Mit Blick auf die derzeit schwierige, konjunkturelle Lage fordern deutsche Startups von der EU mehr Unterstützung. Das zeigt eine Befragung von 172 Tech-Startups* im Auftrag des Digitalverbands Bitkom knapp einen Monat vor der Europawahl am 9. Juni.
„Startups aus europäischen Ländern haben verglichen mit Wettbewerbern aus Asien oder den USA immer noch den Nachteil eines stark zerklüfteten Binnenmarkts. Die EU verspielt mit unnötiger Bürokratie und Kleinstaaterei zu viele Chancen“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst und fordert: „Wir müssen nicht nur europäisch denken, wir müssen auch europäisch handeln.“
Das wünschen sich deutsche Startups von der EU
Wie die Befragung zeigt, ist eine Mehrheit der Tech-Startups in Deutschland (87 Prozent) der Ansicht, dass der Ausbau und die Stärkung von Förderprogrammen für ihr Startup hilfreich wären. 84 Prozent von ihnen wünschen sich eine Stärkung des Wagniskapitalangebots in Europa, beispielsweise durch Anreize für institutionelle Investoren. 81 Prozent fänden einen einfacheren Marktzutritt zu anderen EU-Staaten hilfreich, etwa durch einen weiter harmonisierten Binnenmarkt oder eine EU-weit einheitliche Rechtsform für Startups. 50 Prozent sagen dies mit Blick auf einfachere und einheitliche Anforderungen bei einem Börsengang (IPO). 77 Prozent plädieren zudem für einfachere Regeln bei Remote Work aus dem EU-Ausland und zwei Drittel (66 Prozent) für EU-weit harmonisierte Modelle bei der Mitarbeiterbeteiligung.
Einheitliche Startup-Definition in der EU
Im Vorfeld der EU-Wahlen hat sich der Digitalverband Bitkom hat mit zahlreichen europäischen Digitalverbänden zusammengetan. Gefordert werden tiefgreifende Reformen bei der Startup- und Scaleup-Politik der EU. Zu den zentralen Forderungen der Allianz gehört die Schaffung einer zentralen Stelle innerhalb der EU-Institutionen, die eine einheitliche Startup-Politik vorantreiben soll sowie die eine einheitliche Startup-Definition innerhalb der EU, um eine gemeinsame Datengrundlage zu schaffen.
Darüber hinaus plädieren die Digitalverbände dafür, mehr Augenmerk auf den Transfer von Forschungsergebnissen zu marktfähigen Anwendungen zu richten, sowie die Schaffung einer EU-weiten Rechtsform für kleine Unternehmen, die echte Zugänge zum Binnenmarkt ermöglichen soll. Ebenfalls notwendig seien bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Startups in der EU sowie ein leichterer Zugang zur öffentlichen Verwaltung als Referenzkunden für Startups. „Es reicht nicht, im Vorfeld der anstehenden EU-Wahlen die Bedeutung von Startups für Wirtschaft und Gesellschaft zu betonen. Nach den Wahlen müssen einige wenige, aber sehr konkrete und kraftvolle Maßnahmen umgesetzt werden“, fordert Wintergerst.
* Grundlage für die Umfrage der Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom war eine Onlinebefragung unter 172 Tech-Startups aus Deutschland zwischen Mitte Februar und Mitte April 2024. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, gibt aber ein aussagekräftiges Stimmungsbild für Tech-Startups in Deutschland.
red