Aus 30 Mitarbeitern wurden 300. Die aktuellen Produktionsflächen werden bald mehr als doppelt so groß sein. Die bdtronic GmbH aus Weikersheim verzeichnet seit Jahren ein starkes Wachstum.
Die bdtronic GmbH gehört zu den führenden Herstellern von Misch- und Dosieranlagen. Die Produkte des Maschinenbauers aus Weikersheim sind weltweit gefragt. Das Geschäft mit den Anlagen boomt. „Wir wachsen seit 2010 jährlich zwischen 20 und 30 Prozent,“ freut sich Geschäftsführer Patrick Vandenrhijn. Er leitet seit 2000 die Firma. „Diese Wachstumsraten sind beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass wir hier praktisch als Handwerksbetrieb mit rund 30 Mitarbeitern angefangen haben,“ erinnert sich der 52-Jährige.
Mittlerweile beschäftigt bdtronic 300 Mitarbeiter am Standort Weikersheim, weltweit sogar rund 400. Das Unternehmen wächst stetig. Die Produktionsflächen im Taubertal werden bald mehr als doppelt so groß sein. Momentan wird eine neue Fertigungshalle mit 6500 Quadratmetern gebaut, um die bestehende 4000-Quadratmeter-Halle zu ergänzen.
Vier Technologien
Mit den dort gefertigten Anlagen lassen sich beispielsweise Reaktionsharze, Klebstoffe oder Wärmeleitpasten exakt dosieren und auftragen. „Unser Portfolio besteht aus vier Technologien: Dosieren, Imprägnieren, Plasma und Heißnieten“, erläutert Vandenrhijn. „Diese Maschinenplattformen sind standardisiert, sonst wären wir nicht in der Lage, mit 300 Leuten über 300 Anlagen pro Jahr zu produzieren.“ Die vom Kunden gewünschte Anwendung entscheidet darüber, wie die Technologien zu einem automatisierten Prozess kombiniert werden. Die Aufgabe kann beispielsweise darin bestehen, empfindliche elektronische Bauteile vor Schmutz, Feuchtigkeit oder Überhitzung zu schützen.
„Anwendungen im Bereich der Sicherheitselektronik sind ein ganz großes Thema für uns“, erklärt Vandenrhijn. „Nehmen wir zum Beispiel Kameras und Sensoren in selbstfahrenden Autos. Wenn diese undicht sind und nicht erkennen, dass da ein Baum oder sogar ein Mensch im Weg steht, könnte jemand sterben. Oder man tritt auf die Bremse und der ABS-Regler funktioniert nicht, weil er undicht ist. Bei Sicherheitselektronik darf kein Fehler passieren. Da muss man sicher sein, dass das Material drin ist, in der richtigen Menge und an der richtigen Stelle. Das ist unsere Welt.“
Beliefert werden vor allem Kunden aus der Automobil- und Elektronikindustrie. „Der größte E-Auto-Hersteller der Welt fertigt seine Elektromotoren mit einer unserer Anlagen. Das ist die größte, schnellste und produktivste Anlage, die es bisher auf der Welt gibt“, sagt Vandenrhijn. Und sie ist preisgekrönt: Die Imprägniermaschine für elektrische Antriebe wurde mit dem „CWIEME Global Award 2018“ in der Kategorie „Produkt des Jahres“ auf der Coil Winding Expo in Berlin ausgezeichnet. Der Zukunftsmarkt Elektromobiliät ist einer der größten Wachstumstreiber für bdtronic.
Hohe Nachfrage ermöglicht Zuwächse
„Der Automobilbereich befindet sich in einer Revolution“, stellt Vandenrhijn fest. „Da hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht viel bewegt und jetzt wird alles umgekrempelt. Das Auto, das wir in fünf Jahren fahren, wird anders aussehen und eine andere Technologie haben als das, was wir aus den letzten 30 Jahren kennen.“ Die wichtigsten Trends im Automotive-Bereich sind Elektromobilität und autonomes Fahren. „Um das umzusetzen, braucht man jede unserer vier Technologien: Dosieren, Imprägnieren, Plasma, Heißnieten“, meint Vandenrhijn. „Die gesamte Elektronik im Auto, alle Sensoren, alle Kameras, alle Steuergeräte, all das muss vergossen und abgedichtet werden. Hinzukommt, dass die Elektronik immer kleiner und leistungsfähiger wird. Das führt oft zu thermischen Problemen. Dosieren von thermisch leitfähigen Pasten ist auch eine unserer Spezialitäten.“
Die hohe Nachfrage in diesen zukunftsträchtigen Märkten ermöglicht dem Maschinenbauer hohe Zuwächse. „Dosiertechnik ist unser Kerngeschäft. Da liegt die Wachstumsrate zwischen 10 und 20 Prozent,“ so Vandenrhijn. „Die stärksten Wachstumsraten sind aber bei den Imprägnier- und Heißnietverfahren zu verzeichnen. Das sind relativ neue Verfahren, die wir entwickelt haben. Diese Bereiche entwickeln sich am dynamischsten. Das verdoppelt sich jährlich.“
Mehr Wachstum = mehr Mitarbeiter
Um das Wachstum zu bewältigen, benötigt das Unternehmen laufend neue Mitarbeiter – eine echte Herausforderung in Zeiten des Fachkräftemangels. Ein breit gefächertes Ausbildungsprogramm, duale Studienangebote und weltweites Recruiting sollen den Bedarf decken. „Wir sind sehr international aufgestellt, auch bei den Mitarbeitern“, meint Vandenrhijn. „Ich bin Europäer aus Überzeugung. Ich bin Belgier, lebe in Deutschland und Frankreich, bin weltweit unterwegs. Wir haben sieben Tochtergesellschaften rund um den Globus.
Wir pflegen hier eine sehr weltoffene Kultur.“ Ein Teil der Belegschaft kommt aus EU-Staaten aber auch aus fernen Ländern wie China oder Indien.
Die Ziele des Unternehmens sind klar definiert. „Wir haben einen strategischen Plan,“ erklärt Vandenrhijn.
„Er heißt ‚bdtronic 100‘. Wir hatten 2017 einen Umsatz von 50 Millionen Euro. 2018 lag der Auftragseingang bei 70 Millionen. Das Ziel sind 100 Millionen und ich schätze, dass wir es in zwei Jahren erreichen. Das wäre eine Verdopplung innerhalb von vier Jahren.“
Dirk Täuber