„Zukunft liegt in Zusammenarbeit“

„In ein freundliches Städtchen tret‘ ich ein …“ – mit diesen Worten hatte schon Eduard Mörike Neuenstadt am Kocher beschrieben. Und auch heute hat die Kleinstadt nichts von ihrem Charme verloren. Im Gespräch mit Bürgermeister Norbert Heuser wird das deutlich.

Herr Heuser, Neuenstadt am Kocher ist eine Kleinstadt mit rund 10.000 Einwohnern. Die Kommune ist keine 20 Kilometer von Heilbronn und nur rund 60 Kilometer von Stuttgart entfernt. Inwiefern spüren Sie die Konkurrenz zur Großstadt?

Heuser: Neuenstadt ist in vielen Bereichen, die eine Kommune attraktiv machen, gut aufgestellt. Dazu gehören Ganztagsangebote in zwei Kinderkrippen und acht Kindertageseinrichtungen bis hin zu allen Schularten. Auch in Zukunft sehen wir uns weniger als Konkurrenz, sondern vielmehr als Alternative zur Großstadt.

Was sind die derzeit größten Herausforderungen in Ihrer Kommune?

Heuser: Wir wollen unser umfassendes Angebot für Familien, aber auch für unsere älteren Mitbürger erhalten und zukunftssicher fortentwickeln. Dies gilt vor allem für die ärztliche Versorgung. Zudem ist der Aufbau eines Glasfasernetzes geplant.

Wie begegnen Sie diesen Themen?

Heuser: Für den Ausbau des Breitbandnetzes wird derzeit ein Masterplan erstellt, der mit öffentlicher Förderung in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll. Bei der Erhaltung der Infrastruktur gilt es, mit allen Akteuren im Gespräch zu bleiben und Chancen frühzeitig zu erkennen und zu ergreifen.

Was zeichnet Neuenstadt als Wohn- und Lebensraum besonders aus?

Heuser: Dank des umfassenden Bildungs- und Betreuungsangebotes kann Neuenstadt bei der Familienfreundlichkeit punkten. Zahlreiche Sport- und Freizeiteinrichtungen, ein reges Vereinsleben, eine sehr aktive Seniorenarbeit und das neue Dr.-Carl-Möricke-Stift runden das Angebot ab. Unsere Bürger schätzen die neugestaltete, barrierefreie Stadtmitte mit fachkundigen Einzelhändlern und einem Einkaufszentrum mit kostenlosem Parkhaus. Die kulturellen und sportlichen Angebote, wie die Freilichtspiele, das Museum im Schafstall, das Mörike-Museum und der Motorman Run sind fester Bestandteil unserer lebenswerten Stadt. Dazu gehören auch ein vielfältiges gastronomisches Angebot und ein aktiver Stadtmarketingverein „Wir für Neuenstadt“.

Die Bundestagswahl liegt inzwischen einige Wochen hinter uns. Fast jeder fünfte Bürger Neuenstadts machte sein Kreuzchen bei der sogenannten Alternative für Deutschland (AfD). Wie erklären Sie sich diesen vergleichsweise hohen Wert? Hätten Sie mit diesem Wahlergebnis gerechnet?

Heuser: Nach dem Ergebnis der Landtagswahl kam das Ergebnis nicht überraschend. Es war bei vielen wohl eine „Denkzettelwahl“. Erfreulich war die Wahlbeteiligung mit über 80 Prozent.

Sie haben einmal gesagt, der direkte Kontakt zu Bürgern sei Ihnen besonders wichtig. Was bedeutet für Sie Bürgernähe und wie drückt sie sich aus?

Heuser: Bürgernähe bedeutet für mich immer ansprechbar zu sein, sei es auf dem Rathaus oder bei zahlreichen Terminen und Veranstaltungen vor Ort. Bürgerinformationsveranstaltungen und eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit in den Neuenstadter Nachrichten und auf unserer Homepage gehören genauso dazu. Auch bei den sogenannten Spaziergängen mit dem Bürgermeister erfahre ich viel über die Anliegen der Bürger. Besonders habe ich mich über die engagierte Beteiligung und Ideen der Bürgerschaft bei der Neugestaltung der Stadtmitte gefreut. Unser freigeschaltetes „Ideen- und Beschwerdemanagement“ wird gut angenommen. Für die kommenden Jahre sind „Zukunftswerkstätten“ zu allen relevanten Themen geplant.

Derzeit stehen in Neuenstadt keine Gewerbeflächen zur Verfügung. Wie schaffen Sie es dennoch, als Wirtschaftsstandort attraktiv zu sein? Und auf welche Weise versuchen Sie, Neuansiedlungen zu generieren?

Heuser: Mir ist ein investitionsfreundliches Klima wichtig. In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Arbeitsplätze von 2300 auf 4600 erhöht. Wohnortnahe Arbeits- und Ausbildungsplätze erhöhen die Lebensqualität für unsere Einwohner. Gemeinsam mit Hardthausen und Langenbrettach haben wir erkannt, dass die Zukunft nur in der Zusammenarbeit liegt. Unser Gewerbe- und Industriepark Unteres Kochertal, kurz GIK, feiert dieses Jahr sein 15-jähriges Bestehen und wird aktuell um fünf Hektar erweitert. Die ersten Firmen können 2018 bauen und ein neues Kapitel dieser Erfolgsgeschichte schreiben.

Interview: Lydia-Kathrin Hilpert