Frauen im Unternehmen binden

Damit Frauen nach der Elternzeit erfolgreich in den Beruf zurückkehren können, bedarf es Flexibilisierungsmöglichkeiten. Foto: Groninger

Unternehmen haben es selbst in der Hand, Frauen zu rekrutieren und langfristig zu binden. Dafür braucht es eine familienbewusste Personalpolitik, die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten und das Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen.

Eine schlechte Work-Life-Balance führt bei Frauen vermehrt zu Kündigungen. Dies ist ein Ergebnis der „Women in Workplace“-Studie, für die der HR-Tech-Entwickler HiBob 1.000 Frauen aus Deutschland befragt hat. Das Problem haben viele Unter- nehmen in der Region erkannt. So hat das Crailsheimer Unternehmen Groninger die Angebote für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessert. „Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise die Kernarbeitszeit im klassischen Sinne abgeschafft und durch eine allgemeine Funktionszeit ersetzt, in der die Teams ihre Erreichbarkeit sicherstellen“, sagt Lydia-Kathrin Hilpert, Leiterin der Unternehmenskommunikation. „Die Teams können sich damit flexibel und selbstständig organisieren, sodass es in die jeweiligen Lebensumstände passt und beide Seiten – Beschäftigte und Firma – davon profitieren können.“

Des Weiteren bietet Groninger neben einem flexiblen Gleitzeitkonto an bis zu vier Tagen die Woche mobiles Arbeiten an. Doch auch Politik und Kommunen seien in der Pflicht, betont Hilpert. „Wenn Familien beispielsweise keine Kinderbetreuung finden, weil die Kitas keine Kinder annehmen, ist dies eine Herausforderung, die wir allein nicht lösen können. Hier stehen Politik, Gesellschaft und Unternehmen gleichermaßen in der Verantwortung, Lösungen zu finden.“

Eine Organisation, die hier ansetzt, ist die Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken. Sie unterstützt nicht nur Frauen im Berufsleben, sondern auch Unternehmen bei der Bindung weiblicher Fachkräfte und der Schaffung guter Rahmenbedingungen für eine Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern. „Während der letzten Jahre haben viele Unternehmen erfahren, dass mobiles Arbeiten gut möglich ist und die Mischung von Präsenz im Unternehmen und mobilem Arbeiten zu guten Ergebnissen führen kann, und das nicht nur für Frauen“, betont Corina Comsa, Beraterin in Schwäbisch Hall der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken. Dabei hänge der berufliche Wiedereinstieg von unterschiedlichen Faktoren ab.„Zum einen sind es die Vorstellungen der Frauen, aber auch Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Ausschlaggebend für den beruflichen Wiedereinstieg sind aber auch das familiäre Umfeld oder die Einkommenssituation.“

Kontaktstelle hilft Frauen

Die Firma Groninger hat für „Kinderbetreuungs-Notfälle“ sogar ein Eltern-Kind-Büro eingerichtet, das Eltern in Anspruch nehmen können, wenn sie keine Betreuungsmöglichkeit für ihren Nachwuchs haben. „Seit der Einführung unserer betrieblichen Regelung zur mobilen Arbeit wird das Eltern-Kind-Büro aber nur äußerst selten genutzt“, sagt Lydia-Kathrin Hilpert. Corina Comsa rät Unternehmen, den Fokus auf eine familienbewusste Personalpolitik zu legen. Die Kontaktstelle unterstütze diese bei der Gewinnung und Bindung weiblicher Fachkräfte, Schaffung guter Rahmenbedingungen und der Umsetzung einer familienbewussten Personalpolitik.

Jasmin Wild ist der Wiedereinstieg exzellent gelungen. Die Frau aus Bad Mergentheim war bereits mit 29 Jahren für 200 Mitarbeiter eines Logistikzentrums verantwortlich, bevor sie sich selbstständig machte und zwei Jahre später Mutter wurde. „Ich dachte, dass sich nun alles ändern würde. Baby und Business zu vereinen, war aber leichter als gedacht.“ Die Beraterin hat ihren Sohn bereits nach wenigen Monaten mit zu Wirtschaftsveranstaltungen genommen. Es sei wichtig, sagt Wild, dass Frauen in ihrer Eigenverantwortung gestärkt würden und dass ihnen zugetraut wird, „dass Karriere und Muttersein geht“. Die Kontaktstelle Frau und Beruf gibt Frauen wie Jasmin Wild Impulse, die entscheidend sind für die berufliche Zukunft. „Jede Frau hat ihre Geschichte. Wir hören uns jede Geschichte an, sortieren gemeinsam mit den Frauen ihre Gedanken und geben beruflich Orientierung“, sagt Corina Comsa.

Teresa Zwirner