Wer bietet mehr?

Die Welt befindet sich in ständigem Wandel, davon ist die Arbeitswelt nicht ausgenommen. Während früher Familie und Freizeit dem Job untergeordnet wurden, sehen das heute viele – vor allem junge – Arbeitnehmer nicht mehr ein. Die Work-Life-Balance muss ausgeglichen sein.

Diensthandy, Firmenwagen, Parkplatz – die Zeiten, in denen Unternehmen neue Mitarbeiter mit diesen Goodies gelockt haben beziehungsweise bereits beschäftigte Arbeitnehmer an die Firma binden wollten, gehören längst der Vergangenheit an. Aktuellen Umfragen beispielsweise von Arbeitgeberbewertungsplattformen zufolge wünschen sich Young Professionals und erfahrene Top-Fachkräfte ganz andere Benefits. Dabei rangieren bei den meisten flexible Arbeitszeiten sehr weit oben auf der Wunschliste, dicht gefolgt von Home-Office und Sabbaticals, also längeren Sonderurlauben, in denen man sich weiterbildet, beruflich neu orientiert oder eine Familienphase einschiebt. Das haben Unternehmen verstanden und mittlerweile bieten viele – und zwar nicht nur Großkonzerne – ihrem Personal genau diese Vorzüge an. Auch unsere Mittelständler ziehen dabei mit. Vier Beispiele.

Die Firma Bartec in Bad Mergentheim, Weltmarktführer im Explosionsschutz, bietet ihren Beschäftigten neben einer tariflichen Bezahlung sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld eine Leistungsprämie. Auch flexible Arbeitszeiten, Gleitzeit und Home-Office würden zu den Benefits bei dem Unternehmen mit weltweit mehr als 1700 Mitarbeitern gehören, gibt Daniela Deubel, Leiterin der Unternehmenskommunikation, Auskunft. Sonderurlaub wird nicht nur etwa bei der eigenen Hochzeit gewährt, sondern auch bei der Goldenen Hochzeit der Eltern. Wer sich mal für eine Weile aus dem Job ausklinken will, hat bei Bartec die Möglichkeit zu einem Sabbatical. Da die Gesundheit seines Personals dem Unternehmen wichtig ist, gibt es neben ergonomischen Arbeitsplätzen etwa Gesundheitstage, eine betriebliche Gesundheitsvorsorge und Sonderkonditionen bei Fitnessstudios.

Bausch und Ströbel in Ilshofen steht dem in nichts nach. Der Hersteller von pharmazeutischen Verpackungsanlagen wartet genau wie Bartec mit Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie einem jährlichen Bonus auf. Außerdem bestehe die Möglichkeit einer zusätzlichen individuellen Vergütung der Leistung durch eine jährliche Einmalzahlung, macht Tanja Bullinger, Leiterin der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, aufmerksam. Auch Überstunden werden bezahlt. Flexible Arbeitszeitmodelle und individuelle Teilzeitregelungen sind bei Bausch und Ströbel gang und gäbe. Dem Weltmarktführer im pharmazeutischen Verpackungsbereich liegt die Gesundheit seiner Belegschaft am Herzen, deshalb bieten aus Mitarbeitern bestehende Sportgruppen den Kollegen Aktivitäten wie Klettern, Fuß- und Volleyballspielen, Wandern und Fahrradfahren an. Da Nachwuchskräfte die Zukunft sind, werden diese bei Bausch und Ströbel gefördert: Eine Kooperation mit Kindergärten, Schulen und Fachhochschulen soll diesen das Unternehmen näherbringen.

Die Arbeitsphilosophie bei Optima in Schwäbisch Hall lautet, dass die Menschen, die mit ihrem Know-how Ideen und Technologien auf den Weg bringen, das Entscheidende sind. Und weil hochqualifizierte Mitarbeiter der zentrale Erfolgsfaktor der Optima packaging group sind, wird in diese auch investiert. Bezahlte Freistellungen und Sonderurlaube bei Hochzeit, Geburt des Kindes, Tod nahestehender Angehöriger, aber auch bei besonderen Notsituationen gehören im Maschinenbaukonzern mit mehr als 2000 Mitarbeitern weltweit genau so zum Benefits-Repertoire wie flexible Arbeitszeiten, ergonomische Arbeitsplätze, betriebliche Ferienbetreuung und Mitarbeiterevents. Damit nennt Alice Burzlaff aus der Marketingabteilung nur einige Beispiele.

Die Berner Group, ein familiengeführtes Handelsunternehmen mit Standorten in Künzelsau und Köln, weiß, was ihre Mitarbeiter tagtäglich leisten und honoriert dies mit materiellen und immateriellen Zusatzleistungen. So würden neben einer betrieblichen Altersvorsorge und Sonderurlauben flexible Arbeitszeiten inklusive Home-Office, Erfolgsbeteiligungen und ein Fahrtkostenzuschuss Anreize für Mitarbeiter bieten, informiert Annika Dürr, Manager Brand & Corporate Communications bei Berner. Auch ein Personalkaufrabatt und Weiterbildungsmöglichkeiten winken, wenn man bei dem Händler von Werkzeugen und Werkstattausstattung mit 9000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt anheuert.

Olga Lechmann