Wenn man den Verkehrsnachrichten lauscht und wieder einmal von einem Lkw-Unfall hört, mag man es vielleicht nicht glauben, aber die Zahl der Unfälle und Todesfälle in diesem Bereich hat sich im Verhältnis zum Transportvolumen enorm verringert. Das gilt auch für Arbeitsunfälle etwa mit Gabelstaplern. Grund dafür sind viele gesetzliche Verschärfungen im Bereich Sicherheit.
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Arbeits- und Gesundheitsschutz zu gewährleisten. Aus diversen Gesetzen ergeben sich noch mehr Verordnungen. „Das fängt damit an, dass ein Mitarbeiter vor Aufnahme der Tätigkeit und anschließend alle zwölf Monate über die im Betrieb bestehenden Gefahren zu unterweisen ist“, erklärt Michael Kofler, Fachabteilungsleiter Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Dekra Automobil in Heilbronn.
Erste Hilfe, Verhalten im Brandfall oder Stolpergefahren gelten für jede Branche. Im Logistik- und Speditionssektor kommen spezielle Gefährdungen wie zum Beispiel Hochregallager oder der Umgang mit Gabelstaplern hinzu. Dekra übernimmt für die Unternehmen die Unterweisungen. „Die Gefährdungen können sich ändern, zum Beispiel durch neue Anlagen oder neue Gefahrstoffe, deswegen ist es wichtig, die Mitarbeiter regelmäßig zu sensibilisieren“, betont Kofler. Man könne nicht immer von gesundem Menschenverstand ausgehen, fügt er augenzwinkernd hinzu.
Unterweisungen sind das eine, Schulungen das andere. „In der Logistikbranche hat sich mit der EU-Richtlinie von 2006 zur Einrichtung nationaler Schulungen ein immenser Wandel vollzogen“, stellt Harry Schreyvogel, Leiter Vertrieb Firmenkunden Württemberg bei Dekra Akademie in Stuttgart, fest. Seit dem Jahr 2009 müssen Berufskraftfahrer im fünfjährigen Rhythmus eine 35-stündige Weiterbildungsmaßnahme absolvieren. „Das war ein Quantensprung für die Sicherheitslage auf Europas Straßen.“
Dekra und andere Unternehmen bieten die Schulungen in fünf Modulen an, die auf die fünf Jahre verteilt werden können. Diese beinhalten ökologisches und wirtschaftliches Fahren, arbeitsrechtliche Vorschriften, Fahrsicherheit, persönliche Faktoren wie Ernährung, richtiges Sitzen und erste Hilfe sowie Ladungssicherung. Einen Haken an der Sache gibt es allerdings schon: Für die Schulungen ist ausschließlich der Fahrer verantwortlich – und das kann ganz schön ins Geld gehen. „Jeder neue Klasse-C- oder -CE-Fahrer hat mehr als den doppelten Zeit- und Geldaufwand als früher, was sicher einer der Gründe für den eklatanten Fahrermangel ist“, gibt Schreyvogel zu bedenken.
Die Vorschriften befinden sich in einem ständigen Wandel. Die Berufsgenossenschaft überprüft diese etwa mithilfe von Ausschüssen, was einen stetigen Anpassungsprozess zur Folge hat. „Früher hat der Meister einfach erklärt, wie der Gabelstapler funktioniert, heute gibt es eine 20-stündige Ausbildung“, nennt Christoph Jaißle, Seminarkoordinator bei Dekra Akademie in Heilbronn, nur ein Beispiel von vielen. Unfallvermeidung auf der einen, richtige Reaktion im Falle eines Unfalls auf der anderen Seite – das sind in diesem Zusammenhang wichtige Punkte. Diese Ausbildung sei aber eigentlich für diejenigen, die schon seit langer Zeit Flurförderzeuge bedienen, bisher aber keinen Führerschein hatten, meint Jaißle. „Wer noch nie gefahren ist, der sollte mehr Ausbildung bekommen.“
Stefanie Pfäffle