Firmengärten – ein Gewinn für Mensch und Natur

Firmengärten sind in doppelter Hinsicht eine Investition in die Zukunft. Worauf bei ihrer Planung und dem Bau zu achten ist, erläutert Corinna Jung, Regionalvorsitzende der Region Franken im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V.

Firmengärten
Mit begrünten Hauswänden leisten Unternehmen einen wichtigen Beitrag für ein besseres Stadtklima. Foto: VGL

Was macht für Sie eine besondere Gartenanlage in einem Unternehmen aus?

Corinna Jung: In einem Firmengarten sollten die Mitarbeitenden durchatmen und abschalten können, damit sie in der Pause einen Erholungswert spüren. Das kann ein Spaziergang oder eine Auszeit im Schatten eines gemütlichen Rückzugsortes sein. Den Stressabbau im Grünen können Unternehmen auch sehr gut für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden nutzen.

Welche Materialien und Bauweisen eignen sich gut für den Bau von nachhaltigen Gärten in Bezug auf ihre Umweltverträglichkeit und Langlebigkeit?

Jung: Zum einen wird die Rückbesinnung auf alte Bauweisen kommen, deshalb sollten wir sie in unsere Regelwerke aufnehmen. Auf dem Grundstück muss das gesamte Regenwasser als Gießwasser mit einem durchdachten Regenwassermanagement in Zisternen gesammelt oder versickert werden. In wasserdurchlässige Beläge, beispielsweise wassergebundene Decken oder breite Fugen in Pflasterflächen, versickert das Oberflächenwasser vor Ort. Für nachhaltige Bauweisen gut geeignet sind heimischer Naturstein und versickerungsfähiger Betonstein.

Welche Rolle spielt die Auswahl der Pflanzen, die Wassernutzung sowie die Verwendung ökologischer Materialien?

Jung: Mit dem hiesigen Weinbauklima kommen viele mediterrane Pflanzen gut zurecht. Bei der Pflanzplanung bevorzuge ich deshalb trockenheitsresistente Stauden und Gehölze und mulche die Flächen mineralisch ab. Das schränkt die Verdunstung ein und es entstehen bunte blütenreiche Flächen, die wenig Pflege benötigen. Zudem benötigen unsere Städte viel mehr Pflanzen, die Verdunstungskälte produzieren, um zukünftig Hitzeinseln zu vermeiden. Baumschatten, Dach- und Fassadenbegrünungen werden immer wichtiger. Dachbegrünungen speichern zudem Regenwasser und leiten es zeitverzögert ab. Für die Umsetzung hat die Bundesregierung zahlreiche Förderprogramme aufgelegt. Das Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz berät etwa Kommunen für Siedlungs- und Verkehrsflächen und kennt das passende Förderprogramm.

Inwiefern haben sich in den vergangenen Jahren die Trends bei Firmen- und Privatgärten verändert?

Jung: Die Menschen schätzen eigenes Obst und Gemüse wieder mehr. Deshalb haben Hoch- und Naschbeete, aber auch der Obst- und Beerenanbau Hochkonjunktur. Viele setzen aber auch auf Mähroboter und nachhaltige automatische Bewässerungen. In Firmengärten geht der Trend eindeutig in Richtung Erholung und Entspannung für die Mitarbeitenden während ihrer Pausen.

Firmengärten als Erholungsräume. Foto: VGL BW

Wie wichtig ist es, den Standort und die örtlichen Gegebenheiten bei der Planung und Gestaltung eines Gartens zu berücksichtigen? Welche Herausforderungen oder Vorteile bietet die Region Heilbronn-Franken?

Jung: Viele unserer Baugebiete liegen am Hang. Berücksichtigt dies der planende Architekt von Anfang an, ermöglicht das eine traumhafte Gartengestaltung auf verschiedenen Ebenen. Terrassierende Mauern wirken raumbildend und lassen lauschige windgeschützte oder schattige Bereiche entstehen. Derzeit überwiegt jedoch leider noch der puristische Bauhausstil mit Pool, Kirschlorbeerhecke und Mauerscheiben.

Worauf ist bei der Gestaltung von Firmengärten im Vergleich zu Privatgärten zu achten?

Jung: Ein Firmengarten ist eine Art öffentlicher Raum, in dem sich viele Menschen begegnen. Hier sind barrierefreie Flächen und sicherheitsrelevante Bauweisen erforderlich. Zudem sind die Materialien einer anderen Belastung ausgesetzt als im privaten Garten. Auch ist die Nutzung im Privatgarten meist viel deutlicher definiert. So benötigt ein Firmengarten Ruheinseln, aber auch großzügige Flächen für Feste und einen repräsentativen Eingangsbereich.

Firmengärten
Die Lidl-Hauptverwaltung in Bad Wimpfen mit ihren begrünten Dächern. Foto: Lidl

Welche Beispiele für gelungene Firmengärten gibt es in der Region Heilbronn-Franken?

Jung: Das 2020 erbaute IDS-Technologiezentrum „B39“ in Obersulm-Wilsbach verfügt über ein weitläufiges Freigelände mit hohem ökologischen Nutzen, inklusive Bienenstöcke und naturnaher Bepflanzung. Entsprechend angenehm ist der Außenraum um das moderne Gebäude. Aber auch die Blicke nach draußen aus den Büros sind wunderschön. Ebenfalls ein nachhaltiges Vorzeigeprojekt ist das terrassierte Gebäude der Lidl-Hauptverwaltung in Bad Wimpfen mit seinen begrünten Dächern. Hier wurde der Natur ein Teil der versiegelten Fläche in Form von Dachbegrünungen zurückgegeben. Das ist klimaresilientes Bauen, wie wir es zukünftig dringend benötigen.


Zur die Person

Corinna Jung ist Regionalvorsitzende der Region Franken im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V.
und Geschäftsführerin der Roland Jung GmbH in Ellhofen.


Interview von Teresa Zwirner

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