Fast 800 Azubi-Chancen für „Spätstarter“ im Landkreis Schwäbisch Hall

Der Countdown läuft. Am 1. September ist Stichtag: Dann fällt der Startschuss für die meisten jungen Menschen, die mit einer Ausbildung beginnen. Doch auch „Spätstarter“ können für dieses Jahr noch einen Ausbildungsplatz finden und ins Berufsleben starten. Im Landkreis Schwäbisch Hall warten auf die Jugendlichen derzeit noch beinahe 800 Azubi-Chancen.

Ausbildung
Da geht noch einiges: Im Landkreis Schwäbisch Hall gibt es in verschiedenen Branchen noch offene Azubi-Stellen, unter anderem am Bau. Foto: IG BAU

Laut aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur haben die Unternehmen im Landkreis Schwäbisch Hall im laufenden Ausbildungsjahr insgesamt rund 1660 Ausbildungsstellen gemeldet. „Doch davon sind ziemlich viele noch nicht vergeben: Aktuell warten noch mehr als 790 Ausbildungsplätze auf Jugendliche, die sich für einen Job-Start im Handwerk, in der Industrie, in den Dienstleistungsbranchen oder im Handel entscheiden“, sagt Jürgen Ziegler von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).

Noch gute Chancen bis spät in den Herbst

Eine gute Nachricht für all diejenigen, die sich noch nicht entschieden haben. „Der Zug ist noch längst nicht abgefahren. Auch ‘Spätstarter‘ haben immer noch gute Chancen, im Kreis Schwäbisch Hall einen Ausbildungsbetrieb zu finden. Sogar bis spät in den Herbst hinein“, so Ziegler, stellvertretender Bezirksvorsitzende der IG BAU Nordwürttemberg.

Allein der Bau im Landkreis Schwäbisch Hall suche über die Arbeitsagentur im Moment noch 50 Jugendliche, die auf eine gute Job-Perspektive setzten, heißt es in der Pressemitteilung der IG Bau. Denn gebaut, umgebaut, saniert und renoviert werde immer: „Wohnungen, Schulen, Industriegebäude, Straßen, Brücken, Gleise – Wer auf die Bauwirtschaft setzt, hat quasi eine lebenslange Beschäftigungsgarantie“, ist der stellvertretende IG BAU-Bezirksvorsitzende überzeugt.

Grundsätzlich rät er Jugendlichen, die noch unentschlossen sind, wohin die Reise beruflich gehen soll, taff zu sein: „Berufsberatung und Internet geben eine Orientierung, klar. Aber es kommt auch gut, einfach mal bei Betrieben anzuklopfen und zu fragen: ‚Was geht?‘“, sagt Jürgen Ziegler. Schließlich sei der persönliche Eindruck oft entscheidender als die Noten im letzten Zeugnis. Und längst nicht alle Unternehmen würden Ausbildungsplätze der Arbeitsagentur melden. Jürgen Ziegler macht jungen Menschen Mut: „Es schadet nicht, einem Betrieb auch mal einen kleinen Schubs zu geben und zu sagen: ‚Hier bin ich!‘“

Ausbildung machen und die Karriereleiter rauf

Außerdem sei es allemal besser, eine Ausbildung anzufangen als „irgendwo als Hilfskraft anzuheuern“. So gebe es in der Gebäudereinigung beispielsweise eine qualifizierte Ausbildung: „Das ist die größte Handwerksbranche, die wir haben. Der Beruf des Gebäudereinigers ist ein Handwerksberuf. In dem Job gibt es ständig neue Technik und weiterentwickelte Maschinen, die die Arbeit enorm erleichtern“, erklärt Ziegler. Dabei könne es durchaus auch hoch hinaus gehen, im wahrsten Sinne des Wortes etwa als Fassadenreiniger, aber auch auf der Karriereleiter: „Wer seine Ausbildung im Gebäudereiniger-Handwerk gemacht hat, kann seinen Meister machen oder Techniker werden und die Fachrichtung Reinigungs- und Hygienetechnik draufsatteln“, so der Gewerkschafter.

Ein wichtiges Thema bei der dualen Berufsausbildung, die im Betrieb und in der Berufsschule stattfindet, sind Azubi-Wohnungen. Für die IG BAU Nordwürttemberg ein wichtiges Stichwort: Vielen Jugendlichen falle es schwer, ein WG-Zimmer und erst recht eine eigene Wohnung zu finanzieren. „Es kann nicht sein, dass junge Menschen eine Ausbildungsstelle, für die sie sich interessieren, sausen lassen, weil sie zu weit entfernt ist. Das können wir uns einfach nicht mehr erlauben. Azubis gibt es nicht wie Sand am Meer“, stellt Jürgen Ziegler fest. Junge Menschen sollten sich gezielt auf ihre Ausbildung konzentrieren und nicht wochen- oder monatelang auf Wohnungssuche gehen müssen. „Schon deshalb muss auch in Sachen Azubi-Wohnen mehr passieren“, so Ziegler. Hier sei vor allem der Bund gefordert, mehr zu machen.

Jobs am Bau: „Praktiker im Klimaschutz“

Das impliziere dann auch mehr Wohnungsbau – womit sich der Kreis wiederum schließt: Der Bau erlebe heute einen rasanten technischen und digitalen Wandel. Ziegler sieht in den Bauarbeitern „Praktiker im Klimaschutz“: „Vom energieeffizienten Neubau über das energetische Sanieren der Fassaden und Dächer bis zum Recyceln des Bauschutts von Abrisshäusern – auf vielen Jobs am Bau klebt gewissermaßen ein Umwelt-Label“, sagt Ziegler.

red.

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