
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich Ihre Stadt der Zukunft im Jahr 2030 vor. Wie könnte sie aussehen? Für das PROMAGAZIN haben drei Bürgermeister kühne Visionen und konkrete Planungen verraten.

Harry Mergel
Oberbürgermeister von Heilbronn
Wenn ich die Augen schließe, erlebe ich einen fiktiven Tag in Heilbronn in sechs Jahren. Es ist Mittwoch, 17. April 2030:
7 Uhr: Mit dem E-Bike geht es über den ausgebauten Neckarradweg ins Rathaus. Spaziergänger genießen die aufgehende Sonne am neugestalteten Neckarufer zwischen der Friedrich-Ebert-Brücke und Götzenturmbrücke.
8.30 Uhr: Fahrt zum IPAI, der sich kreisrund auf den Steinäckern in der Landschaft erhebt.
9 Uhr: Begrüßung von KI-Experten aus aller Welt, die im IPAI tagen. Dank KI ist kein Dolmetscher mehr erforderlich. Anschließende Stippvisite beim Programmierteam, das die letzten städtischen Dienstleistungen digitalisiert. Damit können die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen dann alles komplett online erledigen.
10.20 Uhr: Baustellenbesichtigung im Stadtquartier Neckarbogen. Das Dreieck rund um den Floßhafen ist komplett, die Einwohnerschaft auf 3000 Bewohner angewachsen. Beim Bäcker stehen die Oberstufenschüler der Josef-Schwarz-Schule in der Pause Schlange.
11.45 Uhr: Online-Meeting mit Kolleginnen und Kollegen aus mehreren europäischen Großstädten zu den Erfahrungen Heilbronns als European Green Capital.
12.30 Uhr: Monatliches Mittagessen mit Wirtschaftsvertretern, Professoren und Vertretern der Forschungsinstitute auf dem Bildungscampus West.
14 Uhr: Sitzungsbeginn des Gemeinderats. Ein Drittel der Stadträtinnen und Stadträte ist digital zugeschaltet. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die weitere Entsiegelung der Innenstadt und Begrünung der Gassen nach dem Vorbild Lohtorstraße, Turmstraße und Zehentgasse.
20 Uhr: Auf geht es zu Music meets Art des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn in der Kunsthalle Vogelmann. Besonders bei der gewachsenen Studentenschaft sind die Tickets begehrt.

Dr. Christoph Grimmer
Oberbürgermeister von Crailsheim
In Crailsheim verfolgen wir das Ziel, eine zukunftsorientierte, nachhaltige und klimafreundliche Stadtplanung voranzutreiben. Unser Fokus liegt dabei auf einer lebenswerten Innenstadt, für die wir aktuell eine ganzheitliche Freiraumplanung entwickeln. Mit diesem Instrument möchten wir die öffentlichen Straßen, Plätze und Aufenthaltsflächen in eine attraktive „Verweil- und Erlebnislandschaft“ verwandeln. Wir erwarten in den nächsten Jahren dahingehend große Fortschritte.
Wichtige Aspekte sind für uns vor allem die Barrierefreiheit, Mobilität, Klimaanpassung, Grünplanung sowie Verkehrs- und Parkraumgestaltung. Wir setzen außerdem auf eine hohe Aufenthaltsqualität durch Spielmöglichkeiten, Wasserspender, Beschattung und Begrünung, um unseren Bürgerinnen und Bürgern angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten in einer belebten und klimaresilienten Innenstadt zu bieten. Neue Wohnquartiere werden mit grünen Dächern und Fassaden nachhaltig und klimaneutral gestaltet. Der Autoverkehr soll reduziert und der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden, was in unserer ländlichen Region jedoch eine der größten Herausforderungen bleibt. Als Ergebnis aus dem aktuellen Lärmschutzgutachten wird in der Karl- und Wilhelmstraße eine Tempo-30-Zone umgesetzt, womit sich der Verkehr in Crailsheims zentraler Einkaufs- und Wohnstraße entschleunigt. Ein weiteres wichtiges Projekt wie die Sanierung des Volksfestplatzes, inklusive einer zentralen Baumreihe sowie attraktiver Rad- und Fußwegverbindungen, wird bis zum Jahr 2030 sicher fertiggestellt sein und das Kalkwiesen- sowie ZOB-Areal befinden sich in der Umsetzung.
Zudem hoffen wir auf die Etablierung eines Hochschulstandorts. Möglicherweise sind die Ergebnisse der On-Demand-Studie, die uns im Herbst dieses Jahres vorliegen, bis dahin Wirklichkeit geworden. Mit diesen Maßnahmen streben wir eine lebenswerte, nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung an, die den Bedürfnissen unserer Bürgerschaft gerecht wird und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Stefan Neumann
Bürgermeister von Künzelsau
Künzelsau im Jahr 2030 ist ein Markenzeichen für eine lebendige und grüne Stadt mit einem erfolgreichen Bildungsprofil: lebendig mit Bars, Cafés und individuellen und meist inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften.
Mit weiterhin reichlich Platz und Angebot für Musik, Kunst und Veranstaltungen aller Art. Grün im Hinblick auf Hitzeschutzmaßnahmen, Förderung von Biodiversität und Versickerungsmöglichkeiten fürs Wasser. Erfolgreich in der Bildung, indem wir bis 2030 unseren Status als Hochschulstadt ausbauen und alle MINT-Initiativen in einem neuen Space Center zusammenbringen – pünktlich zur nächsten Mondmission von Dr. Alexander Gerst, ESA-Astronaut und Künzelsauer Ehrenbürger.
red.