Zum Landkreis Heilbronn gehören 46 Städte und Gemeinden: Die größte ist Neckarsulm, die kleinste ist Widdern. Eine starke Wirtschaft und der Weinbau prägen den Landstrich. Was sich in Sachen Infrastruktur, Klimaschutz und Tourismusentwicklung im Heilbronner Land tut, verrät Landrat Detlef Piepenburg im Interview.
Der Landkreis Heilbronn ist einer der wirtschaftsstärksten in Deutschland. Was macht den Standort so attraktiv? Und wie unterstützt der Landkreis die ansässige Wirtschaft, um die Spitzenposition auch künftig zu erhalten?
Detlef Piepenburg: Die strategisch günstige Lage an wichtigen Verkehrsknotenpunkten ist sicherlich ein Aspekt, der die Attraktivität als Wirtschaftsstandort unseres Landkreises begünstigt. Vor allem ist es jedoch die Mischung aus weltbekannten Konzernen wie Audi in Neckarsulm oder Bosch in Abstatt und einem starken, breit aufgestellten Mittelstand, der das Rückgrat der Wirtschaftskraft bildet. Mehrere Unternehmen sind Weltmarktführer. Die kommunale Seite, also der Landkreis und seine 46 Städte und Gemeinden, tragen mit zielgerichteten Infrastrukturen zum Erfolg der Firmen bei. So wird zur Mobilität unserer Einwohner dem ÖPNV ein hoher Stellenwert beigemessen, damit quer durch den Landkreis viele Menschen direkt an den Firmentoren aus Bus und Bahn aus- und einsteigen können.
Was unternimmt der Landkreis, um den Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zu fördern? Welche Vorbereitungen trifft man beispielsweise, um sich auf die Elektromobilität einzustellen?
Piepenburg: Der Landkreis konnte über viele Jahre dank guter Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Aufgabenträgern wie dem Bund bei Autobahnen und Bundesstraßen und dem Land bei Landesstraßen und im Schienenverkehr viele Verbesserungen in der Verkehrsinfrastruktur des Landkreises erreichen. Die Stadtbahn ist dabei sicher, trotz der aktuellen Qualitätsprobleme beim Betreiber AVG, das größte und für den Landkreis kostenträchtigste Projekt. Beim Thema Elektromobilität berät der Landkreis Heilbronn seine Kommunen hinsichtlich Fördermöglichkeiten sowie Ausweitung der Ladeinfrastruktur. Angesichts der Ökobilanz der Elektromobilität habe ich allerdings Bedenken, ob dies tatsächlich eine nachhaltige Entwicklung sein wird. Ich sehe diese vielmehr bei der Wasserstofftechnologie.
Was unternimmt der Landkreis zur Förderung des Klimaschutzes? Welche Projekte gibt es aktuell?
Piepenburg: Der Landkreis hat 2014 die Stabsstelle Energie und Klima eingerichtet, die sich umfassend mit dem Thema Klimaschutz beschäftigt. So gibt es zum Beispiel eine kostenfreie Energiestartberatung an 20 Beratungsstellen, es gibt das Projekt „Energie erleben und verstehen“ für Kindergarteneinrichtungen und wir fördern auf vielerlei Weise auch den Fahrradverkehr. Zugleich gehen wir auch selbst mit gutem Beispiel voran. Wo immer es möglich ist, haben wir auf landkreiseigenen Gebäuden Photovoltaikanlagen installiert. Und in unserem Kreisberufsschulzentrum Heilbronn haben wir erst vor Kurzem eine neue Holzhackschnitzelheizung in Betrieb genommen.
Welchen Stellenwert hat die Landwirtschaft im Heilbronner Land? Was sind die herausragenden Erzeugnisse?
Piepenburg: Wir haben eine erfolg- und ertragreiche Landwirtschaft auf den besten Böden Baden-Württembergs. Der Weinbau nimmt hier einen besonderen Stellenwert ein: Nicht umsonst hat sich der Landkreis als Rotweinregion Nummer eins einen Namen gemacht. Aber auch über den Wein hinaus bietet die Region alles Gute auf Erden – Getreide, Gemüse, Kartoffeln und Obst.
Wie entwickelt sich der Tourismus in der Region? Versprechen Sie sich einen positiven Schub durch die Bundesgartenschau in Heilbronn ?
Piepenburg: Die Bedeutung des Tourismus wächst von Jahr zu Jahr. 2018 dürften wir über 1,7 Millionen Übernachtungen gehabt haben und damit über 10 000 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt vom Tourismus abhängen. Die gefragtesten Ausflugsziele sind der Erlebnispark Tripsdrill und der Breitenauer See. Ein absoluter Nachfragerenner waren zuletzt die „fahrenden Weinproben“. Durch die BUGA kommt das Heilbronner Land bei vielen Menschen erstmals richtig in den Blick. Zudem hat sie Dienstleister zu neuen Angeboten motiviert. Davon werden wir 2019 und darüber hinaus sicherlich profitieren.
Wie beurteilen Sie das Verhältnis der Stadt Heilbronn zum Landkreis Heilbronn? In welchen Bereichen kooperieren Sie, um gemeinsam die Region zu fördern?
Piepenburg: Infrastruktur beginnt und endet nicht an Stadt- und Landkreisgrenzen. Deshalb pflegen Stadt und Landkreis eine konstruktive Partnerschaft in den verschiedensten Bereichen. Mit den SLK-Kliniken haben wir eine gemeinsame Gesellschaft für die Krankenhausversorgung, im Heilbronner Verkehrsverbund stellen wir uns gemeinsam der Aufgabe Öffentlicher Nahverkehr und mit der Touristikgemeinschaft Heilbronner Land fördern wir den Tourismus. Darüber hinaus haben wir eine integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst, kooperieren zum Teil bei Ablagerungen auf Deponien oder gibt es klare Aufgabenteilungen bei den Angeboten an Berufsschulen.
Interview: Dirk Täuber