Wasserstoff für Heilbronn-Franken

Wasserstoff
Wasserstoff als Energieträger soll künftig Erdgas ersetzen. Foto: Adobe Stock/Alexander Limbach

Künftig soll in der Region Erdgas durch Wasserstoff ersetzt werden. Landrat Norbert Heuser will für die Wasserstoff-Transformation regionale Akteure zusammenbringen.

Erdgas soll in Heilbronn-Franken mittelfristig durch Wasserstoff ersetzt werden.  Aus diesem Grund hat Landrat Norbert Heuser als Wasserstoff-Koordinator vergangene mit den regionalen Energieversorgern ein Strategiegespräch geführt, um mehr Bewegung in die Ermittlung des künftigen Wasserstoffbedarfs zu bringen, wie das Landratsamt mitteilt.

„Als ersten großen Schritt in Richtung H2-Transformation Heilbronn-Franken werden wir die regionalen Akteure zusammenbringen und uns gemeinsam auf den Weg machen, die Region mit ihren Unternehmen auf das Thema Wasserstoff vorzubereiten“, sagt Landrat Norbert Heuser, der dabei vom Regionalverband Heilbronn-Franken und der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn (WFG) unterstützt wird. Konkret soll dabei der Übergang von Erdgas- zur Wasserstoffinfrastrukturen exemplarisch für eine ganze Region dargestellt und umgesetzt werden. Unter Berücksichtigung des Wasserstoffbedarfs sollen dabei die entscheidenden Meilensteine, Hemmnisse, regulatorischen und technischen Anpassungsbedarfe im Wasserstofftransformationsprozess erarbeitet werden.

Die Transformation der Gaswirtschaft müsse das Ergebnis eines engen und partnerschaftlichen Austauschs mit privaten und gewerblichen Kunden sein, mit Vertretern aus Energiepolitik und Regulierung sowie mit weiteren Akteuren der Energiewirtschaft. „Als erste wichtige Aufgabe sehen wir hier, uns sprechfähig zu machen und politische Initiativen zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der Region zu unternehmen – auch im Zusammenschluss innerhalb der Europäischen Metropolregion Stuttgart“, sagt Landrat Heuser, der auch die Sprecherfunktion für die Arbeitsgruppe Wasserstoff in der Metropolregion Stuttgart innehat.

Offene Fragen zur Wasserstoff-Transformation

Die Verunsicherung bei privaten und gewerblichen Verbrauchern sei groß. Das Thema Wasserstoff komme, doch konkret könne derzeit noch niemand sagen wann, in welchen Größenordnungen und zu welchen Kosten. Während sich in der Vergangenheit Kunden und Lieferanten nur über die benötigte Menge und den dafür zu entrichtenden Preis unterhielten, gehe es jetzt um die Fragen, ob künftig ausreichend Strom oder Gas zur Verfügung stehe, ob Wasserstoff als alternativer Energieträger in existierenden Prozessen eingesetzt werden könne und wie er hergestellt, transportiert und gespeichert werden könne.

Spätestens 2040 soll Wasserstoff das Erdgas ersetzen

Im Zuge der Energiewende soll voraussichtlich in sieben Jahren, möglicherweise auch schon früher, Wasserstoff dem Erdgas beigemischt werden. Spätestens im Jahr 2040 soll Wasserstoff das Erdgas ganz ersetzen. Dabei ist die Region Heilbronn-Franken mit ihrer starken Industrie laut Landratsamt Heilbronn auf eine nachhaltige, bezahlbare und sichere Energieinfrastruktur angewiesen. „Die Situation zu beobachten und in allerletzter Minute zu handeln, ist keine Option“, appelliert Heuser an die Verantwortlichen. „Damit die gute wirtschaftliche Position der Region Heilbronn-Franken erhalten bleibt, muss der Umbau der Energieversorgung sorgfältig und dennoch kurzfristig geplant werden.“ Die Energielieferungen müssten ähnlich verlässlich wie in den vergangenen Jahrzehnten erfolgen, die Preise kalkulierbar und bezahlbar bleiben.

Die Entwicklung einer H2-Transformationsstrategie sei eine Mehrebenen-Aufgabe. Sie starte bei den Rahmenbedingungen der EU und der Einbindung von Regionen in europäische und nationale Wasserstoff-Hauptleitungen (H2-Backbones) und ende bei der zuverlässigen Funktionalität (H2-Readiness) von Gasverteilnetzen sowie bei der (Weiter-) Qualifizierung und verstärkten Ausbildung von Sanitärinstallateuren. „Zwar gibt es eine umfassende H2-Backbone-Planung für Deutschland, für die nächsten zehn bis 15 Jahre ist aber davon auszugehen, dass der aus Norden kommende Wasserstoff nicht ausreichen wird, den baden-württembergischen Bedarf zu decken“, betont Heuser die Dringlichkeit des Themas. Aus diesem Grund gelte es, auf der regionalen Ebene ausreichend Flächen für Wind- und Photovoltaik (PV)-Strom auszuweisen, um auch dezentrale Insel-Lösungen zur H2-Produktion in der Region möglich zu machen.

Mit der Wasserstoffnutzung wachsen nach Angaben des Landratsamts zwei zuvor getrennte Energiesysteme zusammen, die bisher organisatorisch und meist auch gesellschaftsrechtlich separiert waren. Einerseits werde das leistungsfähige Gasnetz ertüchtigt, um zunächst anteilig und später ausschließlich Wasserstoff zu transportieren. Andererseits werde lokal über Photovoltaik oder Windkraft erzeugter Strom zur Produktion von Wasserstoff eingesetzt, insbesondere an den Standorten, die nicht kurzfristig an das Stromnetz angeschlossen werden können.

Vielzahl von Wasserstoff-Kompetenzen in der Region

Die Region Heilbronn-Franken verfüge bereits heute über eine Vielzahl von Wasserstoff-Kompetenzen, die sukzessive in eine ganzheitliche regionale H2-Transformationsstrategie überführt werden müssen. Zu den regionalen Alleinstellungsmerkmalen zählen das DLR als Europas größter Flüssigwasserstoffverbraucher, das RegioWIN Leuchtturmprojekt Hydrogenium, das H2-Innovationslabor, die H2-Allianz Main-Tauber und die Wasserstoff-Insel Öhringen der Netze BW.

red.