Wie KI die Arbeitswelt verändert

Miriam Meckel (links) spricht sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI aus. Für Léa Steinacker (rechts) ist es wichtig, zu verstehen, wie KI Führung verändert. Fotos: ada Learning GmbH

Generative KI-Anwendungen bieten Unternehmen die Chance, effizienter zu werden, während ihre Mitarbeitenden komplexere und kreative Aufgaben übernehmen. Es wird deshalb immer wichtiger, dass jeder und alle Branchen diese Technologien nutzen können. Prof. Dr. Miriam Meckel und Dr. Léa Steinacker, Gründerinnen von ada Learning, zeigen im Interview auf, wie sich dadurch die Arbeitswelt verändert.

Häufig heißt es, dass wir durch generative KI-Anwendungen wie ChatGPT produktiver werden. Geht diese Rechnung auf?

Miriam Meckel: Generative KI kann einen positiven Einfluss auf unsere Produktivität haben, da sie zeitauf- wändige Aufgaben automatisiert. Das ermöglicht Mitarbeitenden, sich auf komplexere und kreative Aufgaben zu konzentrieren, und das kann zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Produktivität führen. Erste Studien zeigen, dass sich so die Arbeitsproduktivität um mehr als zehn Prozent erhöhen lässt. Doch es braucht gleichzeitig einen verantwortungsvollen Umgang mit KI. Wenn Kommunikation automatisiert wird, sprechen bald womöglich immer mehr Bots mit Bots. Auf diesen Kommunikationsmüll können wir verzichten.

Léa Steinacker: Das Internet hat uns ähnlich gespalten: Informationen aus aller Welt sind stets verfügbar und viele Dienstleistungen haben uns zweifelsohne schneller werden lassen; gleichzeitig bietet das World Wide Web auch sämtliche Optionen für Ablenkung und Überfluss. Das sollten wir in der Gestaltung von generativer KI jetzt mitdenken und sie sehr gezielt einsetzen.

In welcher Form verändert KI außerdem, wie Unternehmen geführt werden?

Meckel: KI-basierte Systeme können Führungskräften dabei helfen, Entscheidungen zu treffen, indem sie in unstrukturierten Daten Muster und Trends identifizieren, die sonst nicht so offensichtlich wären. Das kann Effizienzen schaffen und dabei unterstützen, zur bestmöglichen Lösung zu kommen.

Steinacker: Generative KI hilft uns dabei, uns auf das zu konzentrieren, was wir als Menschen am besten können: emotionale Intelligenz, Kreativität und strategisches Denken. Während KI sich um eher repetitive Aufgaben kümmert, haben Führungskräfte mehr Zeit, um sich auf die strategische Ausrichtung zu konzentrieren. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Führungskräfte verstehen, wie KI Führung verändert.

Worin liegen die Herausforderungen bei der Einführung von generativer KI am Arbeitsplatz?

Meckel: Eine zentrale Herausforderung ist die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Nicht alle sind mit der Technologie vertraut oder fühlen sich wohl dabei, sie zu nutzen. Unternehmen müssen in Weiterbildung investieren und sicherstellen, dass Mitarbeitende die Fähigkeiten haben, die Technologie effektiv zu nutzen.

Steinacker: Genau da setzt das Fellowship an, das wir mit unserem Unternehmen ada entwickelt haben: ein Jahr berufsbegleitender Weiterbildung, das Mitarbeitende auf die digitale Zukunft vorbereitet. Das Programm kombiniert digitales Lernen mit praktischer Anwendung in einer branchenübergreifenden Gemeinschaft von Teilnehmenden – ein idealer Ansatz, um das Arbeiten mit KI nicht nur zu verstehen, sondern ganz konkret in der eigenen Organisation umzusetzen.

Wie wird sich die Arbeitswelt in Zukunft durch den Einsatz von KI entwickeln?

Meckel: Ein weit verbreitetes Missverständnis ist die Vorstellung, dass Künstliche Intelligenz menschliche Arbeit komplett ersetzen wird. Es geht vielmehr um eine Komplementarität, bei der Menschen und Maschinen jeweils das tun, was sie am besten können. Ich denke, dass wir eine Verschiebung in der Rolle der menschlichen Arbeitskraft sehen werden, hin zu einer stärkeren Betonung unserer menschlichen Fähigkeiten und den Aufgaben, die KI nicht leisten kann – und neue Jobprofile, wie den Mensch Maschine-Integrationsmanager.

Steinacker: Wenn ich mir etwas wünschen darf: Ich stelle mir eine Arbeitswelt vor, in der KI uns bei datenintensiven Aufgaben entlastet, uns assistiert und uns ermöglicht, unsere Kreativität und strategisches Denken stärker einzubringen, um uns dabei zu helfen, besser informierte Entscheidungen zu treffen. Um das zu erreichen, müssen wir uns ethischen Fragen und dem verantwortungsvollen Umgang mit dieser Schlüsseltechnologie widmen – und das am besten nicht im Alleingang, sondern im Dialog miteinander.

Interview: Teresa Zwirner

Zu den Personen

Miriam Meckel und Léa Steinacker sind die Geschäftsführerinnen der ada Learning GmbH, die eine digitale Weiterbildungsplattform und Community betreibt.