„Startup-Schmiede“ Campus Founders

Der Neubau der Campus Founders wird Startups als Heimat und etablierten Unternehmen als Raum für Co-Innovation und aktive Vernetzung dienen. Foto: Campus Founders

Oliver Hanisch, Geschäftsführer der Campus Founders, hat die Vision eines lebendigen Startup- und Innovations-Ökosystems. Er ist sicher: Davon profitieren auch etablierte Unternehmen.

Der Spatenstich für das neue Campus Lab ist erfolgt. Bis 2024 soll es fertig sein. Was verbirgt sich hinter diesem Projekt?

Oliver Hanisch: Das Campus Lab als zentralen Ort für Innovation und Entrepreneurship haben wir seit 2019 hier auf dem Bildungscampus Heilbronn etabliert. Der deutlich größere Neubau ist für uns ein weiterer Meilenstein auf dem Weg, unsere Vision eines lebendigen Startup- und Innovations-Ökosystems zu verwirklichen und unser Angebot für smarte Talente, Gründer und Gründerinnen sowie Innovatoren und Innovatorinnen weiter auszubauen.

Welche Rolle soll das Campus Lab in der Gründerförderung einnehmen?

Hanisch: Das Campus Lab soll zum Gravitationszentrum werden. Es bietet Raum für Vernetzung, Kollaboration und Co-Innovation. Damit wird es zur Heimat für Startups und auch innovativen Unternehmen, die Interesse an Co-Innovation und einer neuen Form der Zusammenarbeit haben. Für diese Offenheit, Transparenz und Raum für Interaktion steht auch die besondere Architektur des Neubaus.

Bietet eine lebendige Startup-Kultur Vorteile für etablierte Unternehmen?

Hanisch: Das kommt auf die etablierten Unternehmen an. Wollen sie die positiven Impulse nutzen oder auf ihrem Status quo verharren? Startups sind von herausragender Bedeutung für die Entwicklung neuer und disruptiver Geschäftsfelder und für die Bewältigung von Transformationsprozessen. Startups sind Innovationstreiber für etablierte Unternehmen. Unternehmen wiederum sind etablierte Player in ihren Märkten, besitzen unglaubliche Fachexpertise und erfolgreiche Vertriebsnetze. Sie sind wichtige potenzielle Kunden für Startups oder können als Mentoren, Sparringspartner und Netzwerkgeber fungieren.

Droht keine Konkurrenzsituation?

Hanisch: Beide Seiten können sich gegenseitig befruchten. Und wir dürfen nicht vergessen: Produktinnovationen und -lebenszyklen werden heute immer kürzer, Technologien wie KI in der Entwicklung immer komplexer. Co-Innovation ist die Chance, damit Schritt zu halten und sich schnell weiterzuentwickeln. Ich würde also nicht von Konkurrenz sprechen, sondern von der Möglichkeit einer echten Win-win-Situation.

Wie gehen die Campus Founders konkret bei der Startup-Förderung vor?

Hanisch: Wir sind davon überzeugt, dass unternehmerisch handelnde Menschen unsere Zukunft gestalten. Wir verstehen uns als die Startup-Schmiede. Durch unsere Angebote befähigen wir Startups, unternehmerisch zu handeln. Wir inspirieren, vermitteln ein unternehmerisches Mindset und Methodenkompetenz. Wir schaffen Vorbilder und stehen für ein nachhaltiges Wertesystem. Startups und auch Ausgründungen von etablierten Unternehmen, sogenannte Spin-offs, finden bei uns bereits in ihrer sehr frühen Entwicklungsphase bestmögliche Bedingungen für Gründung und Wachstum. Wir begleiten die Teams individuell auf ihrem Weg. Wichtiger Teil unseres Engagements ist auch die Förderung eines aktiven Startup- und Innovations-Ökosystems in unserer Heimatregion und darüber hinaus. Wir vernetzen Menschen miteinander. Wichtig ist uns, dass auch etablierte Unternehmen Teil dieser Community werden. Möglich ist dies beispielsweise im Rahmen einer Campus Founders Membership. Sie ermöglicht den Zugang zum Netzwerk und verschiedenen Innovationsservices.

Die Campus Founders investieren auch direkt in Startups. Fokussieren Sie sich dabei auf bestimmte Branchen oder Geschäftsmodelle?

Hanisch: Insgesamt ist es unser Ziel, möglichst viele Startups mit Bezug zur Region erfolgreich zu machen. Dazu setzen wir früh an, denn gerade die erste Phase ihrer Entwicklung ist für Startups sensibel. Unser Ziel ist es, die Investmentlücke in Deutschland für Startups in besonders frühen Phasen zu schließen. Vielversprechende Start­up-Teams unterstützen wir fokussiert durch eine individuelle Begleitung, durch das Bereitstellen räumlicher In-frastruktur und neuerdings eben auch durch eine Anschubfinanzierung. So können sich die Teams zu hundert Prozent auf ihr Startup fokussieren. Die Verankerung mit den wirtschaftlichen Stärken unserer Region ist uns dabei sehr wichtig. Unser Fokus liegt daher auf Startups im B2B-Bereich. Viele unserer Startup-Teams kommen inzwischen zudem aus dem KI-Umfeld.

Wie bewerten Sie, welche Geschäftsidee erfolgversprechend ist?

Hanisch: Zunächst müssen Gründer-team und Geschäftsidee überzeugen. Bewusst legen wir den Fokus auf Teams, nicht auf Einzelgründer. Diese Teams bringen idealerweise einen fachlich diversen Background mit und haben ein Mindset, das geprägt ist von Kooperation, Motivation, All-in-Mentalität und der Bereitschaft, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und gegebenenfalls strategisch neu auszurichten. In Bezug auf die Geschäftsidee muss es sich um ein innovatives und skalierbares Produkt handeln. Im Best Case existiert bereits ein erster Prototyp oder Pilotkunde. Die Einbeziehung etablierter Unternehmen und Investoren ist uns dabei besonders wichtig.

Welche Startup-Projekte in der Region finden Sie derzeit besonders spannend?

Hanisch: Aktuell haben wir mehr als 80 vielversprechende Startup-Teams als Member, unter ihnen als Beispiel das Team von Markt-Pilot. Das erst vor zwei Jahren gegründete Unternehmen hat gerade ein 6,2-Millionen-Euro-Funding erhalten und expandiert international. Es bietet eine Software an, die den Markt für Ersatzteile im Maschinenbau transparenter macht. Dann ist da noch IUNA AI Systems. Das ist das erste Unternehmen, in das wir selbst investiert haben. Das Heilbronner KI-Startup entwickelt und fertigt KI-Vision-­Systeme, um die Inspektion in der industriellen Fertigung vollständig zu automatisieren, und konnte mit Audi bereits einen wichtigen Pilotkunden gewinnen. Es gibt hier sehr viele spannende Startups.

Interview: Dirk Täuber

Zur Person: 

Oliver Hanisch ist Geschäftsführer der Campus Founders in Heilbronn.