Demografischer Wandel: Deutsche Arbeitnehmer spüren bereits die Folgen

Demografischer Wandel
Der demografische Wandel macht sich inzwischen auch bei den Mitarbeitenden bemerkbar. Für die Unternehmen wird es Zeit, zu handeln. Foto: AdobeStock/contrastwerkstatt

Der demografische Wandel ist längst im Alltag vieler Unternehmen angekommen. So nehmen 39 Prozent der Beschäftigten hierzulande bereits die Auswirkungen einer alternden Gesellschaft am Arbeitsplatz wahr – und genauso viele rechnen damit, dass sich die Folgen in den kommenden fünf Jahren noch verschärfen werden. Das zeigt eine aktuelle Studie von Union Investment.

Das komplexe Thema reicht von der Wahrnehmung der Mitarbeitenden, wie ihre Unternehmen auf den demografischen Wandel vorbereitet sind, über altersbedingte Diskriminierung am Arbeitsplatz bis hin zu Konflikten zwischen Familie und Beruf.

„Demografischer Wandel ist im Arbeitsalltag angekommen“

„Der demografische Wandel ist mitten im Arbeitsalltag angekommen. Intergenerationales Management ist eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen – nicht nur für das Recruiting“, sagt Sonja Albers, Vorständin Personal bei Union Investment. „Die Arbeitgeber müssen einen Weg finden, wie sie die Erwartungshaltung der jüngeren Generationen am Arbeitsplatz erfüllen und zugleich die Erfahrung älterer Mitarbeitenden wertschätzen und für sich nutzen.“

Demnach haben deutsche Unternehmen ihren Mitarbeitenden zufolge noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Denn branchenübergreifend sehen 38 Prozent ihren eigenen Arbeitgeber nicht gut auf die Herausforderungen des demografischen Wandels vorbereitet.

Inzwischen nicht nur für die Unternehmen, sondern auch innerhalb der Belegschaft ein Thema, ist das Alter. So geben 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen den Generationen zu erkennen und sich hierüber auch mit Kollegen auszutauschen (Gesamtbefragte: 34 Prozent).

Demografischer Wandel

Altersbedingte Diskriminierung ist ein Thema in Unternehmen

Die mögliche Folge kann eine altersbedingte Diskriminierung am Arbeitsplatz sein. Sensibel auf dieses Thema reagieren besonders die Jüngeren und die Älteren, weniger die Menschen mittleren Alters. Demnach fühlen sich 27 Prozent der 25- bis 34-Jährigen und 28 Prozent der 55- bis 65-Jährigen aufgrund ihres Alters in ihren beruflichen Möglichkeiten ausgebremst. Bei den 35- bis 45-Jährigen sind es nur 19 Prozent.

Während die Gründe bei den Jüngeren etwa in ihrem eingeschränkten Handlungsspielraum liegen (25- bis 34-Jährige: 26 Prozent) ist bei der älteren Generation mangelnde Wertschätzung eine mögliche Ursache (55- bis 65-Jährigen: 19 Prozent) fühlt sich in seinem Job nicht ausreichend gewürdigt (18- bis 24-Jährige: 16 Prozent).

„One-size-fits-all ist unmöglich. In Unternehmen arbeiten vier Generationen mit teils unterschiedlicher Sozialisierung, unterschiedlichen Lebensphasen und Wertevorstellungen zusammen. Die Aufgabe der Arbeitgeber besteht darin, passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Agile Strukturen, die insbesondere auf Eigenverantwortung und individuelle Stärken setzen, können helfen, die Bedürfnisse der Beschäftigten zu erkennen und zu fördern“, erläutert Albers.

Gen Z und Gen Y – leistungsbereit und karriereorientiert

Minimal sind die Unterschiede zwischen den Generationen, wenn es um die Motivation geht, Geld im Job zu verdienen, gegenüber der persönlichen Befriedigung durch die Arbeit (18- bis 24-Jährige: 48 Prozent / 25- bis 34-Jährige: 45 Prozent / 55- bis 65-Jährige: 55 Prozent). Und wie sich zeigt, haben die Gen Z und Gen Y durchaus Lust auf Arbeit und Karriere. Erkennbar ist das auch daran, dass die Work-Life-Balance für sie gar keine so große Rolle spielt, wie ihnen oftmals nachgesagt wird. Zwar achten 66 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 71 Prozent der 25- bis 34-Jährigen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben. In der älteren Generation sind es allerdings sogar noch etwas mehr, für die dieser Aspekt wichtig ist (45- bis 54-Jährige und 55- bis 65-Jährige: jeweils 75 Prozent).

Für alle entscheidend: Gehalt und Work-Life-Balance

Eine ziemlich große Einigkeit herrscht über alle Generationen hinweg, wenn es darum geht, was einen Arbeitgeber attraktiv macht. So achten, über alle Altersgruppen hinweg, 84 Prozent bei der Wahl des Arbeitgebers auf ein angemessenes Gehalt. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben ist 73 Prozent wichtig und die Wertschätzung am Arbeitsplatz sowie der kollegiale Zusammenhalt sind für 68 beziehungsweise 66 Prozent entscheidend.

Nicht ganz so relevant sind laut Umfrage hingegen Karriere (35 Prozent), Weiterbildungschancen (31 Prozent) und Gestaltungsspielraum (29 Prozent). Auch die Homeoffice-Möglichkeit spielt mit 33 Prozent keine so entscheidende Rolle. Im Gegenteil: 56 Prozent arbeiten gerne vor Ort, weil ihnen die persönliche Zusammenarbeit und der Austausch wichtig sind.

Nachhaltigkeit und Diversität wichtig für Gen Z und Gen Y

Für die jüngere Generation spielen bei der Arbeitgebersuche zusätzlich Aspekte wie Nachhaltigkeit und Diversität eine entscheidende Rolle. 45 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 40 Prozent der 25- bis 34-Jährigen achten bei der Jobwahl darauf, wie nachhaltig das Unternehmen agiert. Unter den Gesamtbefragten ist dieser Punkt bei 35 Prozent. Auch dem Thema Diversität messen die Gen Z und Gen Y eine hohe Bedeutung bei. 39 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 38 Prozent der 25- bis 34-Jährigen legen bei ihrer Jobwahl großen Wert darauf, dass sich der Arbeitgeber mit Vielfalt und Inklusion im Unternehmen auseinandersetzt.

red