Alle Potenziale ausschöpfen

Baden-Württemberg nimmt in vielen Belangen eine Vorreiterrolle ein – auch in der Wirtschaft. Damit das so bleibt, müssen die Unternehmen im Land jedwede Kapazitäten nutzen. Hier können Flüchtlinge eine zentrale Rolle in Sachen Fachkräftemangel einnehmen.

 

Die Stärke des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg verdanken wir neben innovativem Unternehmertum vor allem gut ausgebildeten und qualifizierten Beschäftigten. Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist deshalb eng an ein ausreichendes Angebot an Fachkräften gekoppelt. Dieses langfristig zu sichern, ist mir als Wirtschafts- und Arbeitsministerin des Landes ein zentrales Anliegen. Auf Landes- und regionaler Ebene, auch in Heilbronn-Franken, wurden daher „Welcome Center“ und Allianzen zur Fachkräftesicherung geschaffen. Sie informieren, sensibilisieren und entwickeln Angebote vor Ort, die dazu beitragen, die Fachkräftelücke zu schließen.

Alle Fachkräftepotenziale müssen ausgeschöpft werden. Auch Flüchtlinge sollen deshalb schnellstmöglich Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Sie sind eine Chance, den durch die demografische Entwicklung verstärkten Fachkräftebedarf zu decken. Gleichzeitig gelingt Integration am besten, wenn Menschen frühzeitig und entsprechend ihrer Fähigkeiten in den Arbeitsmarkt integriert werden. Als Land können wir die Geflüchteten, die hier bleiben, dabei unterstützen, möglichst schnell ihren eigenen Beitrag zur Gesellschaft leisten zu können – durch ihre Arbeit, ihre Sozialversicherungsbeiträge, durch ihre Kreativität. Integration ist jedoch keine Einbahnstraße. Damit sie gelingen kann, bedarf es auf Seiten der hier lebenden Flüchtlinge zuallererst ausreichender Kenntnisse der deutschen Sprache. Und es bedarf des unbedingten Willens, sich integrieren zu wollen und hier geltende Regeln zu akzeptieren.

Junge Flüchtlinge, die das deutsche Schulsystem durchlaufen, haben es in puncto Spracherwerb sicherlich einfacher. Zwischenzeitlich steht aber allen Flüchtlingen, die eine gute Bleibeperspektive haben oder anerkannt wurden, ein großes Angebot zur Verfügung, um Deutschkenntnisse zu erwerben. Ohne diese sind die Chancen auf erfolgreiche Qualifizierung und Anstellung gering. Deshalb hat die Landesregierung die Sprachförderung auch zum Kernstück ihres Programms „Chancen gestalten“ gemacht. Um Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, benötigen sie neben dem Spracherwerb aber auch konkrete Angebote und Chancen. Die Arbeitgeber im Land engagieren sich auf allen Ebenen für eine gelingende Integration von Flüchtlingen in Ausbildung, Studium und Beschäftigung. Die Allianz für Fachkräfte wird – neben anderen wichtigen Themen – auch einen Fokus auf die Gruppe der Flüchtlinge legen. Bundes- und Landesregierung sind hier ebenfalls aktiv. Geförderte Willkommenslotsen und Ausbildungskümmerer tragen dazu bei, dass Unternehmen und Flüchtlinge zusammenkommen und sie Unterstützung und Beratung erfahren. Es ist im wohlverstandenen Eigeninteresse des Landes und von uns allen, vorhandene Qualifikationen von Flüchtlingen zu nutzen. Sprache, Qualifizierung und das Gewähren von Chancen sind für mich die entscheidenden Faktoren dafür, dass Flüchtlinge einen Beitrag zur Sicherung der Fachkräftebasis im Land leisten können.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut

Zur Person:
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut wurde 1972 in Balingen geboren. Nach dem Abitur studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der Universität Tübingen, schloss als Diplom-Kauffrau ab und promovierte 2001 an der Universität Würzburg. Seit Mai 2016 ist sie Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg, am 12. Mai wurde Hoffmeister-Kraut zur Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg ernannt. Zuvor war sie Mitglied des Gemeinderats der Stadt Balingen und Mitglied im Kreistag des Zollernalbkreises. Die Landesministerin ist verheiratet und hat drei Töchter.