„Wir sind vorbereitet“

Heizkraftwerk in Schwäbisch Hall-Hessental: Seit Ende vergangenen Jahres wird es zum Teil mit Biomethan betrieben. Foto: Stadtwerke Schwäbisch Hall

Gas ist ein knappes Gut geworden. Sollte sich der Mangel weiter verschärfen, haben die Stadtwerke Schwäbisch Hall einen Plan.

Könnte es knapp werden mit der Energieversorgung für Unternehmen in Schwäbisch Hall?

Thomas Deeg: Das hängt davon ab, ob die Gasmangellage festgestellt wird und es dann im Nachgang der Feststellung zu einer Abschaltung von Verbrauchern kommt. Dies ist erst dann der Fall, wenn durch die Weitergabe der höheren Preise aus der Ersatzbeschaffung der ausgefallenen Liefermengen der Gasverbrauch nicht im erforderlichen Maß sinkt.

Wie bereiten sich die Stadtwerke Schwäbisch Hall konkret auf die drohende Gasknappheit vor?

Deeg: Bereits in der Alarmstufe des nationalen Notfallplans mussten alle Gasnetzbetreiber einen Kriterienkatalog definieren, nach dem im Falle einer Aufforderung zur Abschaltung einzelne Verbraucher kaskadiert abgeschaltet werden. Dies haben auch wir getan und uns damit auf eine mögliche Gasknappheit vorbereitet. Um einen, wenn auch kleinen, Beitrag zur Entspannung der aktuellen Situation zu leisten, haben wir zum 4. Juli die von uns betriebenen Hallenbäder geschlossen.

Können die bislang gewohnten Temperaturen im Nahwärmenetz aufrechterhalten werden?

Deeg: Aktuell haben wir keine Einschränkungen bei der Versorgung. Sofern die Privilegierung der privaten Letztverbraucher für Heizzwecke bei der Gasabschaltung weiterhin gilt, gehen wir davon aus, dass auch unsere Heizkraftwerke weiter versorgt werden können. Denn aus diesen Anlagen werden zu einem großen Teil private Letztverbraucher mit Energie zu Heizzwecken versorgt. Wenn die Anlagen weiter betrieben werden können, sollte es zu keinen Einschränkungen bei der Wärmeversorgung kommen.

Wie könnte künftig bei der Wärmeversorgung komplett auf fossile Energieträger verzichtet werden?

Deeg: Wir haben bereits einen signifikanten Anteil an regenerativer Energie in der Wärmeversorgung über den Bezug von Biomethan. Für die weitere Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energie benötigen wir neben dem Primärenergieträger Holz einen Mix aus den unterschiedlichsten Technologien. Zunächst geht es um die Einsparung von Energie, um den Energieverbrauch an sich zu reduzieren. Den so reduzierten Verbrauch müssen wir dann über Solarthermie, Power to Heat oder auch den Einsatz von Großspeicheranlagen decken. Natürlich ist auch der Einsatz von Wärmepumpen ein Mittel, um eine regenerative Wärmeversorgung zu realisieren. Hier benötigen wir aber deutlich mehr erneuerbaren Strom, damit die Wärmepumpen überhaupt ökologisch wirken.

Wie stehen Sie zu den Plänen, Kohlekraftwerke zu reaktivieren?

Deeg: Es ist nachvollziehbar, dass in der Krise nach allen Strohhalmen gegriffen wird, die erreichbar sind. Die Inbetriebnahme von aktuell stillgelegten Kohlekraftwerken ist nicht sehr schnell umsetzbar, da es für den Betrieb Personal braucht, das aktuell nicht da ist und zudem für die Anlage auch die Logistik mit der Kohleversorgung wieder anlaufen muss. Kurzfristig wird diese Maßnahme daher kaum Entspannung bringen. Sicher kann so eine Maßnahme aber zum Jahresende beziehungsweise am Anfang des nächsten Jahres Wirkung entfalten. Vor dem Hintergrund der Anstrengungen zum Klimaschutz ist diese Maßnahme kritisch zu bewerten. Im Kontext der Versorgungssicherheit kann sie sicher einen Beitrag leisten. Die Abwägung, was schwerer wiegt, Klimaschutz oder Versorgungssicherheit, ist eine politische Entscheidung, zu der wir uns als Unternehmen nicht positionieren möchten. Wir tun wie bisher unser Möglichstes, den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben.

Und wie wäre es, Kernkraftwerke länger laufen zu lassen?

Deeg: Bei der Kernenergie halten wir die Diskussion für überflüssig. Zum einen sind Kernkraftwerke eher Grundlastkraftwerke und wir brauchen durch die Einbindung der erneuerbaren Energie eher schnell regelbare Erzeuger. Zum anderen halten wir den Betrieb von Kernkraftwerken für unverantwortlich – und solange wir keine Endlager für den Jahrhunderte lang strahlenden Abfall haben, für nicht akzeptabel.

Zur Person: 
Thomas Deeg ist Abteilungsleiter Energiehandel, Marketing und Vertrieb der Stadtwerke Schwäbisch Hall.

Interview: Dirk Täuber