Frauen bei der Bundeswehr?

Vor 20 Jahren war das unvorstellbar: Frauen im Dienst an der Waffe. Das gab es in Deutschland nicht – bis im Jahr 2000 das Gesetz geändert wurde. Seitdem hat sich die Bundeswehr zu einem attraktiven Arbeitgeber mit zahlreichen Aufstiegschancen – auch für Frauen – entwickelt.

Die Bundeswehr war ein Arbeitgeber nur für Männer. Das war auch im Grundgesetz so geregelt. Die Wende kam nach der Klage von Tanja Kreil. Die Mechanikerin, die sich bei der Bundeswehr beworben hatte, ging nach einer Absage vor Gericht. Dabei wurde entschieden, dass der Artikel im Grundgesetz gegen die Richtlinien der Europäischen Union zur beruflichen Gleichstellung von Mann und Frau verstößt. Diese Entscheidung ging als Kreil-Entscheidung in die Geschichte Deutschlands ein.

Es ist Frauen seit Januar 2000 erlaubt, bei der Bundeswehr Karriere zu machen – und zwar nicht nur im Sanitäts- oder beim Militärmusikdienst, sondern auch beim Dienst an der Waffe. Dabei stehen ihnen alle Laufbahnen offen: Kompaniechefin, Kampfpilotin oder Gruppenführerin. Für sie gelten die gleichen Maßstäbe wie für männliche Soldaten auch.

Bereits im ersten Jahr nach dieser Entscheidung dienten rund 6500 Soldatinnen beim deutschen Militär. Dabei gilt: Frauen dürfen nicht zum Militärdienst gezwungen werden, sondern müssen diese Entscheidung freiwillig treffen. Inzwischen sind es mehr als 19 300 Frauen. Davon sind die meisten – rund 15 700 – Soldatinnen auf Zeit. Als Berufssoldatinnen haben sich 2300 verpflichtet und etwa 1300 sind freiwillige Wehrdienstleistende. Damit ist der Frauenanteil bei der Bundeswehr auf rund elf Prozent gestiegen. Mehr als 4700 Frauen haben eine Führungsfunktion inne – sind also Offizier und Sanitätsoffizier. Im Dienstgrad Generalstabsarzt und Generalarzt gibt es bislang je eine Soldatin. Im Dienstgrad Oberstarzt, Oberstapotheker und Oberstveterinär stehen weitere 16 Soldatinnen. Die Öffnung der Laufbahnen für den Truppendienst wird in Kürze erfolgen – wenn die entsprechenden zeitlichen Mindestanforderungen nach Diensteintritt erfolgt sind.

Was macht einen attraktiven Arbeitgeber aus? Diese Frage hat sich auch die Bundeswehr gestellt und sieht die Vereinbarkeit von Familie und Dienst als elementar an. Ebenso ist die Öffnung aller Laufbahnen ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Nur auf
diese Weise kann nachhaltig qualitativer und quantitativer Nachwuchs gewonnen werden. Beispielsweise bietet die Bundeswehr als Arbeitgeber eine altersgerechte und flexible Kinderbetreuung an – auf die Dienstzeiten der Eltern angepasst. Ebenso wird auch die Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen angeboten. Für die Zukunft hat sich die Bundeswehr vorgenommen, noch attraktiver als Arbeitgeber zu werden und insbesondere an ihren Schwächen – wie starre Arbeitszeiten – zu arbeiten. „Ganz konkrete Maßnahmen dafür sind zum Beispiel moderne Arbeitszeitmodelle, die ausreichend Flexibilität und Raum für das Privatleben lassen, wenn gerade kein Einsatz ist. Oder die Einführung einer vorbildlichen Infrastruktur für Kinderbetreuung – und zwar flächendeckend“, erläutert Meike Reetz, Regierungssekretärin bei der Bundeswehr. Ebenso wichtig sei, dass Mitarbeiter mehr Einblick und Einfluss bekommen, welche Berufswege man einschlagen könne. Zudemsolle die Anzahl der belastenden Versetzungen reduziert werden, damit eine größere Planbarkeit gewährleistet sei, so Reetz.

Annika Wieland