Wie ein Déjà-vu

Alle Jahre wieder werden bei dem Wettbewerb Jugend forscht die besten Nachwuchswissenschaftler gesucht. Erst auf regionaler, dann auf Landes- und schließlich auf Bundesebene. Im Fachbereich Physik haben zum zweiten Mal zwei Hohenloher den Regionalsieg erreicht.

Strömender Regen, ein Liebespaar am Strand, das sich unter einem sich zusammenbrauenden Gewitter küsst. Ein Blitz schlägt in den Sand ein, dieser schmilzt unter den hohen Temperaturen – und es entsteht Glas. Was in der Hollywood-Komödie „Sweet Home Alabama“ aus dem Jahr 2002 in einer Szene mit den Schauspielern Reese Witherspoon und Josh Lucas geschieht, ist keine Fiktion, sondern entspricht der (physikalischen) Wahrheit. Bei einer Verschmelzung von Blitz und Sand werden sogenannte Fulgurite, verglaste Röhren aus geschmolzenen Sandkörnern, erzeugt.

Mit solchen haben sich Stefan Buck (20), Marc Hirsch (20) und ihr ehemaliger Lehrer Lars Schneider (32) in ihrem Projekt für den diesjährigen Nachwuchswettbewerb Jugend forscht beschäftigt – und damit die Qualifikation für Heilbronn-Franken im Fachbereich Physik für sich entschieden. „Wir haben einen künstlichen Blitz erzeugt“, erklärt Stefan Buck. Dafür mussten er und sein Projektpartner in die Hochspannungsphysik einsteigen, indem sie eine Apparatur aus Mikrowellentransformatoren bauten. Nach der Herstellung wurden die Pseudofulgurite von den beiden Studenten auf ihre Eigenschaften untersucht. Obwohl der Aufbau aufwendig war und Buck und Hirsch um die 100 Schulstunden in ihr Experiment investiert haben – nahezu gänzlich am Wochenende oder in den Ferien – hat es für den Landeswettbewerb Ende März in Fellbach nicht gereicht. Somit werden sie auch nicht beim Bundeswettbewerb vom 25. bis zum 28. Mai in Erlangen antreten.

Für Buck, der Elektrotechnik an der Dualen Hochschule Mosbach, und Hirsch, der Wirtschaftsingenieurwesen an der Dualen Hochschule Bad Mergentheim, studiert, war Jugend forscht 2017 keine Premiere. Die beiden haben bereits 2016 am Nachwuchswettbewerb teilgenommen und damals ebenfalls den Regionalsieg eingefahren. Dafür angemeldet haben sie sich allerdings nicht aus Eigeninitiative, sondern weil ihr einstiger Mathe- und Physiklehrer Lars Schneider sie auserkoren hat. „Sie zählten bei mir im Unterricht zu den Besten und waren schon immer sehr zuverlässig“, lobt der Pädagoge. Physik habe ihnen einfach schon immer Spaß gemacht, besonders die praktische, ergänzen die Hohenloher.

Einige Wochen nach dem Landeswettbewerb, nachdem sie etwas Abstand dazu gewonnen haben, sind die Studenten immer noch enttäuscht. „Diesmal hätten wir wirklich gerne am Bundeswettbewerb teilgenommen“, räumt Hirsch ein. Doch andere Projekte seien einfach stärker gewesen, geben sich die jungen Männer als Fair Player. Die Kritik der Jury lautete: weiter ausbauen und detailliertere Versuche. Aufgrund ihres Studiums habe es den 20-Jährigen auch einfach an Zeit gefehlt, ihr Projekt zu perfektionieren.

Doch nun ist der Zug endgültig abgefahren, denn Buck und Hirsch dürfen 2018 nicht mehr bei Jugend forscht antreten, weil sich Studenten lediglich anmelden können, solange sie im ersten Semester sind. „Ich hätte gerne noch mal mitgemacht“, muss Hirsch, der im Rahmen seines dualen Studiums bei Ziehl-Abegg in Künzelsau arbeitet, zugeben. Und auch Buck, der sich als dualen Partner die Ilshofener Firma Bausch und Ströbel ausgesucht hat, wirkt ein wenig wehmütig. Aber die beiden, die sich seit ihrer Schulzeit am Technischen Gymnasium kennen, können den Teilnahme-Erfahrungen von 2016 und 2017 nur Positives abgewinnen. „Wir haben dadurch gelernt, wie es ist, komplett eigenständig zu arbeiten“, weiß Buck zu schätzen. Das sei auch für den Job später einmal von immenser Bedeutung.

Auch Schneider kann vom Nachwuchswettbewerb, den es bereits seit 1965 gibt und der vom damaligen Stern-Chefredakteur Henri Nannen initiiert wurde, nur in den höchsten Tönen sprechen: „Jugend forscht ist sehr wichtig, um Talente zu fördern. Schüler können etwas ganz Neues ausprobieren und sich in einen bestimmten Bereich vertiefen.“ Schon jetzt stehen die zukünftigen Teilnehmer der Gewerblichen Schule in den Startlöchern. „Für den nächsten Wettbewerb habe ich bereits zwei Schülergruppen aus den Klassen 12 und 13 des Technischen Gymnasiums“, teilt Schneider stolz mit. Vielleicht klappt es ja 2018 mit dem Bundeswettbewerb.

Olga Lechmann