal entdeckt hat, mag das Auge nicht mehr von ihnen weichen: Dutzende prachtvoll schillernder Libellen sitzen auf den Uferstauden und flattern diese entlang.“ So die lehrreiche Einstimmung bei einer Exkursion, die in einem köstlichen Menü im Restaurant „Rose“ in Vellberg-Eschenau gipfelt. Aber auch Kochkurse bieten Adelheid und Jürgen Andruschkewitsch, Inhaber des Biorestaurants an.

Die Gäste lernen zum Beispiel, was man alles mit Spargel machen kann. Für Vegetarier und Männer gibt es Extra-Kurse. Letztere dürfen sich aber dann zum anschließenden Menü einen Gast einladen (die neugierige Ehefrau vermutlich). Und alle zwölf Wochen gibt es die „Lange Tafel: Kulinarische Begegnungen – sowohl auf dem Teller als auch von Menschen“. Hier finden Leute zusammen, denen das gute Essen nicht nur am Herzen liegt, sondern die es gerne gemeinschaftlich genießen möchten.

Lehrreich und lecker

Maultaschen – das typisch schwäbische Gericht ist allen bekannt. Aber wer weiß, dass sie auch „Hergottsbscheißerle“ heißen? Und warum? Das erfährt man beim Mönchsdinner im Hotel Krone in Hessental. Als Mönch verkleidet gibt der Rentner Heinz Erhardt, der in Schwäbisch Hall als Nachtwächter unterwegs ist, Anekdoten aus dem Klosterleben zum Besten. Weil strenge Regeln herrschten und Fleisch nicht gestattet war, versteckten die findigen Mönche es im Nudelteig – da, wo der liebe Gott es nicht findet.

Beim Mönchsdinner treffen sich die Gäste am imposanten Kloster Comburg. Mit Laternen (im Herbst) geht es in einer Führung durch vergangene Zeiten, um dann hungrig in den Gastraum des Hotels einzukehren. Es wird eine große Schüssel mit Wasser herumgereicht, in der die Gäste sich die Hände waschen müssen. Zwischendrin werden immer wieder Trinksprüche laut, die von lustig bis derb die Stimmung heben. „Bei den Mönchsmahlen geht es in aller Regel sehr humorvoll zu“, erzählt Heinz Erhardt. Abgeschlossen wird das Mahl mit einer verkleideten Kellnerin, die als Schlossgespenst ein Tablett mit Schnaps herumreicht.

Fürchterlich köstlich

Von Weitem sichtbar thront die Burg Stettenfels bereits seit dem 11. Jahrhundert über Untergruppenbach bei Heilbronn. Beim Gruseldinner wird man hier nicht von edlen Rittern und Burgfräulein, sondern von den großen Grusel-Klassikern wie Jack the Ripper, Doktor Frankenstein oder Graf Dracula empfangen. Wer war Jack the Ripper? Beim Original-Gruseldinner wird der wohl mysteriöseste Kriminalfall der Geschichte gelöst – vielleicht! Wer ermitteln möchte, den erwartet eine schaurig-schöne Gruselkomödie in fünf Akten und mit vier Gängen.

Beim Gruseldinner sind die Gäste hautnah dabei, wenn Richter Theodore Appetither Moonthmouth die entscheidende gerichtliche Untersuchung leitet. Inspektor Abberline präsentiert den mutmaßlichen Schuldigen. Aber ist dieser wirklich Jack the Ripper? Die Suche nach der Wahrheit führt die Gäste in eine Nervenklinik, in ein zweifelhaftes Revuetheater und auf einen Friedhof. Das Publikum wird Teil der Handlung. Einzelne Gäste dürfen sogar kleine Rollen übernehmen. In den Pausen servieren die Küchenmörder das delikate Vier-Gänge-Menü. Und das alles im gruselig beleuchteten Speisesaal, dem perfekten Ambiente sowohl für die Gänsehaut als auch für den feierlichen Genuss.

Brunch und Lunner

So hieß es doch früher: Frühstücken wie ein Kaiser, zu Mittag essen wie ein König und zu Abend essen wie ein Bettelmann. Soll auf jeden Fall gesund sein. Na dann, noch ein Grund mehr, dem „Brunch“ zu frönen. Brunch, also nicht Frühstück (Breakfast) und nicht Mittagessen (Lunch), sondern beides zusammen in einer Mahlzeit. Aber eine, die Stunden und mehrere Gänge zum Buffet dauern kann. Denn so wird ein klassischer Brunch angeboten. Im Raum Heilbronn-Franken gibt es dafür besonders schöne Lokalitäten.

Ein „Fürstliches Frühstück“, das gerne Wochen im Voraus schon ausgebucht ist, wird im Langenburger Schlosscafé angeboten. Hoch oben am Hang gelegen mit wunderschönem Blick ins Jagsttal, sitzt es sich gemütlich im Café oder auf der Sonnenterrasse. Wer vom Betrachten der Landschaft alleine nicht satt wird, der geht zum reichhaltigen Buffet. Frisch zubereitete Eiervariationen, gebratener Speck und Kaffee werden am Platz serviert. Und nach dem Brunch bieten sich ein Verdauungsspaziergang im schönen Langenburg an oder eine Führung durchs Schloss beziehungsweise ein Besuch im Automuseum.

Wem Brunchen noch zu früh ist, der geht zum „Lunner“. Hier wird das Mittag- (Lunch) und Abendessen (Dinner) zusammengefasst. Diese Idee hatte man im Raitelberg Resort, umgeben vom Raitelberger Wald, bei Wüstenrot. Jeden Sonntag wird dort unter einem anderen Motto gelunnert. Mal gibt es die „Schwäbischen Spezialitäten“ – typische Gerichte wie bei der Großmutter. Wer für mediterrane Küche schwärmt, findet auch hier seinen Sonntag. Dabei wird dann Mittelmeerküche mit viel Gemüse, frischen Gewürzen, aber auch Fleisch- und Fischgerichten serviert.

Immer am dritten Sonntag im Monat ist das „Regionale Lunner“. Alle Produkte kommen aus der Eigenherstellung der Region, das Fleisch frisch vom Bauern und die Eier aus Nachbars Hühnerstall. Von 13 bis 18 Uhr darf man schlemmen, das Panorama des Schwäbisch-Fränkischen Waldes vor Augen. Am Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen und zum Abschied einen Digestif.

Sonja Alexa Schmitz