„Wir fahren überall hin“

Glasfaser bis zur „letzten Milchkanne“ verlegen: Im Landkreis Schwäbisch Hall hat der flächendeckende Ausbau von schnellem Internet begonnen. Foto: Zweckverband Breitband Landkreis Schwäbisch Hall

Der Zweckverband Breitband Landkreis Schwäbisch Hall treibt den Breitbandausbau mit Glasfaser voran – und zwar flächendeckend. Geschäftsführer Heinz Kastenholz gibt Einblick in die Fortschritte.

Wie schnell ist die Internetverbindung in Ihrem Büro in Wolpertshausen?

Heinz Kastenholz: Wir haben eine 100 MBit-Leitung gebucht – und die kommen auch an. Damit kommen wir im Moment zurecht.

Wo steht der Landkreis aktuell beim Thema Breitbandausbau?

Kastenholz: Wir fangen jetzt so richtig mit dem Tiefbau an. Vergangenes Jahr haben wir die ersten Ausschreibungen auf den Weg gebracht und auch die ersten Aufträge vergeben. In ein paar Kommunen sind wir bereits 2021 gestartet, aber die Masse beginnt jetzt. Jeden Monat haben wir Auftragsvergaben in Millionenhöhe für den Ausbau der weißen Flecken. In der ersten Stufe bauen wir etwa 8000 Anschlüsse aus, bevor es mit den grauen Flecken weitergeht. Für diese stellen wir gerade die Förderanträge. Das sind dann nochmal 10.000 Anschlüsse bis 100 Mbit. Dann gibt es eine zweite Förderstufe für mehr als 100 Mbit. Das werden nochmals etwa 10.000 Anschlüsse sein.

Die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken hat eine regionsweite Gigabit-Allianz ins Leben gerufen. Warum geht der Landkreis Schwäbisch Hall mit dem Zweckverband Breitband eigene Wege?

Kastenholz: Wir waren von Anfang an bei dieser gemeinsamen Strategie dabei und haben sie unterstützt, weil wir gesehen haben, dass in den anderen Landkreisen die Aktionen noch nicht so weit gediehen waren wie bei uns. Wir haben aber von Anfang an auch betont, dass wir unseren bereits eingeschlagenen Weg nicht stoppen werden. Dennoch unterstützen wir den regionsweiten Ansatz.

Wie sieht Ihre Vorgehensweise aus?

Kastenholz: Nachdem wir zu oft von leeren Versprechungen von Netzbetreibern enttäuscht wurden, haben die Kommunen beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und den Glasfaserausbau im Betreibermodell voranzubringen. Wir bauen selber die Glasfasernetze und verpachten sie dann an einen Netzbetreiber. Nur mit diesem Weg ist es garantiert, dass jeder unterversorgte Haushalt Glasfaser bekommt – und nicht nur diejenigen, die sich für Netzbetreiber wirtschaftlich lohnen. Wir haben momentan die Situation, dass in den Hauptorten die Internetanbindung relativ gut ist, doch je weiter man in die Teilorte und Weiler geht, desto schlechter wird es, weil sich die Netzbetreiber scheuen, für wenige Hausanschlüsse viele Kilometer Leitungen zu verlegen. Wo es sich nicht rechnet, wird einfach nicht ausgebaut. Das wird bei unserem Modell nicht passieren. Wir fahren überall hin.

Wie sieht der zeitliche Horizont aus?

Kastenholz: Bis 2024 soll der Tiefbau fertig sein und Glasfaser bis zur letzten Milchkanne ermöglichen. Dann erfolgt die Übergabe an den Netzbetreiber. Bis 2025/26 soll es keine Anschlüsse unter 100 Mbit mehr geben. Und ein Jahr darauf soll jeder Haushalt Highspeed-Internet haben.

Interview: Dirk Täuber

Zur Person:

Heinz Kastenholz ist Geschäftsführer des Zweckverband Breitband Landkreis Schwäbisch Hall. Er ist zudem Prokurist der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwäbisch Hall sowie Leiter des Energiezentrums.