Zukunft: Ausbildung

Handschlag nach dem Bewerbungsgespräch
Harter Wettbewerb um Nachwuchskräfte: Auch im vergangenen Jahr blieben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Foto: Adobe Stock/Alexander Raths

Weniger abgeschlossene Ausbildungen und ein zunehmender Fachkräftemangel: Das befürchten viele Ausbildungsbetriebe, die sich laut der Studie Azubi-Recruiting-Trends 2022 auf alternative Bewerber und Strategien konzentrieren müssen.

Ein Trend, der nachdenklich macht: Immer weniger Azubis schließen ihre Ausbildung ab. Diese Tendenz zeigt die Studie Azubi-Recruiting-Trends 2022 auf, an der über 5000 Schüler und Azubis sowie mehr als 1500 Ausbildungsverantwortliche teilgenommen haben. Grund sind die durch den demografischen Wandel bedingte geringere Anzahl an Schulabsolventen und bessere Karrierechancen, die sich ganze 42 Prozent der befragten Azubis von einem abgeschlossenen Hochschulstudium versprechen.

Die Zahlen der Agentur für Arbeit Heilbronn weisen für die Region Heilbronn-Franken auf denselben Trend hin: Im Jahr 2021/22 gab es mit etwa 5000 Bewerbern mehr als 900 angehende Azubis weniger in der Region. Diesen gegenüber stehen im selben Jahr rund 9400 ausgeschriebene Ausbildungsplätze. Umso wichtiger ist es für Firmen, bei Berufsinfotagen wie in Künzelsau bei Schülern für sich zu werben.

Neben fehlenden Ausbildungsanwärtern bemängeln über die Hälfte der Betriebe laut Studie, dass die Qualität der Ausbildung während Corona gelitten hat. Die Mehrheit der Firmen rechnet mit noch größeren Schwierigkeiten bei der Azubi-Suche. Mehr als zwei Drittel der Ausbildungsbetriebe erwartet, dass durch zu wenig Azubis künftig nicht genügend Fachkräfte eingestellt werden können.

Quereinsteiger im Fokus

Der Mangel an Mitbewerbern führt außerdem dazu, dass sich Azubis ihren Ausbildungsbetrieb aussuchen können. Für kleine Firmen entscheiden sich laut Studie 16 Prozent der Bewerber, 39 Prozent für Großunternehmen und 45 Prozent für den Mittelstand. Doch wie lässt sich dieses Dilemma lösen? Die Antwort: Beispielsweise mit der Ansprache von Quereinsteigern oder Studienabbrechern. Darauf setzen laut Azubi-Recruiting-Trend-Studie 75 Prozent der Betriebe. 27 Prozent überlegen, ihr Ausbildungsangebot um ein Duales Studium zu erweitern und 17 Prozent wollen Auszubildende aus dem Ausland anwerben.

Zudem muss die Ansprache junger Menschen seitens der Ausbildungsbetriebe verbessert werden: Angehende Azubis bewegen sich zu 46 Prozent auf Arbeitgeber-Bewertungsplattformen, nur 19 Prozent gehen auf die Firmenwebsite. Mehr als drei Viertel der Bewerber nutzen Azubi-Karriereseiten, die nur 59 Prozent der Firmen anbieten. Und: 83 Prozent der Ausbildungsinteressierten suchen über Google, doch nur 22 Prozent der Betriebe setzen aktiv auf die Suchmaschine.

Beatrix Drescher