Von Trias bis Tafelsilber

Die Museumslandschaft in Heilbronn-Franken kann sich definitiv sehen lassen – von diversen Automobilmuseen über ein Jeansmuseum bis hin zum Weinbaumuseum gibt es viel zu entdecken und bestaunen. Auch das Museum im Deutschhof – mit Archäologie-, Kultur- und Kunstausstellung – ist einen Besuch wert.

W arum gehen wir in Museen? Wenn wir mal ehrlich sind, lesen doch die wenigsten von uns wirklich jedes einzelne Schild, das an oder neben den Exponaten angebracht weiterführende Informationen bietet, von Anfang bis Ende durch. Die meisten hetzen durch die Ausstellungsräume, schauen sich hier und da ein präsentiertes Stück an, anfassen darf man ja ohnehin nichts. Besonders für Kinder kann solch ein Besuch daher ganz schön langweilig werden. Doch nicht in jedem Museum. Es gibt welche, und dazu gehört das Museum im Deutschhof in Heilbronn, da dürfen die Kleinen etwa Rätsel lösen, Fächer herausziehen, Türen öffnen oder sogar auf Knöpfen von elektronischen Geräten herumdrücken – natürlich nicht uneingeschränkt. Das nennt sich Mitmach-Museum und gehört zum pädagogischen Konzept bestimmter Einrichtungen. Im Museum im Deutschhof wird darauf viel Wert gelegt. „Unser Fokus liegt auf Kindern, Jugendlichen und Familien“, sagt Leiter Dr. Marc Gundel. Deshalb gibt es auch eine gut angenommene Ferienwerkstatt mit Werkräumen, in denen zum Beispiel Stammbäume erstellt oder Amulette gefertigt werden.

Seine Tore geöffnet hat das Museum im Deutschhof, das zu den Städtischen Museen Heilbronn gehört, im Jahre 1991. Die Ursprünge des Deutschhofs gehen jedoch bereits auf den Anfang des 13. Jahrhunderts zurück, als es noch ein Ordenshaus des Deutschen Ordens war. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Areal bis auf seine Mauern durch einen Luftangriff zerstört und in den 50ern schließlich wieder aufgebaut. Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens 2016 wurde das Haus dann saniert und zum Teil auch umgebaut – für mehr als 1,5 Millionen Euro. Als kleine Finanzspritze kamen immerhin 500.000 Euro Spenden zusammen. Der Gedanke, mit dem sich das Team um Gundel hinsichtlich der Konzeption beschäftigte, war: Was hat für Heilbronn und dessen Umgebung eine Bedeutung? Und so gliederte man die Ausstellung in drei Bereiche: Archäologie, Kulturgeschichte und Kunst. Hierbei handelt es sich um Dauerausstellungen, die seit dem 26. November 2016, nachdem das Museum ein halbes Jahr lang geschlossen war, für Besucher zugänglich sind – und zwar kostenlos. Lediglich für die meist drei bis vier Monate andauernden Sonderausstellungen wird Eintritt verlangt.

Archäologie, Kulturgeschichte und Kunst

Was ist nun zu sehen in den drei Museumsbereichen? Die Archäologie konzentriert sich auf die Trias-Zeit, die sich über 51 Millionen Jahre erstreckte. Der Begriff Trias leitet sich von „Dreiheit“ – für Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper – ab und stammt aus dem Altgriechischen. Eine Rolle für das Heilbronner Land spielt diese Periode aufgrund des Salzlagers, das sich damals bildete. „Das Thema Salz ist ganz wichtig“, betont Gundel. Auch Fossilien gibt es zu sehen – einige als lebensgroße Modelle. Teilweise handelt es sich sogar um Originale, also archäologische Ausgrabungsfunde.

Die kulturgeschichtliche Sammlung widmet sich etwa der Silberwaren- und Papierindustrie. „Ja, in Heilbronn wurde Papier hergestellt“, erklärt der Kunsthistoriker. „Und auch heute noch wird es hier verarbeitet.“ Nicht nur für diesen Werkstoff ist die Käthchenstadt bekannt, sondern eben auch für das Edelmetall Silber, im Besonderen für den Unternehmer Georg Peter Bruckmann. Dieser gründete 1805 seine Silberwarenfabrik Bruckmann und Söhne in Heilbronn. Er habe damals sogar Frauen beschäftigt und eine Betriebsrente gezahlt – was zu jener Zeit revolutionär war. Besucher können heute edle Bestecke und elegantes Tafelsilber aus der Bruckmann’schen Produktion bestaunen.

In der Kunstabteilung sind etwa Werke des gebürtigen Heilbronners Heinrich Friedrich Füger ausgestellt, der als Porträtist und Historienmaler zu einem der einflussreichsten Künstler seiner Zeit avancierte. Präsentiert werden auch Arbeiten des Stadtmalers Johann Hauck. Darüber hinaus sind Skulpturen und Plastiken Gegenstand der Ausstellung.

„Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bestand ein Sammelsurium unterschiedlichster Exponate“, meint Gundel. Es galt, zunächst alles zu ordnen und logisch aufzubauen. „Unser Ziel ist es, Bildung und Lokalgeschichte zu fördern.“

Olga Lechmann