Von Schwäbisch Hall nach Hollywood

Er hat das geschafft, was nur ganz wenige in der Filmbranche erreichen: Gerd Nefzer hat im vergangenen Jahr einen Oscar gewonnen. Im Umfeld der Gipfeltreffen der Weltmarkführer ist er also genau richtig. Wir stellen den gebürtigen Schwäbisch Haller vor.

Weltmarktführer? So könnte sich Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall auch nennen. Denn: Nefzer hat im vergangenen Jahr einen Oscar für die besten visuellen Effekte im Science-Fiction-Film „Blade Runner 2049“ gewonnen. Angefangen hat der 52-Jährige aber ganz klein, wie viele erfolgreiche Persönlichkeiten in der Wirtschaft.

Mitte der 1980er hatte der gebürtige Schwäbisch Haller gerade seinen Abschluss als Agrartechniker in der Tasche, als er zum ersten Mal an ein Filmset kam. Er sollte beim Dreh die Fahrzeuge und Requisiten einer Firma beaufsichtigen, die dem Vaters seiner Freundin gehörte. Das war sein Türöffner in die Filmbranche. Im Dreigespann mit seinem heutigen Schwager und Schwiegervater spezialisierte er sich auf Special Effects. Anfangs waren sie vor allem bei Theater- und Fernsehproduktionen tätig, später dann hauptsächlich in der Filmbranche. Hauptsitz der Nefzer Special Effects GmbH ist auch heute noch in der Salzsiederstadt. Eine Dependance befindet sich in der deutschen Filmschmiede in Babelsberg.

„Wir machen physikalische Spezialeffekte für Film und Fernsehen“, erklärt der Oscargewinner. Wichtig ist ihm, dass man versteht, dass seine Arbeit nicht vor dem Computer stattfindet. Er kümmert sich um reale Effekte wie Feuer, Nebel oder Schnee. Dass die Firma erfolgreich ist, beweist die Galerie an Filmplakaten in seinem Haus in der Schwäbisch Haller Innenstadt. An allen hat Nefzer mitgewirkt, darunter „Inglourious Basterds“, „Stirb Langsam“ oder „Die Tribute von Panem“.

Absoluter Ausnahmefilm

Einen Preis hatte er vor „Blade Runner“ allerdings nie gewonnen. Warum ausgerechnet für diesen Streifen? „Das Team hat einfach gepasst. Wir haben viel Herzblut in den Film investiert“, erzählt der Effektkünstler begeistert und verwendet die Formulierung „ absoluter Ausnahmefilm“, wenn er von „Blade Runner“ spricht. Dass es schließlich zum Oscar und übrigens auch zum British Academy Film Award (BAFTA) gereicht hat, damit habe niemand gerechnet. Er selbst am allerwenigsten. Und das glaubt man ihm, so wie er in seiner bescheidenen Art darüber spricht. Auf die Frage, ob der Oscar sein Leben verändert habe, schüttelt er den Kopf und sagt: „Er hat mich nicht verändert und meine Arbeit nicht.“ Zumindest bei der Frage, ob er das Ganze schon realisiert habe, gibt der ehemalige Landwirt zu: „Natürlich muss man sich immer mal wieder kneifen.“

Einen Einblick in oscarprämierte Filmarbeit gibt es auch beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer. Johannes Preuss, der Studenten-Oscar-Gewinner 2018, wird beim Kongress einen Einblick in seine Arbeit gewähren. Der ein oder andere Teilnehmer am Gipfeltreffen kann von Preuss, aber auch von der Geschichte Gerd Nefzers noch etwas lernen – und sei es nur die Erkenntnis, dass es Deutsche in jeder Branche zum Weltmarktführer schaffen können.

Alexander Liedtke