Die Klimaproteste der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg sind Anfang des Jahres nach Deutschland übergeschwappt. Auch Schüler in der Region Heilbronn-Franken gehen freitags, statt zum Unterricht, immer wieder für den Klimaschutz auf die Straße.
Wie ein grüner Mittelfinger wirkte der Balken der Partei Bündnis 90/Die Grünen, der nach der Europawahl Ende Mai anzeigte, wem die unter 30-jährigen ihre Stimmen gegeben hatten. Die Umweltpartei lag bei dieser Wählergruppe weit vor der CDU/CSU und der SPD. Das Ergebnis zeigt: Umweltschutz wird jüngeren Menschen zunehmend wichtiger.
Alle, die noch nicht wahlberechtigt sind, ihrer Stimme aber dennoch Gehör verschaffen wollen, müssen sich etwas anderes einfallen lassen: Der „Schulstreik für das Klima“ – im schwedischen Original „skolstrejk för klimatet“ – war im August 2018 die Antwort der Schwedin Greta Thunberg. Mit der damals 15-jährigen als Vorbild, hat sich in Deutschland seit Anfang des Jahres die sogenannte „Fridays-for-Future“-Bewegung etabliert. Schüler und Studierende gehen freitags nicht zur Schule oder in die Universität, sondern protestieren in ihren Heimatstädten für einen besseren Klimaschutz. Kritisiert wird die Bewegung, weil die Streiks während der Schulzeit stattfinden. Thunberg meint: „Warum für die Zukunft lernen, wenn die Zukunft nicht einmal gesichert ist?“
Alles Schulschwänzer?
Viele der jungen Klimaaktivisten sind der Meinung, dass Streiks, die mit Schulausfall verbunden sind, für mehr Aufmerksamkeit sorgen als Demos an Wochenenden. Einige Heilbronner Schüler wollten sich das Image der „Schulschwänzer“ nicht mehr nachsagen lassen und trafen sich aus diesem Grund auch in den Ferien zu einer Demonstration.
Planet B gibt es nicht
Der Astronaut Alexander Gerst hat das Ausmaß der Klimaerwärmung auf unserem Planeten aus dem Weltall gesehen. Er erklärte nach seiner Rückkehr aus dem All beim Empfang in Künzelsau in einem Interview, dass er froh sei, wenn sich junge Menschen für das Klima und unsere Erde engagieren, schließlich hätten wir keinen „Planeten B“ zum Leben. Auf die Frage, was er von der Fridays-for-Future-Bewegung halte, sprach er sich für die jungen Klimaaktivisten aus: „Ich habe Sympathie für alle Menschen, die etwas schützen wollen, die dafür einstehen und ihre Stimme erheben. Das ist eine tolle Sache.“ Er ergänzte: „Wenn man auf den Planeten schaut, dann sieht man, dass wir Menschen im Moment nicht nachhaltig leben und alles was in die Richtung Klimaschutz geht ist – denke ich – unterstützenswert.“
Für Minderjährige, die noch nicht wahlberechtigt sind, sind die Fridays-for-Future-Proteste eine Möglichkeit, sich an der Demokratie zu beteiligen. Denn das Demonstrationsrecht erlaubt es allen Deutschen, sich „friedlich und ohne Waffen zu versammeln“ (Artikel 8, Grundgesetz). Die Schüler nutzen die Klimastreiks zu Unterrichtszeiten, um der Politik zu zeigen, dass ihnen Umwelt- und Klimaschutz am Herzen liegen. Es gehe um die Zukunft, schließlich seien sie es, die Kinder von heute, die morgen auf unserer Erde leben. Der Schulstreik an Freitagen ist ihre Form des Protests, eine Art „grüner Mittelfinger“, um das den Entscheidern in der Politik deutlich zu machen.
Louisa Holz