Bereits vollzogen ist die Verlagerung von Stellen der Heilbronner FrieslandCampina GmbH. Das Unternehmen konzentriert seine Marketing- und Vertriebsaktivitäten in Zukunft in Düsseldorf. In der Käthchenstadt sollen 600 von 720 Arbeitsplätzen übrig bleiben.
Es ging dann doch schneller als erwartet. Der Molkereikonzern FrieslandCampina, bekannt für seine „Landliebe“-Produkte, wird am Heimatstandort Heilbronn an der Wimpfener Straße nahe der A6 das Personal reduzieren. 60 Stellen werden nominell ins Rheinland verlegt, gewechselt sind indes deutlich weniger. Dabei geht es vor allem um Mitarbeiter aus Vertrieb und Marketing, die nach Düsseldorf ziehen müssen, wenn sie ihre Stellen behalten wollen. Gefunden wurde bereits eine Interimslösung, bevor die neuen Vertriebsaktivitäten und kommerziellen Bereiche vom modernen Düsseldorfer Bürogebäude aus geleitet werden.
Wirtschaftlich erfolgreich war FrieslandCampina nur bedingt. 2017 war aus mehreren Gründen schwierig. Zum einen stieg zwar der Umsatz, aber es erhöhte sich auch der Milchpreis für die Landwirte. Dazu sank der Gewinn durch einmalige Abschreibungen in China und Deutschland, durch den Volumendruck in Europa und durch Restrukturierungen innerhalb des Unternehmens. Der Umsatz stieg um 10,1 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro, der Gewinn sank im abgelaufenen Jahr aber um 37,3 Prozent auf insgesamt 227 Millionen Euro.
Es gab dem Unternehmen zufolge eine positive Entwicklung bei Verbraucherprodukten in Südostasien, China und Afrika. Auch beim Verkauf von Kaseinaten, also Milcheiweißen, und Ingredienzen für die pharmazeutische Industrie konnte man wachsen. Das Betriebsergebnis stehe aber durch einmalige Lasten, negative Wechselkursauswirkungen und den Rohstoffpreisanstieg unter Druck. In Deutschland möchte man indes die Verluste mit Umstrukturierungen schmälern.
Umzug und Umstrukturierung
Mit dem Umzug nach Düsseldorf möchte FrieslandCampina die Umsetzung der Strategie für die Bundesrepublik effektiv vorantreiben. Nordrhein-Westfalen ist ein wichtiges Zentrum der deutschen Konsumgüter- und Nahrungsmittelindustrie und gleichzeitig eine Schlüsselregion für das Unternehmen. Hier sind die Mitglieder der Genossenschaft angesiedelt und auch nationale und regionale Marken wie „Landliebe“ und „Tuffi“ haben im einwohnerstärksten Bundesland eine starke Position, erklärt FrieslandCampina. Nach den Umstrukturierungen sollen in Heilbronn von derzeit 720 noch 600 Stellen übrig bleiben.
Ein schwächeres Geschäft hierzulande ist seit einigen Jahren feststellbar. Die Alternative zu den Einschnitten wären ein Verkauf des Deutschlandgeschäfts oder die Schließung gewesen, so die Firma. Der Umzug ist damit ein Baustein des Neustarts, in dessen Zentrum unter anderem die wichtige Heilbronner Marke „Landliebe“ steht, der auch in Zukunft viel zugetraut wird. Trotz aller Verluste: Die Konzernmutter investiert 60 Prozent mehr Geld für Werbung, um die Kernmarken zu stärken.
Uwe Deecke