„Wir investieren parallel“

Schwäbisch Hall wächst. Und dieses Wachstum bringt Veränderungen mit sich – insbesondere im Bereich Bauen. Die Stadt muss beispielsweise auf eine gestiegene Nachfrage nach Wohnraum oder auf ein höheres Mobilitätsaufkommen reagieren. Baubürgermeister Peter Klink entwickelt Konzepte für diese Zukunftsthemen.

Herr Klink, Sie sind seit rund einem Jahr Baubürgermeister der Stadt Schwäbisch Hall. Welche Themen haben Sie seither am meisten beschäftigt?

Klink: Ich wurde im Februar vergangenen Jahres zum Baubürgermeister gewählt und übe das Amt seit April 2017 aus. Da ich zuvor den Fachbereich Planen und Bauen geleitet hatte und durch meinen Wechsel meine alte Stelle zunächst vakant war, habe ich diese in Personalunion weiter besetzt. Entsprechend haben mich viele Themen, die schon zuvor im Fachbereich aktuell waren, bis jetzt beschäftigt – etwa der Bau des Weilertunnels, die Entwicklung des Baugebiets Sonnenrain oder die Planstraße 2 als neue Zubringerstraße zum Gewerbegebiet West, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Hätten Sie sich Ihre Arbeit genau so vorgestellt?

Klink: Ich wusste ja, was mich inhaltlich erwarten und worauf ich mich einlassen würde (lacht). Mit der neuen Rolle sind durch die Zuständigkeit für unterschiedliche Fachbereiche auch diverse weitere Aufgaben hinzugekommen. Ich bin Ansprechpartner für die Vertreter der Teilorte und verantwortlich für die Stadtbetriebe, den Fachbereich Bürgerdienste und Ordnung, die städtische Feuerwehr sowie das Baurecht- und Denkmalschutzamt. Das alles macht mir großen Spaß. Es ist schön, offizieller Vertreter der Stadt zu sein und die unterschiedlichsten Menschen zu treffen. Man ist dadurch sehr nah an den Bürgern dran. Das macht den Job so spannend.

Wann war Ihnen klar, dass der Job genau das Richtige für Sie ist?

Klink: Sehr schnell, nachdem die Stelle ausgeschrieben war. Ich liebe diese Stadt einfach. Es war mir wichtig, Verantwortung für sie zu übernehmen. Zugleich war es auch persönlich eine große Herausforderung, auf die ich Lust hatte. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich letztlich die Chance bekommen habe, diese Rolle auszufüllen.

Die Haller Kernstadt ist bereits sehr verdichtet. Innerstädtischen Wohnraum zu schaffen erscheint daher eher schwer. Oder was meinen Sie?

Klink: Ohne die Außenbezirke wird es nicht gehen. Die brauchen wir dafür. Aber auch im Stadtgebiet schaffen wir neuen Wohnraum, zum Beispiel hinter dem Bahnhofsareal. Die Freimachung gewerblicher Flächen hat hier bereits begonnen. Im Frühjahr 2019 wollen wir dann mit der Bebauung starten. Allein hier sollen zwischen 350 und 450 Wohneinheiten entstehen. Wichtig ist, dass wir die Flächen, die wir schaffen, auch sinnvoll nutzen und sparsam damit umgehen, gerade weil wir einen sehr hohen Wohnraumbedarf haben. Das gilt in den Außenbereichen genauso wie in der Kernstadt. Außerdem unterstützen wir den Sonnenhof, sich im Sinne eines modernen inklusiven Wohnkonzepts zu öffnen. Hier sollen Menschen mit und ohne Handicap leben. Dadurch soll der Sonnenhof noch stärker in das Stadtgefüge integriert werden.

Schwäbisch Hall wächst, entsprechend verdichtet sich auch der Verkehr im Stadtgebiet. Welche Konzepte bieten sich hierfür an?

Klink: Diese Feststellung ist absolut richtig – mehr Einwohner bedeuten auch mehr Mobilität. Dieses Thema wollen wir gezielt angehen. Ein Verkehrsentwicklungsplan wird hierfür die Basis sein. Dafür muss man zunächst die Gesamtsituation erfassen und auswerten. Sprich: Wir wollen herausfinden, welche Auswirkungen es auf Bereich B hat, wenn wir in Bereich A den Verkehr oder die Verkehrsführung anpassen. Der ÖPNV, aber auch das Thema Elektromobilität und Radverkehr spielen ebenso eine sehr wichtige Rolle. In jedem neu erfassten Baugebiet etwa möchten wir E-Anschlüsse installieren, im Sonnenrain auch eine Carsharing-Station.

Das Haller Globe Theater ist derzeit in aller Munde. Aller Voraussicht nach steigen die Gesamtkosten auf rund neun Millionen Euro. Ursprünglich hatte man das Bauprojekt mit 5,2 Millionen Euro beschlossen, später die Kosten auf 7,5 Millionen Euro nach oben korrigiert. Auch die reichen jetzt nicht aus – und das verärgert viele Menschen in Schwäbisch Hall. Können Sie diesen Ärger nachvollziehen?

Klink: Selbstverständlich. Es ist für mich absolut nachvollziehbar, dass man sich darüber ärgert. Das geht mir ja auch nicht anders. Es war aber nicht absehbar, dass sich die Preise so entwickeln würden. Diese Tendenz zeichnete sich erst bei der Vergabe der Bauleistungen ab – im November vergangenen Jahres. Die Baukonjunktur floriert zurzeit. Es kommt sogar vor, dass wir aktuell gar keine Angebote bekommen, weil die Anbieter einfach keine Kapazitäten frei haben.

Und was entgegnen Sie den Globe-Kritikern?

Klink: Für mich ist die Investition in das neue Globe Theater eine Investition in die Zukunft der Kulturstadt Schwäbisch Hall. Solche Angebote können auch bei der Wahl des Wohnorts entscheidend sein. Denken wir nur einmal an die Gewinnung von Fachkräften. Man muss zunehmend auch Menschen, die den urbanen Lebensstil und das kulturelle Angebot einer Groß- oder Universitätsstadt gewohnt sind, etwas bieten können. Mit dem neuen Globe Theater gewinnen wir eine hochwertige Einrichtung, die genau das kann. Wir brauchen solche Orte der kulturellen Begegnung. Der Neubau macht Schwäbisch Hall über sein baukulturelles Erbe hinaus attraktiv. Und eines darf man dabei auch nicht vergessen: Die Investition in das neue Globe bedeutet nicht, dass wir deswegen in andere Bereiche weniger investieren. Wir investieren nicht stattdessen, sondern parallel.

Interview: Lydia-Kathrin Hilpert